Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 5. H. Daß alle andere Gem. Neig. felung vergesellschafftet ist. So habe ich auchFreude und Leid unter die Gemühts-Neigungen gerechnet/ die mit denen Mitteln zu thun haben/ nicht mit dem Endzweck. Denn wenn man sei- nen Zweck erreichet hat/ höret die Freude und Be- trübnüs auff/ und entstehet an deren statt die Ru- he des Gemüths/ oder ein Eckel und Antrieb oder Durst zu einer neuen Unruhe/ nachdem der End- zweck vernünfftig oder unvernünfftig ist. 18. Endlich sind auch gewisse affecten/ die 19. Wiewohl nun dieses zu seiner Zeit deut- lich
Das 5. H. Daß alle andere Gem. Neig. felung vergeſellſchafftet iſt. So habe ich auchFreude und Leid unter die Gemuͤhts-Neigungen gerechnet/ die mit denen Mitteln zu thun haben/ nicht mit dem Endzweck. Denn wenn man ſei- nen Zweck erreichet hat/ hoͤret die Freude und Be- truͤbnuͤs auff/ und entſtehet an deren ſtatt die Ru- he des Gemuͤths/ oder ein Eckel und Antrieb oder Durſt zu einer neuen Unruhe/ nachdem der End- zweck vernuͤnfftig oder unvernuͤnfftig iſt. 18. Endlich ſind auch gewiſſe affecten/ die 19. Wiewohl nun dieſes zu ſeiner Zeit deut- lich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0150" n="138"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 5. H. Daß alle andere Gem. Neig.</hi></fw><lb/> felung vergeſellſchafftet iſt. So habe ich auch<lb/> Freude und Leid unter die Gemuͤhts-Neigungen<lb/> gerechnet/ die <hi rendition="#fr">mit denen Mitteln</hi> zu thun haben/<lb/> nicht mit dem Endzweck. Denn wenn man ſei-<lb/> nen Zweck erreichet hat/ hoͤret die Freude und Be-<lb/> truͤbnuͤs auff/ und entſtehet an deren ſtatt <hi rendition="#fr">die Ru-<lb/> he</hi> des Gemuͤths/ oder ein <hi rendition="#fr">Eckel</hi> und Antrieb oder<lb/><hi rendition="#fr">Durſt</hi> zu einer neuen Unruhe/ nachdem der End-<lb/> zweck vernuͤnfftig oder unvernuͤnfftig iſt.</p><lb/> <p>18. Endlich ſind auch gewiſſe <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">affect</hi></hi>en/ die<lb/> mit <hi rendition="#fr">ſolchen Mitteln</hi> zu thun haben/ die <hi rendition="#fr">abſon-<lb/> derlich zu dieſen oder jenen Endzweck aus de-<lb/> nen viererley Arten der Liebe gehoͤren/</hi> wie-<lb/> wohl auch dieſelben eben ſo wohl als die unter-<lb/> ſchiedenen Liebes-Arten ſelbſten ſehr offt von der<lb/> Vernunfft abweichen. Man koͤnte auch dieſe<lb/> Gemuͤhts-Neigungen als <hi rendition="#fr">ſonderliche Beſchaf-<lb/> fenheiten</hi> und <hi rendition="#fr">gewiſſe Kennzeichen</hi> der vierer-<lb/> ley Arten der Liebe/ und jene als <hi rendition="#fr">Haupt-</hi>dieſe a-<lb/> ber als <hi rendition="#fr">Neben</hi>-<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">affect</hi></hi>en anſehen/ weil im̃er einer<lb/> unter denenſelben mehr aus dieſer als aus jener<lb/> Art der Liebe herruͤhret/ mit demſelben vergeſell-<lb/> ſchafftet iſt/ und nachdem ein ſolcher Neben-<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">af-<lb/> fect</hi></hi> ſich ſehr ſtarck bey einem Menſchen blicken<lb/> laͤſt/ auch Kennzeichen giebet/ ob dieſer oder jener<lb/> Haupt-<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Affect</hi></hi> bey einen Menſchen ſtarck anzutref-<lb/> fen ſey.</p><lb/> <p>19. Wiewohl nun dieſes zu ſeiner Zeit deut-<lb/> licher begriffen werden wird/ wenn wir ieden von<lb/> denen unvernuͤnfftigen Haupt-<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Affect</hi></hi>en abſonder-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0150]
Das 5. H. Daß alle andere Gem. Neig.
felung vergeſellſchafftet iſt. So habe ich auch
Freude und Leid unter die Gemuͤhts-Neigungen
gerechnet/ die mit denen Mitteln zu thun haben/
nicht mit dem Endzweck. Denn wenn man ſei-
nen Zweck erreichet hat/ hoͤret die Freude und Be-
truͤbnuͤs auff/ und entſtehet an deren ſtatt die Ru-
he des Gemuͤths/ oder ein Eckel und Antrieb oder
Durſt zu einer neuen Unruhe/ nachdem der End-
zweck vernuͤnfftig oder unvernuͤnfftig iſt.
18. Endlich ſind auch gewiſſe affecten/ die
mit ſolchen Mitteln zu thun haben/ die abſon-
derlich zu dieſen oder jenen Endzweck aus de-
nen viererley Arten der Liebe gehoͤren/ wie-
wohl auch dieſelben eben ſo wohl als die unter-
ſchiedenen Liebes-Arten ſelbſten ſehr offt von der
Vernunfft abweichen. Man koͤnte auch dieſe
Gemuͤhts-Neigungen als ſonderliche Beſchaf-
fenheiten und gewiſſe Kennzeichen der vierer-
ley Arten der Liebe/ und jene als Haupt-dieſe a-
ber als Neben-affecten anſehen/ weil im̃er einer
unter denenſelben mehr aus dieſer als aus jener
Art der Liebe herruͤhret/ mit demſelben vergeſell-
ſchafftet iſt/ und nachdem ein ſolcher Neben-af-
fect ſich ſehr ſtarck bey einem Menſchen blicken
laͤſt/ auch Kennzeichen giebet/ ob dieſer oder jener
Haupt-Affect bey einen Menſchen ſtarck anzutref-
fen ſey.
19. Wiewohl nun dieſes zu ſeiner Zeit deut-
licher begriffen werden wird/ wenn wir ieden von
denen unvernuͤnfftigen Haupt-Affecten abſonder-
lich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/150 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/150>, abgerufen am 23.07.2024. |