wird freilich alles gehammelt, was nicht von aus- gezeichneten Müttern fällt. Die Vermehrung muß dabei freilich langsamer, aber um so mehr im Verhältniß mit der Verbesserung der Weide vor sich gehen.
Bis jetzt hat mein kleiner Stamm reichli- che Weide gehabt. Nur wie in dem laufenden Jahre 1815 seit sieben Wochen nur einmal ei- nige Stunden Regen gefallen war, und heftige kalte Winde mit Nachtfrösten den Graswuchs gehemmt hatten, ward sie zu Anfange des Ju- nius nach der Schur knapp, und es war schon beschlossen, den Schafen etwas grüne Luzerne in den Rauffen zu geben, wie ein eintretender warmer Regen uns dessen überhob. Entweder dies würde aber geschehen, oder es würde der zweijährige Kleeschlag den Schafen eingeräumt werden, wenn jemals ein Mangel an Weide einträte. Denn darauf scheint mir der Erfolg einer Schäferei und ihr Wollertrag vorzüglich zu beruhen, daß die Heerde nie im ganzen Jahre Hunger leide; und ich glaube, daß die reichlichste Futterung zu einer Zeit, den Mangel in einer andern, bei den Schafen noch weniger als bei anderm Vieh, er- setze, daß man folglich auf jedem Fall gedeckt seyn müsse.
wird freilich alles gehammelt, was nicht von aus- gezeichneten Muͤttern faͤllt. Die Vermehrung muß dabei freilich langſamer, aber um ſo mehr im Verhaͤltniß mit der Verbeſſerung der Weide vor ſich gehen.
Bis jetzt hat mein kleiner Stamm reichli- che Weide gehabt. Nur wie in dem laufenden Jahre 1815 ſeit ſieben Wochen nur einmal ei- nige Stunden Regen gefallen war, und heftige kalte Winde mit Nachtfroͤſten den Graswuchs gehemmt hatten, ward ſie zu Anfange des Ju- nius nach der Schur knapp, und es war ſchon beſchloſſen, den Schafen etwas gruͤne Luzerne in den Rauffen zu geben, wie ein eintretender warmer Regen uns deſſen uͤberhob. Entweder dies wuͤrde aber geſchehen, oder es wuͤrde der zweijaͤhrige Kleeſchlag den Schafen eingeraͤumt werden, wenn jemals ein Mangel an Weide eintraͤte. Denn darauf ſcheint mir der Erfolg einer Schaͤferei und ihr Wollertrag vorzuͤglich zu beruhen, daß die Heerde nie im ganzen Jahre Hunger leide; und ich glaube, daß die reichlichſte Futterung zu einer Zeit, den Mangel in einer andern, bei den Schafen noch weniger als bei anderm Vieh, er- ſetze, daß man folglich auf jedem Fall gedeckt ſeyn muͤſſe.
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wird freilich alles gehammelt, was nicht von aus-
gezeichneten Muͤttern faͤllt. Die Vermehrung
muß dabei freilich langſamer, aber um ſo mehr
im Verhaͤltniß mit der Verbeſſerung der Weide
vor ſich gehen.
Bis jetzt hat mein kleiner Stamm reichli-
che Weide gehabt. Nur wie in dem laufenden
Jahre 1815 ſeit ſieben Wochen nur einmal ei-
nige Stunden Regen gefallen war, und heftige
kalte Winde mit Nachtfroͤſten den Graswuchs
gehemmt hatten, ward ſie zu Anfange des Ju-
nius nach der Schur knapp, und es war ſchon
beſchloſſen, den Schafen etwas gruͤne Luzerne in
den Rauffen zu geben, wie ein eintretender warmer
Regen uns deſſen uͤberhob. Entweder dies wuͤrde
aber geſchehen, oder es wuͤrde der zweijaͤhrige
Kleeſchlag den Schafen eingeraͤumt werden, wenn
jemals ein Mangel an Weide eintraͤte. Denn
darauf ſcheint mir der Erfolg einer Schaͤferei
und ihr Wollertrag vorzuͤglich zu beruhen, daß
die Heerde nie im ganzen Jahre Hunger leide;
und ich glaube, daß die reichlichſte Futterung zu
einer Zeit, den Mangel in einer andern, bei den
Schafen noch weniger als bei anderm Vieh, er-
ſetze, daß man folglich auf jedem Fall gedeckt
ſeyn muͤſſe.
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/93>, abgerufen am 28.11.2024.
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