Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.in der Unterredung mit Thomas etc. mehr, wie er auch izt kaum wohl noch Hungerempfand. Allein die Freude der Jünger, die gewis schon nen L 5
in der Unterredung mit Thomas ꝛc. mehr, wie er auch izt kaum wohl noch Hungerempfand. Allein die Freude der Jünger, die gewis ſchon nen L 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0183" n="169"/><fw place="top" type="header">in der Unterredung mit Thomas ꝛc.</fw><lb/> mehr, wie er auch izt kaum wohl noch Hunger<lb/> empfand.</p><lb/> <p>Allein die Freude der Jünger, die gewis ſchon<lb/> bei dem erſten, halben Bericht ihrer Angehörigen:<lb/> das Grab des Herrn ſei izt, am Morgen des drit-<lb/> ten Tags nach ſeinem Tode, leer, und ſein Leich-<lb/> nam nirgends zu finden, und bei der völligern Er-<lb/> zählung: ſogar der, mit dem Inſiegel des hohen<lb/> Raths bezeichnete, Stein, mit dem man es ver-<lb/> wahrt habe, ſei, in merklicher Weite, von ihm hin-<lb/> weggewälzt, und ienes Siegel gleichwohl noch<lb/> unverlezt, ia ſogar die römiſchen Soldaten, welche,<lb/> auf Anhalten der Oberprieſter, und auf Befehl des<lb/> Statthalters, das Grab bewacht hätten, ſeien ge-<lb/> flüchtet — die Freude der Jünger, die, ſag ich,<lb/> bei dieſem Bericht, der ſich hernach immer auf<lb/> gleiche Art beſtätigte, in ihren Selen gleich dun-<lb/> kel erwachte, die aus ihren, ſo getrübten, Augen<lb/> ſchon heiter ſtrahlte, wie iene Beiden von ihrem,<lb/> traurigen, Spaziergange nach Emmahus, ſo fröh-<lb/> lich, zurükkehrten, und ſie, noch fröhlicher, ihnen<lb/> entgegneten, die ganz vollkommen ward, wie nun<lb/> ihr auferſtandner Herr ſich auf einmal in ihrer<lb/> aller Mitte befand, und ſich iedem einzeln zu er-<lb/> kennen gab, dieſe Freude war zu gros, als daß ſie<lb/> den Thomas länger hätten allein, als daß ſie ihm<lb/> hätten Ruh laſſen ſollen, wie ängſtlich er ſich auch<lb/> verborgen hielt. Er mußte herbei in ihre Geſell-<lb/> ſchaft, um zu ſehen und zu hören, was ſich alles<lb/> mit ihnen zugetragen habe, wann und wie ihnen<lb/> der Herr erſchienen ſei, wie er ſich ihnen zu erken-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0183]
in der Unterredung mit Thomas ꝛc.
mehr, wie er auch izt kaum wohl noch Hunger
empfand.
Allein die Freude der Jünger, die gewis ſchon
bei dem erſten, halben Bericht ihrer Angehörigen:
das Grab des Herrn ſei izt, am Morgen des drit-
ten Tags nach ſeinem Tode, leer, und ſein Leich-
nam nirgends zu finden, und bei der völligern Er-
zählung: ſogar der, mit dem Inſiegel des hohen
Raths bezeichnete, Stein, mit dem man es ver-
wahrt habe, ſei, in merklicher Weite, von ihm hin-
weggewälzt, und ienes Siegel gleichwohl noch
unverlezt, ia ſogar die römiſchen Soldaten, welche,
auf Anhalten der Oberprieſter, und auf Befehl des
Statthalters, das Grab bewacht hätten, ſeien ge-
flüchtet — die Freude der Jünger, die, ſag ich,
bei dieſem Bericht, der ſich hernach immer auf
gleiche Art beſtätigte, in ihren Selen gleich dun-
kel erwachte, die aus ihren, ſo getrübten, Augen
ſchon heiter ſtrahlte, wie iene Beiden von ihrem,
traurigen, Spaziergange nach Emmahus, ſo fröh-
lich, zurükkehrten, und ſie, noch fröhlicher, ihnen
entgegneten, die ganz vollkommen ward, wie nun
ihr auferſtandner Herr ſich auf einmal in ihrer
aller Mitte befand, und ſich iedem einzeln zu er-
kennen gab, dieſe Freude war zu gros, als daß ſie
den Thomas länger hätten allein, als daß ſie ihm
hätten Ruh laſſen ſollen, wie ängſtlich er ſich auch
verborgen hielt. Er mußte herbei in ihre Geſell-
ſchaft, um zu ſehen und zu hören, was ſich alles
mit ihnen zugetragen habe, wann und wie ihnen
der Herr erſchienen ſei, wie er ſich ihnen zu erken-
nen
L 5
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