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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Davids.
die Rednerbühne verließ, nachdem er seine Rede
oder vielmehr seine Anklage-Akte ausgesprochen,
ihn mit den Worten umarmt habe: Leerst du
den Kelch, so werde ich ihn mit dir
theilen
."

"Nicht um Robespierre zu empfangen, ging
ich ihm entgegen," sagte David; "nein ich wollte
nur den Rednerstuhl besteigen, um darauf anzu-
tragen, daß die Stunde des Festes vom 10ten
ausgesetzt werde *). Jch habe Robespierre nicht
umarmt, ihn nicht einmal berührt, denn er
stieß Jedermann zurück. Als Couthon ihm be-
merklich machte, daß seine Rede den Gemein-
den zugesandt werden solle, sagte ich; dies hieße
den Saamen der Zwietracht in der ganzen Re-
publik ausstreuen. Dies räume ich ein. Ro-
bespierre rief hierauf aus: es bliebe ihm nichts
übrig, als den Kelch zu trinken, und da sprach
ich zu ihm: ich trinke ihn mit dir. Jch bin
nicht der Einzige, den er getäuscht hat. Viele
Bürger hielten ihn, wie ich, für rechtschaffen."

Thibaudeau, ein College Davids bei dem

*) Dies war das Fest zur Ehre Barras und Viala's.

Davids.
die Rednerbuͤhne verließ, nachdem er ſeine Rede
oder vielmehr ſeine Anklage-Akte ausgeſprochen,
ihn mit den Worten umarmt habe: Leerſt du
den Kelch, ſo werde ich ihn mit dir
theilen
.“

„Nicht um Robespierre zu empfangen, ging
ich ihm entgegen,“ ſagte David; „nein ich wollte
nur den Rednerſtuhl beſteigen, um darauf anzu-
tragen, daß die Stunde des Feſtes vom 10ten
ausgeſetzt werde *). Jch habe Robespierre nicht
umarmt, ihn nicht einmal beruͤhrt, denn er
ſtieß Jedermann zuruͤck. Als Couthon ihm be-
merklich machte, daß ſeine Rede den Gemein-
den zugeſandt werden ſolle, ſagte ich; dies hieße
den Saamen der Zwietracht in der ganzen Re-
publik ausſtreuen. Dies raͤume ich ein. Ro-
bespierre rief hierauf aus: es bliebe ihm nichts
uͤbrig, als den Kelch zu trinken, und da ſprach
ich zu ihm: ich trinke ihn mit dir. Jch bin
nicht der Einzige, den er getaͤuſcht hat. Viele
Buͤrger hielten ihn, wie ich, fuͤr rechtſchaffen.“

Thibaudeau, ein College Davids bei dem

*) Dies war das Feſt zur Ehre Barras und Viala’s.
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[101/0115] Davids. die Rednerbuͤhne verließ, nachdem er ſeine Rede oder vielmehr ſeine Anklage-Akte ausgeſprochen, ihn mit den Worten umarmt habe: Leerſt du den Kelch, ſo werde ich ihn mit dir theilen.“ „Nicht um Robespierre zu empfangen, ging ich ihm entgegen,“ ſagte David; „nein ich wollte nur den Rednerſtuhl beſteigen, um darauf anzu- tragen, daß die Stunde des Feſtes vom 10ten ausgeſetzt werde *). Jch habe Robespierre nicht umarmt, ihn nicht einmal beruͤhrt, denn er ſtieß Jedermann zuruͤck. Als Couthon ihm be- merklich machte, daß ſeine Rede den Gemein- den zugeſandt werden ſolle, ſagte ich; dies hieße den Saamen der Zwietracht in der ganzen Re- publik ausſtreuen. Dies raͤume ich ein. Ro- bespierre rief hierauf aus: es bliebe ihm nichts uͤbrig, als den Kelch zu trinken, und da ſprach ich zu ihm: ich trinke ihn mit dir. Jch bin nicht der Einzige, den er getaͤuſcht hat. Viele Buͤrger hielten ihn, wie ich, fuͤr rechtſchaffen.“ Thibaudeau, ein College Davids bei dem *) Dies war das Feſt zur Ehre Barras und Viala’s.

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/115>, abgerufen am 25.11.2024.