im Auge war. Er setzte daher seine Studien nur gezwungen fort.
Hindernisse schlugen seinen Muth nicht nie- der. Treu seiner Neigung zugethan, besiegte er endlich den Widerspruch der Seinigen, der so sehr am unrechten Orte war.
Die Zeit nahte heran, wo er den Schul- unterricht aufgeben sollte, wiewohl er von dem- selben keinen Vortheil gezogen hatte. Sein Leh- rer in der Redekunst sagte ihm einst, ohne es zu ahnen, seine Bestimmung vorher. Er traf ihn nämlich über einer zu dem Unterrichte eben nicht passenden Beschäftigung, denn während alle seine Mitschüler auf denselben aufmerksam wa- ren, zeichnete er eine Flotte. "Jch sehe wohl," sagte sein Lehrer spöttisch, indem er das Papier ansah, "daß aus Jhnen ein besserer Maler als Redner wird." Er zielte damit auf einen Feh- ler Davids, den derselbe damals an den Sprach- organen hatte.
Er bestand immer hartnäckiger auf seinem Kopfe, auch sahen seine Verwandte am Ende wohl ein, daß es ihnen bei seiner Ausdauer nicht gelingen würde, ihn zu einem andern Be- rufe zu nöthigen.
Leben
im Auge war. Er ſetzte daher ſeine Studien nur gezwungen fort.
Hinderniſſe ſchlugen ſeinen Muth nicht nie- der. Treu ſeiner Neigung zugethan, beſiegte er endlich den Widerſpruch der Seinigen, der ſo ſehr am unrechten Orte war.
Die Zeit nahte heran, wo er den Schul- unterricht aufgeben ſollte, wiewohl er von dem- ſelben keinen Vortheil gezogen hatte. Sein Leh- rer in der Redekunſt ſagte ihm einſt, ohne es zu ahnen, ſeine Beſtimmung vorher. Er traf ihn naͤmlich uͤber einer zu dem Unterrichte eben nicht paſſenden Beſchaͤftigung, denn waͤhrend alle ſeine Mitſchuͤler auf denſelben aufmerkſam wa- ren, zeichnete er eine Flotte. „Jch ſehe wohl,“ ſagte ſein Lehrer ſpoͤttiſch, indem er das Papier anſah, „daß aus Jhnen ein beſſerer Maler als Redner wird.“ Er zielte damit auf einen Feh- ler Davids, den derſelbe damals an den Sprach- organen hatte.
Er beſtand immer hartnaͤckiger auf ſeinem Kopfe, auch ſahen ſeine Verwandte am Ende wohl ein, daß es ihnen bei ſeiner Ausdauer nicht gelingen wuͤrde, ihn zu einem andern Be- rufe zu noͤthigen.
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[4/0018]
Leben
im Auge war. Er ſetzte daher ſeine Studien
nur gezwungen fort.
Hinderniſſe ſchlugen ſeinen Muth nicht nie-
der. Treu ſeiner Neigung zugethan, beſiegte
er endlich den Widerſpruch der Seinigen, der ſo
ſehr am unrechten Orte war.
Die Zeit nahte heran, wo er den Schul-
unterricht aufgeben ſollte, wiewohl er von dem-
ſelben keinen Vortheil gezogen hatte. Sein Leh-
rer in der Redekunſt ſagte ihm einſt, ohne es
zu ahnen, ſeine Beſtimmung vorher. Er traf
ihn naͤmlich uͤber einer zu dem Unterrichte eben
nicht paſſenden Beſchaͤftigung, denn waͤhrend alle
ſeine Mitſchuͤler auf denſelben aufmerkſam wa-
ren, zeichnete er eine Flotte. „Jch ſehe wohl,“
ſagte ſein Lehrer ſpoͤttiſch, indem er das Papier
anſah, „daß aus Jhnen ein beſſerer Maler als
Redner wird.“ Er zielte damit auf einen Feh-
ler Davids, den derſelbe damals an den Sprach-
organen hatte.
Er beſtand immer hartnaͤckiger auf ſeinem
Kopfe, auch ſahen ſeine Verwandte am Ende
wohl ein, daß es ihnen bei ſeiner Ausdauer
nicht gelingen wuͤrde, ihn zu einem andern Be-
rufe zu noͤthigen.
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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/18>, abgerufen am 16.07.2024.
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