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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Davids.
dies, weil er ihn für ein zu seinen Absichten
taugliches Jnstrument und für das Organ hielt,
durch welches er zum Volke sprechen und sich
dessen versichern konnte; wenn aber David im
Ernst glaubte, wie dies alle, von uns angeführte
Thatsachen beweisen, Marat sey ein redlicher
Volksvertreter, ein zweiter Fabricius, so kann
man diesen Jrrthum nur der Ueberspannung sei-
ner republikanischen Jdeen zuschreiben.

Tags darauf sprach David in der Sitzung
vom 25sten Brumaire über die Kunst und ihren
Einfluß auf die bürgerliche Gesellschaft, als ein
Mann, der sein Fach versteht.

"Bürger," sagte er, "Euer öffentlicher Un-
terhaltungs-Ausschuß hat die Kunst aus jedem
Gesichtspuncte betrachtet, der sie zur Erweite-
rung der Fortschritte des menschlichen Geistes
geschickt macht. Er hat gezeigt, wie sehr dieselbe
geeignet ist, glänzende Muster der Thatkraft ei-
nes großen Volks, das durch Vernunft und Phi-
losophie geleitet, die Herrschaft der Freiheit,
Gleichheit und der Gesetze auf Erden erneuert,
aller Welt vor Augen zu stellen und den künfti-
gen Geschlechtern vorzuhalten. Die schönen

Davids.
dies, weil er ihn fuͤr ein zu ſeinen Abſichten
taugliches Jnſtrument und fuͤr das Organ hielt,
durch welches er zum Volke ſprechen und ſich
deſſen verſichern konnte; wenn aber David im
Ernſt glaubte, wie dies alle, von uns angefuͤhrte
Thatſachen beweiſen, Marat ſey ein redlicher
Volksvertreter, ein zweiter Fabricius, ſo kann
man dieſen Jrrthum nur der Ueberſpannung ſei-
ner republikaniſchen Jdeen zuſchreiben.

Tags darauf ſprach David in der Sitzung
vom 25ſten Brumaire uͤber die Kunſt und ihren
Einfluß auf die buͤrgerliche Geſellſchaft, als ein
Mann, der ſein Fach verſteht.

„Buͤrger,“ ſagte er, „Euer oͤffentlicher Un-
terhaltungs-Ausſchuß hat die Kunſt aus jedem
Geſichtspuncte betrachtet, der ſie zur Erweite-
rung der Fortſchritte des menſchlichen Geiſtes
geſchickt macht. Er hat gezeigt, wie ſehr dieſelbe
geeignet iſt, glaͤnzende Muſter der Thatkraft ei-
nes großen Volks, das durch Vernunft und Phi-
loſophie geleitet, die Herrſchaft der Freiheit,
Gleichheit und der Geſetze auf Erden erneuert,
aller Welt vor Augen zu ſtellen und den kuͤnfti-
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[79/0093] Davids. dies, weil er ihn fuͤr ein zu ſeinen Abſichten taugliches Jnſtrument und fuͤr das Organ hielt, durch welches er zum Volke ſprechen und ſich deſſen verſichern konnte; wenn aber David im Ernſt glaubte, wie dies alle, von uns angefuͤhrte Thatſachen beweiſen, Marat ſey ein redlicher Volksvertreter, ein zweiter Fabricius, ſo kann man dieſen Jrrthum nur der Ueberſpannung ſei- ner republikaniſchen Jdeen zuſchreiben. Tags darauf ſprach David in der Sitzung vom 25ſten Brumaire uͤber die Kunſt und ihren Einfluß auf die buͤrgerliche Geſellſchaft, als ein Mann, der ſein Fach verſteht. „Buͤrger,“ ſagte er, „Euer oͤffentlicher Un- terhaltungs-Ausſchuß hat die Kunſt aus jedem Geſichtspuncte betrachtet, der ſie zur Erweite- rung der Fortſchritte des menſchlichen Geiſtes geſchickt macht. Er hat gezeigt, wie ſehr dieſelbe geeignet iſt, glaͤnzende Muſter der Thatkraft ei- nes großen Volks, das durch Vernunft und Phi- loſophie geleitet, die Herrſchaft der Freiheit, Gleichheit und der Geſetze auf Erden erneuert, aller Welt vor Augen zu ſtellen und den kuͤnfti- gen Geſchlechtern vorzuhalten. Die ſchoͤnen

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/93>, abgerufen am 24.11.2024.