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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.

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im Grabe und in der Hölle.
entlassen: gehe hin zu meinen Brüdern, und
sag ihnen: ich fahre auf zu meinem Vater,
und zu eurem Vater, zu meinem Gott, und
zu eurem Gott?
Nein, aufgefahren war bis
dahin, war also im Tode seines Leibes sein un-
sterblicher Geist noch nicht persönlich in den Him-
mel; hingeleitet hatt er nur, wenn ich so sagen
darf, den, mit ihm gekreuzigten, nicht lasterhaf-
ten, reuigen, Verbrecher in den Vorhof desselben,
ins Paradies, so daß dieser seine göttliche All-
gegenwart gleich beim Eintritt in dasselbe empfin-
den mußte: er selbst aber war noch nicht in den
Himmel eingegangen, wie in seine bleibende
Wohnung.
Und gleichwohl hatte er die Erde
persönlich verlassen, und gleichwohl konnte sein
unsterblicher Geist nicht einen Augenblik aufhö-
ren, freithätig zu sein, ganz bestimmt auf be-
stimmte
Gegenstände zu würken. Wenn du,
mein christlicher Leser, dem genug nachgedacht
hast, und wenn du, verlohren in diesem Nachden-
ken, einen gewissen Kummer empfindest, wie ihn
Maria von Magdala empfand, als sie den Leich-
nam in Josephs Garten nicht finden konnte: so
mach es dir doch Freude, der Schrift zu glauben,
der Schrift, die auch auf dem dunkeln Wege die-
ser Untersuchung ein Licht ist! Und, angestrahlt
von diesem Lichte, stimme du fröhlich ein in das
Bekenntnis: ich glaube an Jesum Christum,
unsern Herrn, der gekreuziget ist unter
Ponzius Pilatus, gestorben, begraben, --
niedergefahren zur Hölle.

Wie

im Grabe und in der Hölle.
entlaſſen: gehe hin zu meinen Brüdern, und
ſag ihnen: ich fahre auf zu meinem Vater,
und zu eurem Vater, zu meinem Gott, und
zu eurem Gott?
Nein, aufgefahren war bis
dahin, war alſo im Tode ſeines Leibes ſein un-
ſterblicher Geiſt noch nicht perſönlich in den Him-
mel; hingeleitet hatt er nur, wenn ich ſo ſagen
darf, den, mit ihm gekreuzigten, nicht laſterhaf-
ten, reuigen, Verbrecher in den Vorhof deſſelben,
ins Paradies, ſo daß dieſer ſeine göttliche All-
gegenwart gleich beim Eintritt in daſſelbe empfin-
den mußte: er ſelbſt aber war noch nicht in den
Himmel eingegangen, wie in ſeine bleibende
Wohnung.
Und gleichwohl hatte er die Erde
perſönlich verlaſſen, und gleichwohl konnte ſein
unſterblicher Geiſt nicht einen Augenblik aufhö-
ren, freithätig zu ſein, ganz beſtimmt auf be-
ſtimmte
Gegenſtände zu würken. Wenn du,
mein chriſtlicher Leſer, dem genug nachgedacht
haſt, und wenn du, verlohren in dieſem Nachden-
ken, einen gewiſſen Kummer empfindeſt, wie ihn
Maria von Magdala empfand, als ſie den Leich-
nam in Joſephs Garten nicht finden konnte: ſo
mach es dir doch Freude, der Schrift zu glauben,
der Schrift, die auch auf dem dunkeln Wege die-
ſer Unterſuchung ein Licht iſt! Und, angeſtrahlt
von dieſem Lichte, ſtimme du fröhlich ein in das
Bekenntnis: ich glaube an Jeſum Chriſtum,
unſern Herrn, der gekreuziget iſt unter
Ponzius Pilatus, geſtorben, begraben, —
niedergefahren zur Hölle.

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[125/0139] im Grabe und in der Hölle. entlaſſen: gehe hin zu meinen Brüdern, und ſag ihnen: ich fahre auf zu meinem Vater, und zu eurem Vater, zu meinem Gott, und zu eurem Gott? Nein, aufgefahren war bis dahin, war alſo im Tode ſeines Leibes ſein un- ſterblicher Geiſt noch nicht perſönlich in den Him- mel; hingeleitet hatt er nur, wenn ich ſo ſagen darf, den, mit ihm gekreuzigten, nicht laſterhaf- ten, reuigen, Verbrecher in den Vorhof deſſelben, ins Paradies, ſo daß dieſer ſeine göttliche All- gegenwart gleich beim Eintritt in daſſelbe empfin- den mußte: er ſelbſt aber war noch nicht in den Himmel eingegangen, wie in ſeine bleibende Wohnung. Und gleichwohl hatte er die Erde perſönlich verlaſſen, und gleichwohl konnte ſein unſterblicher Geiſt nicht einen Augenblik aufhö- ren, freithätig zu ſein, ganz beſtimmt auf be- ſtimmte Gegenſtände zu würken. Wenn du, mein chriſtlicher Leſer, dem genug nachgedacht haſt, und wenn du, verlohren in dieſem Nachden- ken, einen gewiſſen Kummer empfindeſt, wie ihn Maria von Magdala empfand, als ſie den Leich- nam in Joſephs Garten nicht finden konnte: ſo mach es dir doch Freude, der Schrift zu glauben, der Schrift, die auch auf dem dunkeln Wege die- ſer Unterſuchung ein Licht iſt! Und, angeſtrahlt von dieſem Lichte, ſtimme du fröhlich ein in das Bekenntnis: ich glaube an Jeſum Chriſtum, unſern Herrn, der gekreuziget iſt unter Ponzius Pilatus, geſtorben, begraben, — niedergefahren zur Hölle. Wie

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Zitationshilfe: Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/139>, abgerufen am 16.11.2024.