[Spaltenumbruch]Schriftgelehrten stun- den und verklagten ihn hart. Aber Herodes mit seinem Hofgesinde verachtete und verspot- tete ihn, legte ihm ein weiß Kleid an, und sand- te ihn wieder zu Pilato. Auf den Tag wurden Pilatus und Herodes Freunde mit einander, denn zuvor waren sie einander feind. Pilatus aber rief die Hohenprie- ster, und die Obersten, und das Volk zusam- men, und sprach zu ih- nen: "ihr habt diesen &q;Menschen zu mir &q;bracht, als der das &q;Volk abwende, und &q;siehe, ich habe ihn vor &q;euch verhöret, und fin- &q;de an dem Menschen &q;der Sachen keine, der &q;ihr ihn beschuldiget. &q;Herodes auch nicht: &q;denn ich habe euch zu &q;ihm gesandt, und siehe, &q;man hat nichts auf ihn &q;gebracht, das des To- &q;des werth sei. Darum &q;will ich ihn züchtigen [Spaltenumbruch]&q;drob kämpfen, daß ich &q;den Juden nicht über- &q;antwortet würde. Aber &q;nun ist mein Reich nicht &q;von dannen." Da sprach Pilatus zu ihm: "so bist du dennoch ein &q;König?" Jesus ant- wortete: "du sagests, &q;ich bin ein König. Ich &q;bin dazu gebohren, und &q;in die Welt kommen, &q;daß ich die Wahrheit &q;zeugen soll. Wer aus &q;der Wahrheit ist, der &q;höret meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: "was ist Wahrheit?" Und da er das gesaget, ging er wieder hinaus zu den Juden, und spricht zu ihnen: "ich finde keine &q;Schuld an ihm. Ihr &q;aber habt eine Gewohn- &q;heit, daß ich euch einen &q;auf Ostern los gebe, &q;wollt ihr nun, daß ich &q;euch der Juden König &q;los gebe?" Da schrien sie wieder allesamt, und sprachen: "nicht diesen, &q;sondern Barabbam." Barabbas aber war ein Mörder.
&q;und
Unſer Herr
[Spaltenumbruch]Schriftgelehrten ſtun- den und verklagten ihn hart. Aber Herodes mit ſeinem Hofgeſinde verachtete und verſpot- tete ihn, legte ihm ein weiß Kleid an, und ſand- te ihn wieder zu Pilato. Auf den Tag wurden Pilatus und Herodes Freunde mit einander, denn zuvor waren ſie einander feind. Pilatus aber rief die Hohenprie- ſter, und die Oberſten, und das Volk zuſam- men, und ſprach zu ih- nen: “ihr habt dieſen &q;Menſchen zu mir &q;bracht, als der das &q;Volk abwende, und &q;ſiehe, ich habe ihn vor &q;euch verhöret, und fin- &q;de an dem Menſchen &q;der Sachen keine, der &q;ihr ihn beſchuldiget. &q;Herodes auch nicht: &q;denn ich habe euch zu &q;ihm geſandt, und ſiehe, &q;man hat nichts auf ihn &q;gebracht, das des To- &q;des werth ſei. Darum &q;will ich ihn züchtigen [Spaltenumbruch]&q;drob kämpfen, daß ich &q;den Juden nicht über- &q;antwortet würde. Aber &q;nun iſt mein Reich nicht &q;von dannen.” Da ſprach Pilatus zu ihm: “ſo biſt du dennoch ein &q;König?” Jeſus ant- wortete: “du ſageſts, &q;ich bin ein König. Ich &q;bin dazu gebohren, und &q;in die Welt kommen, &q;daß ich die Wahrheit &q;zeugen ſoll. Wer aus &q;der Wahrheit iſt, der &q;höret meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: “was iſt Wahrheit?” Und da er das geſaget, ging er wieder hinaus zu den Juden, und ſpricht zu ihnen: “ich finde keine &q;Schuld an ihm. Ihr &q;aber habt eine Gewohn- &q;heit, daß ich euch einen &q;auf Oſtern los gebe, &q;wollt ihr nun, daß ich &q;euch der Juden König &q;los gebe?” Da ſchrien ſie wieder alleſamt, und ſprachen: “nicht dieſen, &q;ſondern Barabbam.” Barabbas aber war ein Mörder.
&q;und
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0100"n="86"/><fwplace="top"type="header">Unſer Herr</fw><lb/><cb/><cit><quote>Schriftgelehrten ſtun-<lb/>
den und verklagten ihn<lb/>
hart. Aber Herodes<lb/>
mit ſeinem Hofgeſinde<lb/>
verachtete und verſpot-<lb/>
tete ihn, legte ihm ein<lb/>
weiß Kleid an, und ſand-<lb/>
te ihn wieder zu Pilato.<lb/>
Auf den Tag wurden<lb/>
Pilatus und Herodes<lb/>
Freunde mit einander,<lb/>
denn zuvor waren ſie<lb/>
einander feind. Pilatus<lb/>
aber rief die Hohenprie-<lb/>ſter, und die Oberſten,<lb/>
und das Volk zuſam-<lb/>
men, und ſprach zu ih-<lb/>
nen: “ihr habt dieſen<lb/>&q;Menſchen zu mir<lb/>&q;bracht, als der das<lb/>&q;Volk abwende, und<lb/>&q;ſiehe, ich habe ihn vor<lb/>&q;euch verhöret, und fin-<lb/>&q;de an dem Menſchen<lb/>&q;der Sachen keine, der<lb/>&q;ihr ihn beſchuldiget.<lb/>&q;Herodes auch nicht:<lb/>&q;denn ich habe euch zu<lb/>&q;ihm geſandt, und ſiehe,<lb/>&q;man hat nichts auf ihn<lb/>&q;gebracht, das des To-<lb/>&q;des werth ſei. Darum<lb/>&q;will ich ihn züchtigen</quote></cit><lb/><fwplace="bottom"type="catch">&q;und</fw><lb/><cb/><cit><quote>&q;drob kämpfen, daß ich<lb/>&q;den Juden nicht über-<lb/>&q;antwortet würde. Aber<lb/>&q;nun iſt mein Reich nicht<lb/>&q;von dannen.” Da<lb/>ſprach Pilatus zu ihm:<lb/>“ſo biſt du dennoch ein<lb/>&q;König?” Jeſus ant-<lb/>
wortete: “du ſageſts,<lb/>&q;ich bin ein König. Ich<lb/>&q;bin dazu gebohren, und<lb/>&q;in die Welt kommen,<lb/>&q;daß ich die Wahrheit<lb/>&q;zeugen ſoll. Wer aus<lb/>&q;der Wahrheit iſt, der<lb/>&q;höret meine Stimme.<lb/>
Spricht Pilatus zu ihm:<lb/>“was iſt Wahrheit?”<lb/>
Und da er das geſaget,<lb/>
ging er wieder hinaus zu<lb/>
den Juden, und ſpricht zu<lb/>
ihnen: “ich finde keine<lb/>&q;Schuld an ihm. Ihr<lb/>&q;aber habt eine Gewohn-<lb/>&q;heit, daß ich euch einen<lb/>&q;auf Oſtern los gebe,<lb/>&q;wollt ihr nun, daß ich<lb/>&q;euch der Juden König<lb/>&q;los gebe?” Da ſchrien<lb/>ſie wieder alleſamt, und<lb/>ſprachen: “nicht dieſen,<lb/>&q;ſondern Barabbam.”<lb/>
Barabbas aber war<lb/>
ein Mörder.</quote></cit><lb/></div></body></text></TEI>
[86/0100]
Unſer Herr
Schriftgelehrten ſtun-
den und verklagten ihn
hart. Aber Herodes
mit ſeinem Hofgeſinde
verachtete und verſpot-
tete ihn, legte ihm ein
weiß Kleid an, und ſand-
te ihn wieder zu Pilato.
Auf den Tag wurden
Pilatus und Herodes
Freunde mit einander,
denn zuvor waren ſie
einander feind. Pilatus
aber rief die Hohenprie-
ſter, und die Oberſten,
und das Volk zuſam-
men, und ſprach zu ih-
nen: “ihr habt dieſen
&q;Menſchen zu mir
&q;bracht, als der das
&q;Volk abwende, und
&q;ſiehe, ich habe ihn vor
&q;euch verhöret, und fin-
&q;de an dem Menſchen
&q;der Sachen keine, der
&q;ihr ihn beſchuldiget.
&q;Herodes auch nicht:
&q;denn ich habe euch zu
&q;ihm geſandt, und ſiehe,
&q;man hat nichts auf ihn
&q;gebracht, das des To-
&q;des werth ſei. Darum
&q;will ich ihn züchtigen
&q;und
&q;drob kämpfen, daß ich
&q;den Juden nicht über-
&q;antwortet würde. Aber
&q;nun iſt mein Reich nicht
&q;von dannen.” Da
ſprach Pilatus zu ihm:
“ſo biſt du dennoch ein
&q;König?” Jeſus ant-
wortete: “du ſageſts,
&q;ich bin ein König. Ich
&q;bin dazu gebohren, und
&q;in die Welt kommen,
&q;daß ich die Wahrheit
&q;zeugen ſoll. Wer aus
&q;der Wahrheit iſt, der
&q;höret meine Stimme.
Spricht Pilatus zu ihm:
“was iſt Wahrheit?”
Und da er das geſaget,
ging er wieder hinaus zu
den Juden, und ſpricht zu
ihnen: “ich finde keine
&q;Schuld an ihm. Ihr
&q;aber habt eine Gewohn-
&q;heit, daß ich euch einen
&q;auf Oſtern los gebe,
&q;wollt ihr nun, daß ich
&q;euch der Juden König
&q;los gebe?” Da ſchrien
ſie wieder alleſamt, und
ſprachen: “nicht dieſen,
&q;ſondern Barabbam.”
Barabbas aber war
ein Mörder.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/100>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.