ren Kuppel von Correggio gemalt ist. David vergaß bei ihrem Anblick alle Gemälde der fran- zösischen Schule, welche er bisher bewundert hatte. Vien, der dies bemerkte, sagte zu ihm:
"Nun, David, glauben Sie jetzt, daß diese Malerei den Jhnen bekannten Werken unserer französischen Schule den Rang streitig machen darf? -- Nicht so hitzig, Freund! beruhigen Sie Sich! Lassen Sie es bei der Bewunderung bewenden und sparen Sie Jhren Enthusiasmus für Rom auf. Dort vergleichen Sie und es steht bei Jhnen zu entscheiden und eine Wahl zu treffen."
Endlich erreichten sie das von David so sehnlich erwartete Ziel ihrer Reise! Der Anblick dieser alten Stadt, welche so viele Jahre hin- durch der Schauplatz von Kriegen, und noch ge- raumere Zeit der Zufluchtsort der Künste und Wissenschaften war, die Betrachtung ihrer Obe- lisken, Amphitheater, Säulen, Grabmäler, als eben so viele Trümmer ihres frühern Glanzes, machte auf das Gemüth des jungen Künstlers einen tiefen Eindruck. Hier mitten unter diesen erhabenen Denkmälern der Vorzeit, den Meister- stücken eines Praxiteles und Phidias, eines Ra-
Leben
ren Kuppel von Correggio gemalt iſt. David vergaß bei ihrem Anblick alle Gemaͤlde der fran- zoͤſiſchen Schule, welche er bisher bewundert hatte. Vien, der dies bemerkte, ſagte zu ihm:
„Nun, David, glauben Sie jetzt, daß dieſe Malerei den Jhnen bekannten Werken unſerer franzoͤſiſchen Schule den Rang ſtreitig machen darf? — Nicht ſo hitzig, Freund! beruhigen Sie Sich! Laſſen Sie es bei der Bewunderung bewenden und ſparen Sie Jhren Enthuſiasmus fuͤr Rom auf. Dort vergleichen Sie und es ſteht bei Jhnen zu entſcheiden und eine Wahl zu treffen.“
Endlich erreichten ſie das von David ſo ſehnlich erwartete Ziel ihrer Reiſe! Der Anblick dieſer alten Stadt, welche ſo viele Jahre hin- durch der Schauplatz von Kriegen, und noch ge- raumere Zeit der Zufluchtsort der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften war, die Betrachtung ihrer Obe- lisken, Amphitheater, Saͤulen, Grabmaͤler, als eben ſo viele Truͤmmer ihres fruͤhern Glanzes, machte auf das Gemuͤth des jungen Kuͤnſtlers einen tiefen Eindruck. Hier mitten unter dieſen erhabenen Denkmaͤlern der Vorzeit, den Meiſter- ſtuͤcken eines Praxiteles und Phidias, eines Ra-
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Leben
ren Kuppel von Correggio gemalt iſt. David
vergaß bei ihrem Anblick alle Gemaͤlde der fran-
zoͤſiſchen Schule, welche er bisher bewundert
hatte. Vien, der dies bemerkte, ſagte zu ihm:
„Nun, David, glauben Sie jetzt, daß dieſe
Malerei den Jhnen bekannten Werken unſerer
franzoͤſiſchen Schule den Rang ſtreitig machen
darf? — Nicht ſo hitzig, Freund! beruhigen
Sie Sich! Laſſen Sie es bei der Bewunderung
bewenden und ſparen Sie Jhren Enthuſiasmus
fuͤr Rom auf. Dort vergleichen Sie und es
ſteht bei Jhnen zu entſcheiden und eine Wahl
zu treffen.“
Endlich erreichten ſie das von David ſo
ſehnlich erwartete Ziel ihrer Reiſe! Der Anblick
dieſer alten Stadt, welche ſo viele Jahre hin-
durch der Schauplatz von Kriegen, und noch ge-
raumere Zeit der Zufluchtsort der Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften war, die Betrachtung ihrer Obe-
lisken, Amphitheater, Saͤulen, Grabmaͤler, als
eben ſo viele Truͤmmer ihres fruͤhern Glanzes,
machte auf das Gemuͤth des jungen Kuͤnſtlers
einen tiefen Eindruck. Hier mitten unter dieſen
erhabenen Denkmaͤlern der Vorzeit, den Meiſter-
ſtuͤcken eines Praxiteles und Phidias, eines Ra-
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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/28>, abgerufen am 16.07.2024.
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