mehr, wie er auch izt kaum wohl noch Hunger empfand.
Allein die Freude der Jünger, die gewis schon bei dem ersten, halben Bericht ihrer Angehörigen: das Grab des Herrn sei izt, am Morgen des drit- ten Tags nach seinem Tode, leer, und sein Leich- nam nirgends zu finden, und bei der völligern Er- zählung: sogar der, mit dem Insiegel des hohen Raths bezeichnete, Stein, mit dem man es ver- wahrt habe, sei, in merklicher Weite, von ihm hin- weggewälzt, und ienes Siegel gleichwohl noch unverlezt, ia sogar die römischen Soldaten, welche, auf Anhalten der Oberpriester, und auf Befehl des Statthalters, das Grab bewacht hätten, seien ge- flüchtet -- die Freude der Jünger, die, sag ich, bei diesem Bericht, der sich hernach immer auf gleiche Art bestätigte, in ihren Selen gleich dun- kel erwachte, die aus ihren, so getrübten, Augen schon heiter strahlte, wie iene Beiden von ihrem, traurigen, Spaziergange nach Emmahus, so fröh- lich, zurükkehrten, und sie, noch fröhlicher, ihnen entgegneten, die ganz vollkommen ward, wie nun ihr auferstandner Herr sich auf einmal in ihrer aller Mitte befand, und sich iedem einzeln zu er- kennen gab, diese Freude war zu gros, als daß sie den Thomas länger hätten allein, als daß sie ihm hätten Ruh lassen sollen, wie ängstlich er sich auch verborgen hielt. Er mußte herbei in ihre Gesell- schaft, um zu sehen und zu hören, was sich alles mit ihnen zugetragen habe, wann und wie ihnen der Herr erschienen sei, wie er sich ihnen zu erken-
nen
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in der Unterredung mit Thomas ꝛc.
mehr, wie er auch izt kaum wohl noch Hunger empfand.
Allein die Freude der Jünger, die gewis ſchon bei dem erſten, halben Bericht ihrer Angehörigen: das Grab des Herrn ſei izt, am Morgen des drit- ten Tags nach ſeinem Tode, leer, und ſein Leich- nam nirgends zu finden, und bei der völligern Er- zählung: ſogar der, mit dem Inſiegel des hohen Raths bezeichnete, Stein, mit dem man es ver- wahrt habe, ſei, in merklicher Weite, von ihm hin- weggewälzt, und ienes Siegel gleichwohl noch unverlezt, ia ſogar die römiſchen Soldaten, welche, auf Anhalten der Oberprieſter, und auf Befehl des Statthalters, das Grab bewacht hätten, ſeien ge- flüchtet — die Freude der Jünger, die, ſag ich, bei dieſem Bericht, der ſich hernach immer auf gleiche Art beſtätigte, in ihren Selen gleich dun- kel erwachte, die aus ihren, ſo getrübten, Augen ſchon heiter ſtrahlte, wie iene Beiden von ihrem, traurigen, Spaziergange nach Emmahus, ſo fröh- lich, zurükkehrten, und ſie, noch fröhlicher, ihnen entgegneten, die ganz vollkommen ward, wie nun ihr auferſtandner Herr ſich auf einmal in ihrer aller Mitte befand, und ſich iedem einzeln zu er- kennen gab, dieſe Freude war zu gros, als daß ſie den Thomas länger hätten allein, als daß ſie ihm hätten Ruh laſſen ſollen, wie ängſtlich er ſich auch verborgen hielt. Er mußte herbei in ihre Geſell- ſchaft, um zu ſehen und zu hören, was ſich alles mit ihnen zugetragen habe, wann und wie ihnen der Herr erſchienen ſei, wie er ſich ihnen zu erken-
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in der Unterredung mit Thomas ꝛc.
mehr, wie er auch izt kaum wohl noch Hunger
empfand.
Allein die Freude der Jünger, die gewis ſchon
bei dem erſten, halben Bericht ihrer Angehörigen:
das Grab des Herrn ſei izt, am Morgen des drit-
ten Tags nach ſeinem Tode, leer, und ſein Leich-
nam nirgends zu finden, und bei der völligern Er-
zählung: ſogar der, mit dem Inſiegel des hohen
Raths bezeichnete, Stein, mit dem man es ver-
wahrt habe, ſei, in merklicher Weite, von ihm hin-
weggewälzt, und ienes Siegel gleichwohl noch
unverlezt, ia ſogar die römiſchen Soldaten, welche,
auf Anhalten der Oberprieſter, und auf Befehl des
Statthalters, das Grab bewacht hätten, ſeien ge-
flüchtet — die Freude der Jünger, die, ſag ich,
bei dieſem Bericht, der ſich hernach immer auf
gleiche Art beſtätigte, in ihren Selen gleich dun-
kel erwachte, die aus ihren, ſo getrübten, Augen
ſchon heiter ſtrahlte, wie iene Beiden von ihrem,
traurigen, Spaziergange nach Emmahus, ſo fröh-
lich, zurükkehrten, und ſie, noch fröhlicher, ihnen
entgegneten, die ganz vollkommen ward, wie nun
ihr auferſtandner Herr ſich auf einmal in ihrer
aller Mitte befand, und ſich iedem einzeln zu er-
kennen gab, dieſe Freude war zu gros, als daß ſie
den Thomas länger hätten allein, als daß ſie ihm
hätten Ruh laſſen ſollen, wie ängſtlich er ſich auch
verborgen hielt. Er mußte herbei in ihre Geſell-
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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/183>, abgerufen am 22.07.2024.
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