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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Davids.
versetzte aber, indem er ihm den Rücken wandte:
"Gehen Sie hin, und sagen Sie es
ihr.
"

Der Papst wünschte vor seiner Abreise nach
Rom ein Portrait von sich, und David zögerte
nicht, ihm zu willfahren. Eine berühmte Schrift-
stellerin, die Frau von Genlis, sagt darüber in
ihren Memoiren:

"Jch wollte mich selbst überzeugen, ob das
von David angefertigte Bild des Papstes so
schön und ähnlich sey, wie man mir gesagt; es
gefiel mir außerordentlich. Aber, die Königin
von Neapel (nachher Königin von Spanien) ver-
sicherte mir, daß die Figur des Papstes in dem
Krönungsgemälde, welches damals auch in
Davids Werkstätte zu sehen war, noch weit
schöner sey. Jch bedauerte es, nicht dahin ge-
hen zu können, weil ich Davids Verfahren und
seine politischen Meinungen in meinem Abriß der
Lebensklugheit (Precis de conduite) sehr geta-
delt hatte, und es schien mir wahrscheinlich, daß
David meinen Besuch nicht annehmen würde.
Die Königin hatte die Gnade, mir zu sagen, sie
nähme es auf sich, mich zu ihm zu führen.

Davids.
verſetzte aber, indem er ihm den Ruͤcken wandte:
Gehen Sie hin, und ſagen Sie es
ihr.

Der Papſt wuͤnſchte vor ſeiner Abreiſe nach
Rom ein Portrait von ſich, und David zoͤgerte
nicht, ihm zu willfahren. Eine beruͤhmte Schrift-
ſtellerin, die Frau von Genlis, ſagt daruͤber in
ihren Memoiren:

„Jch wollte mich ſelbſt uͤberzeugen, ob das
von David angefertigte Bild des Papſtes ſo
ſchoͤn und aͤhnlich ſey, wie man mir geſagt; es
gefiel mir außerordentlich. Aber, die Koͤnigin
von Neapel (nachher Koͤnigin von Spanien) ver-
ſicherte mir, daß die Figur des Papſtes in dem
Kroͤnungsgemaͤlde, welches damals auch in
Davids Werkſtaͤtte zu ſehen war, noch weit
ſchoͤner ſey. Jch bedauerte es, nicht dahin ge-
hen zu koͤnnen, weil ich Davids Verfahren und
ſeine politiſchen Meinungen in meinem Abriß der
Lebensklugheit (Précis de conduite) ſehr geta-
delt hatte, und es ſchien mir wahrſcheinlich, daß
David meinen Beſuch nicht annehmen wuͤrde.
Die Koͤnigin hatte die Gnade, mir zu ſagen, ſie
naͤhme es auf ſich, mich zu ihm zu fuͤhren.

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[135/0149] Davids. verſetzte aber, indem er ihm den Ruͤcken wandte: „Gehen Sie hin, und ſagen Sie es ihr.“ Der Papſt wuͤnſchte vor ſeiner Abreiſe nach Rom ein Portrait von ſich, und David zoͤgerte nicht, ihm zu willfahren. Eine beruͤhmte Schrift- ſtellerin, die Frau von Genlis, ſagt daruͤber in ihren Memoiren: „Jch wollte mich ſelbſt uͤberzeugen, ob das von David angefertigte Bild des Papſtes ſo ſchoͤn und aͤhnlich ſey, wie man mir geſagt; es gefiel mir außerordentlich. Aber, die Koͤnigin von Neapel (nachher Koͤnigin von Spanien) ver- ſicherte mir, daß die Figur des Papſtes in dem Kroͤnungsgemaͤlde, welches damals auch in Davids Werkſtaͤtte zu ſehen war, noch weit ſchoͤner ſey. Jch bedauerte es, nicht dahin ge- hen zu koͤnnen, weil ich Davids Verfahren und ſeine politiſchen Meinungen in meinem Abriß der Lebensklugheit (Précis de conduite) ſehr geta- delt hatte, und es ſchien mir wahrſcheinlich, daß David meinen Beſuch nicht annehmen wuͤrde. Die Koͤnigin hatte die Gnade, mir zu ſagen, ſie naͤhme es auf ſich, mich zu ihm zu fuͤhren.

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/149>, abgerufen am 27.11.2024.