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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Davids.
die Kriegsschulen Copien von diesem Gemälde
erhalten; sie werden den jungen Leuten die Tu-
genden ihres Standes zurückrufen."

Napoleon dachte damals nicht mehr an
den anfänglich über diesen erhabenen Gegenstand
hingeworfenen Tadel. Es war das letzte Werk,
das David in Frankreich ausführte. Durch sein
Meisterwerk rief dieser große Maler seinem Va-
terlande ein Lebewohl zu.

Die Schlacht von Mont-Saint-Jean fiel
unglücklich für Frankreich aus. Napoleon dankte
zum zweiten Mal ab; und Paris war von
Neuem der Sammelplatz feindlicher Armeen.

Fünf Monate verstrichen. David beschäf-
tigte sich wieder in seiner Werkstätte, als das
Gesetz vom 12ten Januar 1816 erschien.

David war also genöthigt, Frankreich zu
verlassen, und die verschiedenen Länder in Euro-
pa in Gedanken musternd, faßte er endlich den
Entschluß, sich nach den Niederlanden zu bege-
ben. Dort fand er die Sitten, Meinungen und
Sprache seines Vaterlandes und eine das Gast-
recht überaus ehrende Regierung.

David war sieben und sechzig Jahr alt,

David. 10

Davids.
die Kriegsſchulen Copien von dieſem Gemaͤlde
erhalten; ſie werden den jungen Leuten die Tu-
genden ihres Standes zuruͤckrufen.“

Napoleon dachte damals nicht mehr an
den anfaͤnglich uͤber dieſen erhabenen Gegenſtand
hingeworfenen Tadel. Es war das letzte Werk,
das David in Frankreich ausfuͤhrte. Durch ſein
Meiſterwerk rief dieſer große Maler ſeinem Va-
terlande ein Lebewohl zu.

Die Schlacht von Mont-Saint-Jean fiel
ungluͤcklich fuͤr Frankreich aus. Napoleon dankte
zum zweiten Mal ab; und Paris war von
Neuem der Sammelplatz feindlicher Armeen.

Fuͤnf Monate verſtrichen. David beſchaͤf-
tigte ſich wieder in ſeiner Werkſtaͤtte, als das
Geſetz vom 12ten Januar 1816 erſchien.

David war alſo genoͤthigt, Frankreich zu
verlaſſen, und die verſchiedenen Laͤnder in Euro-
pa in Gedanken muſternd, faßte er endlich den
Entſchluß, ſich nach den Niederlanden zu bege-
ben. Dort fand er die Sitten, Meinungen und
Sprache ſeines Vaterlandes und eine das Gaſt-
recht uͤberaus ehrende Regierung.

David war ſieben und ſechzig Jahr alt,

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[145/0159] Davids. die Kriegsſchulen Copien von dieſem Gemaͤlde erhalten; ſie werden den jungen Leuten die Tu- genden ihres Standes zuruͤckrufen.“ Napoleon dachte damals nicht mehr an den anfaͤnglich uͤber dieſen erhabenen Gegenſtand hingeworfenen Tadel. Es war das letzte Werk, das David in Frankreich ausfuͤhrte. Durch ſein Meiſterwerk rief dieſer große Maler ſeinem Va- terlande ein Lebewohl zu. Die Schlacht von Mont-Saint-Jean fiel ungluͤcklich fuͤr Frankreich aus. Napoleon dankte zum zweiten Mal ab; und Paris war von Neuem der Sammelplatz feindlicher Armeen. Fuͤnf Monate verſtrichen. David beſchaͤf- tigte ſich wieder in ſeiner Werkſtaͤtte, als das Geſetz vom 12ten Januar 1816 erſchien. David war alſo genoͤthigt, Frankreich zu verlaſſen, und die verſchiedenen Laͤnder in Euro- pa in Gedanken muſternd, faßte er endlich den Entſchluß, ſich nach den Niederlanden zu bege- ben. Dort fand er die Sitten, Meinungen und Sprache ſeines Vaterlandes und eine das Gaſt- recht uͤberaus ehrende Regierung. David war ſieben und ſechzig Jahr alt, David. 10

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/159>, abgerufen am 26.11.2024.