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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.

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Unser Herr
[Spaltenumbruch] Luk. Kap. 22,
40--46.
Und als er bahin kam:
sprach er zu ihnen: "be-
&q;tet, auf daß ihr nicht
&q;in Anfechtung fallet."
Und er riß sich von ihnen
bei einem Steinwurf, und
kniete nieder, betete, und
sprach: "Vater, willt
&q;du: so nimm diesen
&q;Kelch von mir, doch
&q;nicht mein, sondern dein
&q;Wille geschehe." Es
erschien ihm aber ein En-
gel vom Himmel, und
stärkte ihn. Und es kam, daß er mit dem Tode
rang, und betete heftiger. Es ward aber sein
Schweis, wie Blutstropfen, die fielen auf die
Erde. Und er stund auf von dem Gebet, und
kam zu seinen Jüngern, und fand sie schlafend
vor Traurigkeit. Und sprach zu ihnen: "was
&q;schlafet ihr? Stehet auf und betet, auf daß ihr
&q;nicht in Anfechtung fallet."

[Spaltenumbruch] Joh. Kap. (12, 27.)
18, 1.
("Jezt ist meine Sele
&q;betrübt. Und was soll
&q;ich sagen? Vater, hilf
&q;mir aus dieser Stun-
&q;de; doch darum bin ich
&q;in diese Stunde kom-
&q;men.") Da Jesus sol-
ches geredet hatte: ging
er hinaus mit seinen
Jüngern über den Bach
Kidron, da war ein Gar-
te, darein ging Jesus,
und seine Jünger.

Der heil. Johannes erwähnt in seinem Evan-
gelium des Selenleidens nicht, was unser Herr
am Oelberg in der Nacht, die er einsam durch-
wachte, bis zu einem schreklichen Morgen, erdul-
det hat. Und doch war er selbst, dieser Jünger,
den Jesus lieb hatte, wie bei andern, vorzüglich

merk-
Unſer Herr
[Spaltenumbruch] Luk. Kap. 22,
40—46.
Und als er bahin kam:
ſprach er zu ihnen: “be-
&q;tet, auf daß ihr nicht
&q;in Anfechtung fallet.”
Und er riß ſich von ihnen
bei einem Steinwurf, und
kniete nieder, betete, und
ſprach: “Vater, willt
&q;du: ſo nimm dieſen
&q;Kelch von mir, doch
&q;nicht mein, ſondern dein
&q;Wille geſchehe.” Es
erſchien ihm aber ein En-
gel vom Himmel, und
ſtärkte ihn. Und es kam, daß er mit dem Tode
rang, und betete heftiger. Es ward aber ſein
Schweis, wie Blutstropfen, die fielen auf die
Erde. Und er ſtund auf von dem Gebet, und
kam zu ſeinen Jüngern, und fand ſie ſchlafend
vor Traurigkeit. Und ſprach zu ihnen: “was
&q;ſchlafet ihr? Stehet auf und betet, auf daß ihr
&q;nicht in Anfechtung fallet.”

[Spaltenumbruch] Joh. Kap. (12, 27.)
18, 1.
(“Jezt iſt meine Sele
&q;betrübt. Und was ſoll
&q;ich ſagen? Vater, hilf
&q;mir aus dieſer Stun-
&q;de; doch darum bin ich
&q;in dieſe Stunde kom-
&q;men.”) Da Jeſus ſol-
ches geredet hatte: ging
er hinaus mit ſeinen
Jüngern über den Bach
Kidron, da war ein Gar-
te, darein ging Jeſus,
und ſeine Jünger.

Der heil. Johannes erwähnt in ſeinem Evan-
gelium des Selenleidens nicht, was unſer Herr
am Oelberg in der Nacht, die er einſam durch-
wachte, bis zu einem ſchreklichen Morgen, erdul-
det hat. Und doch war er ſelbſt, dieſer Jünger,
den Jeſus lieb hatte, wie bei andern, vorzüglich

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[36/0050] Unſer Herr Luk. Kap. 22, 40—46. Und als er bahin kam: ſprach er zu ihnen: “be- &q;tet, auf daß ihr nicht &q;in Anfechtung fallet.” Und er riß ſich von ihnen bei einem Steinwurf, und kniete nieder, betete, und ſprach: “Vater, willt &q;du: ſo nimm dieſen &q;Kelch von mir, doch &q;nicht mein, ſondern dein &q;Wille geſchehe.” Es erſchien ihm aber ein En- gel vom Himmel, und ſtärkte ihn. Und es kam, daß er mit dem Tode rang, und betete heftiger. Es ward aber ſein Schweis, wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde. Und er ſtund auf von dem Gebet, und kam zu ſeinen Jüngern, und fand ſie ſchlafend vor Traurigkeit. Und ſprach zu ihnen: “was &q;ſchlafet ihr? Stehet auf und betet, auf daß ihr &q;nicht in Anfechtung fallet.” Joh. Kap. (12, 27.) 18, 1. (“Jezt iſt meine Sele &q;betrübt. Und was ſoll &q;ich ſagen? Vater, hilf &q;mir aus dieſer Stun- &q;de; doch darum bin ich &q;in dieſe Stunde kom- &q;men.”) Da Jeſus ſol- ches geredet hatte: ging er hinaus mit ſeinen Jüngern über den Bach Kidron, da war ein Gar- te, darein ging Jeſus, und ſeine Jünger. Der heil. Johannes erwähnt in ſeinem Evan- gelium des Selenleidens nicht, was unſer Herr am Oelberg in der Nacht, die er einſam durch- wachte, bis zu einem ſchreklichen Morgen, erdul- det hat. Und doch war er ſelbſt, dieſer Jünger, den Jeſus lieb hatte, wie bei andern, vorzüglich merk-

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Zitationshilfe: Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/50>, abgerufen am 22.07.2024.