Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Unser Herr,
er ihm gleich zur Antwort gegeben: "und ich
&q;sage dir auch, du bist Petrus,
ein Mann,
&q;wie ein Fels, und auf diesen Felsen will ich
&q;bauen meine Gemeine, und die Pforten
&q;der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
"
Und so nannte er ihn izt nicht mehr, izt nicht,
beim Abschiednehmen, sondern: Simon Jo-
hanna!
Wie, war denn also dieser Fels gewi-
chen, hatten die Pforten der Hölle ihn schon über-
wältigt, schon den Grund zerstört, noch eh eine
Gemeine auf ihm erbauet war? Konnte ein sol-
cher Gedanke izt nicht die Sele des guten Petrus
trüben, zumal wenn er an seine vormaligen Be-
theurungen seiner Liebe zu Jesu, an seinen Eid-
schwur, und ach an dessen Bruch, und an den Eid
gedachte, mit welchem er Jesum verläugnet hatte?
Und wie wars, nicht nur bei dieser Frage, sondern
auch gerade bei dieser Benennung, so natürlich, daß
Petrus, daß auch die übrigen Jünger izt daran
gedachten! Denn gerade mit dem Namen hatte
ia Jesus ihn genannt, wie er ihm seinen Fall vor-
hergesagt, und ihn darüber schon im Voraus zu
trösten gesucht hatte. "Simon, Simon, hatte
&q;er zu ihm gesagt, siehe, der Satanas, der Be-
&q;fehlshaber über die Pforten der Hölle, hat eu-
&q;rer begehret, daß er euch mögte sichten,
&q;wie den Waizen. Ich aber habe für dich
&q;gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre,
&q;und wenn du dermaleins dich bekehrest:
&q;so stärke deine Brüder.
" Mußt ihm das
izt wohl nicht beifallen, wie Jesus ihn fragte:
"Simon Johanna, hast du mich lieber,

&q;denn

Unſer Herr,
er ihm gleich zur Antwort gegeben: “und ich
&q;ſage dir auch, du biſt Petrus,
ein Mann,
&q;wie ein Fels, und auf dieſen Felſen will ich
&q;bauen meine Gemeine, und die Pforten
&q;der Hölle ſollen ſie nicht überwältigen.

Und ſo nannte er ihn izt nicht mehr, izt nicht,
beim Abſchiednehmen, ſondern: Simon Jo-
hanna!
Wie, war denn alſo dieſer Fels gewi-
chen, hatten die Pforten der Hölle ihn ſchon über-
wältigt, ſchon den Grund zerſtört, noch eh eine
Gemeine auf ihm erbauet war? Konnte ein ſol-
cher Gedanke izt nicht die Sele des guten Petrus
trüben, zumal wenn er an ſeine vormaligen Be-
theurungen ſeiner Liebe zu Jeſu, an ſeinen Eid-
ſchwur, und ach an deſſen Bruch, und an den Eid
gedachte, mit welchem er Jeſum verläugnet hatte?
Und wie wars, nicht nur bei dieſer Frage, ſondern
auch gerade bei dieſer Benennung, ſo natürlich, daß
Petrus, daß auch die übrigen Jünger izt daran
gedachten! Denn gerade mit dem Namen hatte
ia Jeſus ihn genannt, wie er ihm ſeinen Fall vor-
hergeſagt, und ihn darüber ſchon im Voraus zu
tröſten geſucht hatte. “Simon, Simon, hatte
&q;er zu ihm geſagt, ſiehe, der Satanas, der Be-
&q;fehlshaber über die Pforten der Hölle, hat eu-
&q;rer begehret, daß er euch mögte ſichten,
&q;wie den Waizen. Ich aber habe für dich
&q;gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre,
&q;und wenn du dermaleins dich bekehreſt:
&q;ſo ſtärke deine Brüder.
” Mußt ihm das
izt wohl nicht beifallen, wie Jeſus ihn fragte:
Simon Johanna, haſt du mich lieber,

&q;denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0202" n="188"/><fw place="top" type="header">Un&#x017F;er Herr,</fw><lb/>
er ihm gleich zur Antwort gegeben: &#x201C;<hi rendition="#fr">und ich<lb/>
&amp;q;&#x017F;age dir auch, du bi&#x017F;t Petrus,</hi> ein Mann,<lb/>
&amp;q;wie ein Fels, <hi rendition="#fr">und auf die&#x017F;en Fel&#x017F;en will ich<lb/>
&amp;q;bauen meine Gemeine, und die Pforten<lb/>
&amp;q;der Hölle &#x017F;ollen &#x017F;ie nicht überwältigen.</hi>&#x201D;<lb/>
Und &#x017F;o nannte er ihn <hi rendition="#fr">izt</hi> nicht mehr, izt nicht,<lb/>
beim <hi rendition="#fr">Ab&#x017F;chiednehmen,</hi> &#x017F;ondern: <hi rendition="#fr">Simon Jo-<lb/>
hanna!</hi> Wie, war denn al&#x017F;o die&#x017F;er Fels gewi-<lb/>
chen, hatten die Pforten der Hölle <hi rendition="#fr">ihn</hi> &#x017F;chon über-<lb/>
wältigt, &#x017F;chon den <hi rendition="#fr">Grund</hi> zer&#x017F;tört, noch eh eine<lb/>
Gemeine auf ihm erbauet war? Konnte ein &#x017F;ol-<lb/>
cher Gedanke izt nicht die Sele des guten Petrus<lb/>
trüben, zumal wenn er an &#x017F;eine vormaligen Be-<lb/>
theurungen &#x017F;einer Liebe zu Je&#x017F;u, an &#x017F;einen Eid-<lb/>
&#x017F;chwur, und ach an de&#x017F;&#x017F;en Bruch, und an <hi rendition="#fr">den</hi> Eid<lb/>
gedachte, mit welchem er Je&#x017F;um verläugnet hatte?<lb/>
Und wie wars, nicht nur bei die&#x017F;er Frage, &#x017F;ondern<lb/>
auch gerade bei die&#x017F;er Benennung, &#x017F;o natürlich, daß<lb/>
Petrus, daß auch die übrigen Jünger izt daran<lb/>
gedachten! Denn gerade mit <hi rendition="#fr">dem</hi> Namen hatte<lb/>
ia Je&#x017F;us ihn genannt, wie er ihm &#x017F;einen Fall vor-<lb/>
herge&#x017F;agt, und ihn darüber &#x017F;chon im Voraus zu<lb/>
trö&#x017F;ten ge&#x017F;ucht hatte. &#x201C;<hi rendition="#fr">Simon, Simon,</hi> hatte<lb/>
&amp;q;er zu ihm ge&#x017F;agt, <hi rendition="#fr">&#x017F;iehe, der Satanas,</hi> der Be-<lb/>
&amp;q;fehlshaber über die Pforten der Hölle, <hi rendition="#fr">hat eu-<lb/>
&amp;q;rer begehret, daß er euch mögte &#x017F;ichten,<lb/>
&amp;q;wie den Waizen. Ich aber habe für dich<lb/>
&amp;q;gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre,<lb/>
&amp;q;und wenn du dermaleins dich bekehre&#x017F;t:<lb/>
&amp;q;&#x017F;o &#x017F;tärke deine Brüder.</hi>&#x201D; Mußt ihm das<lb/>
izt wohl nicht beifallen, wie Je&#x017F;us ihn fragte:<lb/>
&#x201C;<hi rendition="#fr">Simon Johanna, ha&#x017F;t du mich lieber,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&amp;q;<hi rendition="#fr">denn</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0202] Unſer Herr, er ihm gleich zur Antwort gegeben: “und ich &q;ſage dir auch, du biſt Petrus, ein Mann, &q;wie ein Fels, und auf dieſen Felſen will ich &q;bauen meine Gemeine, und die Pforten &q;der Hölle ſollen ſie nicht überwältigen.” Und ſo nannte er ihn izt nicht mehr, izt nicht, beim Abſchiednehmen, ſondern: Simon Jo- hanna! Wie, war denn alſo dieſer Fels gewi- chen, hatten die Pforten der Hölle ihn ſchon über- wältigt, ſchon den Grund zerſtört, noch eh eine Gemeine auf ihm erbauet war? Konnte ein ſol- cher Gedanke izt nicht die Sele des guten Petrus trüben, zumal wenn er an ſeine vormaligen Be- theurungen ſeiner Liebe zu Jeſu, an ſeinen Eid- ſchwur, und ach an deſſen Bruch, und an den Eid gedachte, mit welchem er Jeſum verläugnet hatte? Und wie wars, nicht nur bei dieſer Frage, ſondern auch gerade bei dieſer Benennung, ſo natürlich, daß Petrus, daß auch die übrigen Jünger izt daran gedachten! Denn gerade mit dem Namen hatte ia Jeſus ihn genannt, wie er ihm ſeinen Fall vor- hergeſagt, und ihn darüber ſchon im Voraus zu tröſten geſucht hatte. “Simon, Simon, hatte &q;er zu ihm geſagt, ſiehe, der Satanas, der Be- &q;fehlshaber über die Pforten der Hölle, hat eu- &q;rer begehret, daß er euch mögte ſichten, &q;wie den Waizen. Ich aber habe für dich &q;gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre, &q;und wenn du dermaleins dich bekehreſt: &q;ſo ſtärke deine Brüder.” Mußt ihm das izt wohl nicht beifallen, wie Jeſus ihn fragte: “Simon Johanna, haſt du mich lieber, &q;denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/202
Zitationshilfe: Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/202>, abgerufen am 24.11.2024.