Sechste Betrachtung. Unser Herr, vor Pilatus Richterstuhl.
[Spaltenumbruch]Matth. Kap. 27, 1--26. Des Morgens aber hielten alle Hohenprie- ster und die Aeltesten des Volks einen Nath über Jesum, daß sie ihn töd- teten. Und bunden ihn, führten ihn hin, und überantworteten ihn dem Landpfleger Pontio Pilato. Da das sahe Judas, der ihn verra- then hatte, daß er ver- dammt war zum Tode, gereuete es ihn, und brachte herwieder die dreissiig Silberlinge den Hohenpriestern und den Aeltesten. Und sprach: "ich habe übel gethan, &q;daß ich unschuldig Blut &q;verrathen habe." Sie sprachen: "was gehet &q;uns das an? da siehe &q;du zu!" Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hub sich davon, ging hin, und erhänkte [Spaltenumbruch]Mark. Kap. 15, 1--15. Und bald am Morgen hielten die Hohenpriester einen Rath mit den Ael- testen und Schriftgelehr- ten, dazu der ganze Rath, und bunden Jesum, und führten ihn hin, und überantworteten ihn Pi- lato. Und Pilatus frag- te ihn: "bist du ein Kö- &q;nig der Juden?" Er antwortete aber, und sprach zu ihm: "du sa- &q;gests." Und die Ho- henpriester beschuldigten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermal, und sprach: "antwortest du &q;nichts? siehe, wie hart &q;sie dich verklagen." Je- sus aber antwortete nichts mehr, also, daß sich auch Pilatus ver- wunderte. Er pflegte aber ihnen auf das Osterfest einen Gefan- genen los zu geben, wel-
sich
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Sechste Betrachtung. Unſer Herr, vor Pilatus Richterſtuhl.
[Spaltenumbruch]Matth. Kap. 27, 1—26. Des Morgens aber hielten alle Hohenprie- ſter und die Aelteſten des Volks einen Nath über Jeſum, daß ſie ihn töd- teten. Und bunden ihn, führten ihn hin, und überantworteten ihn dem Landpfleger Pontio Pilato. Da das ſahe Judas, der ihn verra- then hatte, daß er ver- dammt war zum Tode, gereuete es ihn, und brachte herwieder die dreiſſiig Silberlinge den Hohenprieſtern und den Aelteſten. Und ſprach: “ich habe übel gethan, &q;daß ich unſchuldig Blut &q;verrathen habe.” Sie ſprachen: “was gehet &q;uns das an? da ſiehe &q;du zu!” Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hub ſich davon, ging hin, und erhänkte [Spaltenumbruch]Mark. Kap. 15, 1—15. Und bald am Morgen hielten die Hohenprieſter einen Rath mit den Ael- teſten und Schriftgelehr- ten, dazu der ganze Rath, und bunden Jeſum, und führten ihn hin, und überantworteten ihn Pi- lato. Und Pilatus frag- te ihn: “biſt du ein Kö- &q;nig der Juden?” Er antwortete aber, und ſprach zu ihm: “du ſa- &q;geſts.” Und die Ho- henprieſter beſchuldigten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermal, und ſprach: “antworteſt du &q;nichts? ſiehe, wie hart &q;ſie dich verklagen.” Je- ſus aber antwortete nichts mehr, alſo, daß ſich auch Pilatus ver- wunderte. Er pflegte aber ihnen auf das Oſterfeſt einen Gefan- genen los zu geben, wel-
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Sechste Betrachtung.
Unſer Herr, vor Pilatus Richterſtuhl.
Matth. Kap. 27,
1—26.
Des Morgens aber
hielten alle Hohenprie-
ſter und die Aelteſten des
Volks einen Nath über
Jeſum, daß ſie ihn töd-
teten. Und bunden ihn,
führten ihn hin, und
überantworteten ihn
dem Landpfleger Pontio
Pilato. Da das ſahe
Judas, der ihn verra-
then hatte, daß er ver-
dammt war zum Tode,
gereuete es ihn, und
brachte herwieder die
dreiſſiig Silberlinge den
Hohenprieſtern und den
Aelteſten. Und ſprach:
“ich habe übel gethan,
&q;daß ich unſchuldig Blut
&q;verrathen habe.” Sie
ſprachen: “was gehet
&q;uns das an? da ſiehe
&q;du zu!” Und er warf
die Silberlinge in den
Tempel, hub ſich davon,
ging hin, und erhänkte
ſich
Mark. Kap. 15,
1—15.
Und bald am Morgen
hielten die Hohenprieſter
einen Rath mit den Ael-
teſten und Schriftgelehr-
ten, dazu der ganze Rath,
und bunden Jeſum, und
führten ihn hin, und
überantworteten ihn Pi-
lato. Und Pilatus frag-
te ihn: “biſt du ein Kö-
&q;nig der Juden?” Er
antwortete aber, und
ſprach zu ihm: “du ſa-
&q;geſts.” Und die Ho-
henprieſter beſchuldigten
ihn hart. Pilatus aber
fragte ihn abermal, und
ſprach: “antworteſt du
&q;nichts? ſiehe, wie hart
&q;ſie dich verklagen.” Je-
ſus aber antwortete
nichts mehr, alſo, daß
ſich auch Pilatus ver-
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aber ihnen auf das
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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/95>, abgerufen am 16.02.2025.
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