"Sie werden endlich wohl nachgeben müssen! Entschließen Sie Sich, mit mir die Reise zu machen."
Darauf wandte er sich nach dem Portrait des Generals Gerard in ganzer Figur, welches David angefangen, und das sich auf der Staf- felei befand:
"Jch hoffe, Jhr erstes Portrait in Berlin wird das meinige seyn; malen Sie mich wie diesen General; Jhre Anwesenheit wird uns er- staunliche Freude machen."
David verharrte immer fest bei seinem Ent- schluß.
Sein Pinsel blieb nicht lange müßig. Nachdem er das Portrait des Generals Gerard beendigt, was das erste Gemälde in seinem Exil: "Amor, der beim Aufgang der Sonne Psyche verläßt," welches eben so viel Bewunderung als Tadel erregte.
David war keinesweges mit dem, was man an dem Amor tadelte, einverstanden und behaup- tete, daß, da das Publicum seine Jdee nicht er- griffen, er es dem Urtheil der Nachwelt an-
Leben
„Sie werden endlich wohl nachgeben muͤſſen! Entſchließen Sie Sich, mit mir die Reiſe zu machen.“
Darauf wandte er ſich nach dem Portrait des Generals Gerard in ganzer Figur, welches David angefangen, und das ſich auf der Staf- felei befand:
„Jch hoffe, Jhr erſtes Portrait in Berlin wird das meinige ſeyn; malen Sie mich wie dieſen General; Jhre Anweſenheit wird uns er- ſtaunliche Freude machen.“
David verharrte immer feſt bei ſeinem Ent- ſchluß.
Sein Pinſel blieb nicht lange muͤßig. Nachdem er das Portrait des Generals Gerard beendigt, was das erſte Gemaͤlde in ſeinem Exil: „Amor, der beim Aufgang der Sonne Pſyche verlaͤßt,“ welches eben ſo viel Bewunderung als Tadel erregte.
David war keinesweges mit dem, was man an dem Amor tadelte, einverſtanden und behaup- tete, daß, da das Publicum ſeine Jdee nicht er- griffen, er es dem Urtheil der Nachwelt an-
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Leben
„Sie werden endlich wohl nachgeben muͤſſen!
Entſchließen Sie Sich, mit mir die Reiſe zu
machen.“
Darauf wandte er ſich nach dem Portrait
des Generals Gerard in ganzer Figur, welches
David angefangen, und das ſich auf der Staf-
felei befand:
„Jch hoffe, Jhr erſtes Portrait in Berlin
wird das meinige ſeyn; malen Sie mich wie
dieſen General; Jhre Anweſenheit wird uns er-
ſtaunliche Freude machen.“
David verharrte immer feſt bei ſeinem Ent-
ſchluß.
Sein Pinſel blieb nicht lange muͤßig.
Nachdem er das Portrait des Generals Gerard
beendigt, was das erſte Gemaͤlde in ſeinem
Exil: „Amor, der beim Aufgang der
Sonne Pſyche verlaͤßt,“ welches eben ſo
viel Bewunderung als Tadel erregte.
David war keinesweges mit dem, was man
an dem Amor tadelte, einverſtanden und behaup-
tete, daß, da das Publicum ſeine Jdee nicht er-
griffen, er es dem Urtheil der Nachwelt an-
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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/170>, abgerufen am 16.07.2024.
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