Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
Leben

"Ja, zuweilen thue ich etwas darin; meine
Brüder finden auch daran Geschmack. Der,
welcher vor Jhnen steht, hat etwas darin ge-
leistet. O! seine Werke sind nicht die eines Kö-
nigs, es könnte sie wohl ein Künstler gemalt
haben. Herr David, ich darf nicht hoffen, eine
Copie dieses Gemäldes zu erhalten; aber um
mich einigermaßen dafür zu entschädigen, so se-
tzen Sie mich an die Spitze der Subscribenten
für den davon erscheinenden Kupferstich. Ver-
gessen Sie es nicht."

Man kann nicht läugnen, daß dies Gemäl-
de einige Mängel besitzt. Man hat den ins
Graue fallenden Ton, der in den Galerien herrscht,
getadelt, auch wird ihm einige Verworrenheit in
der ganzen Anlage des Hintergrundes zum Vor-
wurf gemacht, aber läßt sich wohl bei einem so
ausgedehnten Werke in jedem einzelnen Theile
desselben gleiche Vollkommenheit erwarten? --
Und konnte auch der Maler, welchem überdies
das heutige Costüm Fesseln anlegte, wenn er
seiner Aufgabe treu bleiben und sich dem Tadel
seiner Zeitgenossen nicht aussetzen wollte, einem
so ernsten, Ruhe erfordernden und majestätischen

Leben

„Ja, zuweilen thue ich etwas darin; meine
Bruͤder finden auch daran Geſchmack. Der,
welcher vor Jhnen ſteht, hat etwas darin ge-
leiſtet. O! ſeine Werke ſind nicht die eines Koͤ-
nigs, es koͤnnte ſie wohl ein Kuͤnſtler gemalt
haben. Herr David, ich darf nicht hoffen, eine
Copie dieſes Gemaͤldes zu erhalten; aber um
mich einigermaßen dafuͤr zu entſchaͤdigen, ſo ſe-
tzen Sie mich an die Spitze der Subſcribenten
fuͤr den davon erſcheinenden Kupferſtich. Ver-
geſſen Sie es nicht.“

Man kann nicht laͤugnen, daß dies Gemaͤl-
de einige Maͤngel beſitzt. Man hat den ins
Graue fallenden Ton, der in den Galerien herrſcht,
getadelt, auch wird ihm einige Verworrenheit in
der ganzen Anlage des Hintergrundes zum Vor-
wurf gemacht, aber laͤßt ſich wohl bei einem ſo
ausgedehnten Werke in jedem einzelnen Theile
deſſelben gleiche Vollkommenheit erwarten? —
Und konnte auch der Maler, welchem uͤberdies
das heutige Coſtuͤm Feſſeln anlegte, wenn er
ſeiner Aufgabe treu bleiben und ſich dem Tadel
ſeiner Zeitgenoſſen nicht ausſetzen wollte, einem
ſo ernſten, Ruhe erfordernden und majeſtaͤtiſchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0146" n="132"/>
        <fw place="top" type="header">Leben</fw><lb/>
        <p>&#x201E;Ja, zuweilen thue ich etwas darin; meine<lb/>
Bru&#x0364;der finden auch daran Ge&#x017F;chmack. Der,<lb/>
welcher vor Jhnen &#x017F;teht, hat etwas darin ge-<lb/>
lei&#x017F;tet. O! &#x017F;eine Werke &#x017F;ind nicht die eines Ko&#x0364;-<lb/>
nigs, es ko&#x0364;nnte &#x017F;ie wohl ein Ku&#x0364;n&#x017F;tler gemalt<lb/>
haben. Herr David, ich darf nicht hoffen, eine<lb/>
Copie die&#x017F;es Gema&#x0364;ldes zu erhalten; aber um<lb/>
mich einigermaßen dafu&#x0364;r zu ent&#x017F;cha&#x0364;digen, &#x017F;o &#x017F;e-<lb/>
tzen Sie mich an die Spitze der Sub&#x017F;cribenten<lb/>
fu&#x0364;r den davon er&#x017F;cheinenden Kupfer&#x017F;tich. Ver-<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en Sie es nicht.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Man kann nicht la&#x0364;ugnen, daß dies Gema&#x0364;l-<lb/>
de einige Ma&#x0364;ngel be&#x017F;itzt. Man hat den ins<lb/>
Graue fallenden Ton, der in den Galerien herr&#x017F;cht,<lb/>
getadelt, auch wird ihm einige Verworrenheit in<lb/>
der ganzen Anlage des Hintergrundes zum Vor-<lb/>
wurf gemacht, aber la&#x0364;ßt &#x017F;ich wohl bei einem &#x017F;o<lb/>
ausgedehnten Werke in jedem einzelnen Theile<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben gleiche Vollkommenheit erwarten? &#x2014;<lb/>
Und konnte auch der Maler, welchem u&#x0364;berdies<lb/>
das heutige Co&#x017F;tu&#x0364;m Fe&#x017F;&#x017F;eln anlegte, wenn er<lb/>
&#x017F;einer Aufgabe treu bleiben und &#x017F;ich dem Tadel<lb/>
&#x017F;einer Zeitgeno&#x017F;&#x017F;en nicht aus&#x017F;etzen wollte, einem<lb/>
&#x017F;o ern&#x017F;ten, Ruhe erfordernden und maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;chen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0146] Leben „Ja, zuweilen thue ich etwas darin; meine Bruͤder finden auch daran Geſchmack. Der, welcher vor Jhnen ſteht, hat etwas darin ge- leiſtet. O! ſeine Werke ſind nicht die eines Koͤ- nigs, es koͤnnte ſie wohl ein Kuͤnſtler gemalt haben. Herr David, ich darf nicht hoffen, eine Copie dieſes Gemaͤldes zu erhalten; aber um mich einigermaßen dafuͤr zu entſchaͤdigen, ſo ſe- tzen Sie mich an die Spitze der Subſcribenten fuͤr den davon erſcheinenden Kupferſtich. Ver- geſſen Sie es nicht.“ Man kann nicht laͤugnen, daß dies Gemaͤl- de einige Maͤngel beſitzt. Man hat den ins Graue fallenden Ton, der in den Galerien herrſcht, getadelt, auch wird ihm einige Verworrenheit in der ganzen Anlage des Hintergrundes zum Vor- wurf gemacht, aber laͤßt ſich wohl bei einem ſo ausgedehnten Werke in jedem einzelnen Theile deſſelben gleiche Vollkommenheit erwarten? — Und konnte auch der Maler, welchem uͤberdies das heutige Coſtuͤm Feſſeln anlegte, wenn er ſeiner Aufgabe treu bleiben und ſich dem Tadel ſeiner Zeitgenoſſen nicht ausſetzen wollte, einem ſo ernſten, Ruhe erfordernden und majeſtaͤtiſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/146
Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/146>, abgerufen am 27.11.2024.