Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.in der Unterredung mit Thomas etc. Darnach spricht er zu Thoma: "reiche deine Thomas scheint, nach dem Plazze zu urtheilen, Das erste Wort, was wir aus seinem Munde Freund, L 2
in der Unterredung mit Thomas ꝛc. Darnach ſpricht er zu Thoma: “reiche deine Thomas ſcheint, nach dem Plazze zu urtheilen, Das erſte Wort, was wir aus ſeinem Munde Freund, L 2
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in der Unterredung mit Thomas ꝛc.
Darnach ſpricht er zu Thoma: “reiche deine
&q;Finger her, und ſiehe meine Hände, und reiche
&q;deine Hand her, und lege ſie in meine Seite, und
&q;ſei nicht ungläubig, ſondern gläubig.” Thomas
antwortete, und ſprach zu ihm: “mein Herr und
&q;mein Gott!” Spricht Jeſus zu ihm: “dieweil
&q;du mich geſehen haſt, Thoma, ſo gläubeſt du.
&q;Selig ſind, die nicht ſehen, und doch gläuben.”
Thomas ſcheint, nach dem Plazze zu urtheilen,
den ſein Name in dem Verzeichnis der Zwölf-
männer einnimmt, kurz vor, oder gleich nach
Matthäus, dem erſten heiligen Geſchichtſchreiber,
von dem Herrn zum Jünger und Apoſtel berufen
worden zu ſein. In den drei erſten Evangelien
wird ſeiner nicht weiter gedacht. Nur Johannes
wirft einiges Licht auf den Charakter dieſes Man-
nes, und dem zufolge, was dieſer Evangeliſt gele-
gentlich von ihm anführt, ſcheint er etwas ſtill und
verſchloſſen, etwas mistrauiſch und furchtſam, aber
doch im Grunde ein herzensguter Mann geweſen
zu ſein, der, wenn ſein Gemüth einmal in Bewe-
gung geſezt ward, dann auch ſehr tief und ſtark
gerührt werden konnte.
Das erſte Wort, was wir aus ſeinem Munde
hören, bezeichnet ihn gleich von dieſer Seite, und
nimmt gewis ieden Leſer, der ſelbſt reiner Empfin-
dung fähig iſt, für ihn ein. Jeſus war nämlich mit
ihm und den übrigen Jüngern auf dem Wege nach
Bethanien, um daſelbſt ihren gemeinſchaftlichen
Freund,
L 2
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