Freund Davids, der sein Glück wünschte, Pe- couls Plan seinen ganzen Beifall.
"Schlagen Sie den großmüthigen Antrag nicht aus," sagte er zu ihm. "Vermögen, gu- ter Name, Rechtschaffenheit, Alles, was das Glück einer Verbindung bedingt, finden Sie in dieser Familie."
David war nun entschlossen. Er kehrte zu Pecoul zurück, der sich ausnehmend freute, ei- nen schon so berühmten Künstler zum Schwie- gersohn zu bekommen. Nach Verlauf einiger Wochen wurde Demoiselle Pecoul Davids Gattin.
Nicht lange nach seiner Verheirathung bat ihn eine Hofdame, die Frau von Noailles, ihr einen "Christus" zu malen. Anfänglich ent- schuldigte sich David, weil er sich nie in dieser Art Malerei, welche für ihn wenig Anziehendes hatte, geübt habe. Frau von Noailles drang aber so sehr in ihn, daß er nachgeben mußte. Er vollendete das Werk aber mit wenig Eifer und einem gewissen Widerwillen. Bloße Gefäl- ligkeit vermochte ihn dazu. Dies Gemälde wur- de erst im Salon, dann in der Kapuzinerkirche beim Vendomeplatz ausgestellt. Obwohl David selbst nur wenig Werth auf dasselbe legte, so
Leben
Freund Davids, der ſein Gluͤck wuͤnſchte, Pe- couls Plan ſeinen ganzen Beifall.
„Schlagen Sie den großmuͤthigen Antrag nicht aus,“ ſagte er zu ihm. „Vermoͤgen, gu- ter Name, Rechtſchaffenheit, Alles, was das Gluͤck einer Verbindung bedingt, finden Sie in dieſer Familie.“
David war nun entſchloſſen. Er kehrte zu Pecoul zuruͤck, der ſich ausnehmend freute, ei- nen ſchon ſo beruͤhmten Kuͤnſtler zum Schwie- gerſohn zu bekommen. Nach Verlauf einiger Wochen wurde Demoiſelle Pecoul Davids Gattin.
Nicht lange nach ſeiner Verheirathung bat ihn eine Hofdame, die Frau von Noailles, ihr einen „Chriſtus“ zu malen. Anfaͤnglich ent- ſchuldigte ſich David, weil er ſich nie in dieſer Art Malerei, welche fuͤr ihn wenig Anziehendes hatte, geuͤbt habe. Frau von Noailles drang aber ſo ſehr in ihn, daß er nachgeben mußte. Er vollendete das Werk aber mit wenig Eifer und einem gewiſſen Widerwillen. Bloße Gefaͤl- ligkeit vermochte ihn dazu. Dies Gemaͤlde wur- de erſt im Salon, dann in der Kapuzinerkirche beim Vendomeplatz ausgeſtellt. Obwohl David ſelbſt nur wenig Werth auf daſſelbe legte, ſo
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Leben
Freund Davids, der ſein Gluͤck wuͤnſchte, Pe-
couls Plan ſeinen ganzen Beifall.
„Schlagen Sie den großmuͤthigen Antrag
nicht aus,“ ſagte er zu ihm. „Vermoͤgen, gu-
ter Name, Rechtſchaffenheit, Alles, was das
Gluͤck einer Verbindung bedingt, finden Sie in
dieſer Familie.“
David war nun entſchloſſen. Er kehrte zu
Pecoul zuruͤck, der ſich ausnehmend freute, ei-
nen ſchon ſo beruͤhmten Kuͤnſtler zum Schwie-
gerſohn zu bekommen. Nach Verlauf einiger
Wochen wurde Demoiſelle Pecoul Davids Gattin.
Nicht lange nach ſeiner Verheirathung bat
ihn eine Hofdame, die Frau von Noailles, ihr
einen „Chriſtus“ zu malen. Anfaͤnglich ent-
ſchuldigte ſich David, weil er ſich nie in dieſer
Art Malerei, welche fuͤr ihn wenig Anziehendes
hatte, geuͤbt habe. Frau von Noailles drang
aber ſo ſehr in ihn, daß er nachgeben mußte.
Er vollendete das Werk aber mit wenig Eifer
und einem gewiſſen Widerwillen. Bloße Gefaͤl-
ligkeit vermochte ihn dazu. Dies Gemaͤlde wur-
de erſt im Salon, dann in der Kapuzinerkirche
beim Vendomeplatz ausgeſtellt. Obwohl David
ſelbſt nur wenig Werth auf daſſelbe legte, ſo
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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/38>, abgerufen am 16.07.2024.
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