toffeln zu geben, haben ich und mehrere nicht rathsam gefunden, wenn man sie nicht mästen will. So lange Runkeln oder Rotabaga vorhan- den, werden diese mit den Kartoffeln vermischt gegeben, und dieses Futter wirkt besonders gut auf die Milch, und erhält ihr den eigenthümli- chen Sommergeschmack. Runkeln allein zum Er- satz des Heues in großer Menge gegeben, er- schlafften nach einiger Zeit die Verdauungswerk- zeuge, und sie wurden dem Vieh widerlich, so gern es solche auch zu Anfange und fortdauernd in kleineren Quantitäten frißt. Im Winter wird ein Theil des Heues mit Stroh zu Hechsel ge- schnitten, aber das Wurzelwerk wird nicht mit Hechsel, sondern in Scheiben zerschnitten, allein gegeben. Denn es geht damit wie mit dem Klee, das Vieh sucht sich das wohlschmeckende heraus, beschnaubt den Hechsel und läßt ihn liegen. Seit- dem die Kühe indessen den Abfall der Kartoffel- stärke erhielten, wird dieser mit Strohhechsel ver- mischt, und das Stärkewasser, welches viele Ei- weißstoffe enthält, zum Theil darüber gegossen. Dies Futter ist ihnen sehr angenehm und wohl- thätig gewesen, und ihnen zu ein Drittheil der Kartoffelmasse berechnet worden. Alles Stroh,
toffeln zu geben, haben ich und mehrere nicht rathſam gefunden, wenn man ſie nicht maͤſten will. So lange Runkeln oder Rotabaga vorhan- den, werden dieſe mit den Kartoffeln vermiſcht gegeben, und dieſes Futter wirkt beſonders gut auf die Milch, und erhaͤlt ihr den eigenthuͤmli- chen Sommergeſchmack. Runkeln allein zum Er- ſatz des Heues in großer Menge gegeben, er- ſchlafften nach einiger Zeit die Verdauungswerk- zeuge, und ſie wurden dem Vieh widerlich, ſo gern es ſolche auch zu Anfange und fortdauernd in kleineren Quantitaͤten frißt. Im Winter wird ein Theil des Heues mit Stroh zu Hechſel ge- ſchnitten, aber das Wurzelwerk wird nicht mit Hechſel, ſondern in Scheiben zerſchnitten, allein gegeben. Denn es geht damit wie mit dem Klee, das Vieh ſucht ſich das wohlſchmeckende heraus, beſchnaubt den Hechſel und laͤßt ihn liegen. Seit- dem die Kuͤhe indeſſen den Abfall der Kartoffel- ſtaͤrke erhielten, wird dieſer mit Strohhechſel ver- miſcht, und das Staͤrkewaſſer, welches viele Ei- weißſtoffe enthaͤlt, zum Theil daruͤber gegoſſen. Dies Futter iſt ihnen ſehr angenehm und wohl- thaͤtig geweſen, und ihnen zu ein Drittheil der Kartoffelmaſſe berechnet worden. Alles Stroh,
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toffeln zu geben, haben ich und mehrere nicht
rathſam gefunden, wenn man ſie nicht maͤſten
will. So lange Runkeln oder Rotabaga vorhan-
den, werden dieſe mit den Kartoffeln vermiſcht
gegeben, und dieſes Futter wirkt beſonders gut
auf die Milch, und erhaͤlt ihr den eigenthuͤmli-
chen Sommergeſchmack. Runkeln allein zum Er-
ſatz des Heues in großer Menge gegeben, er-
ſchlafften nach einiger Zeit die Verdauungswerk-
zeuge, und ſie wurden dem Vieh widerlich, ſo
gern es ſolche auch zu Anfange und fortdauernd
in kleineren Quantitaͤten frißt. Im Winter wird
ein Theil des Heues mit Stroh zu Hechſel ge-
ſchnitten, aber das Wurzelwerk wird nicht mit
Hechſel, ſondern in Scheiben zerſchnitten, allein
gegeben. Denn es geht damit wie mit dem Klee,
das Vieh ſucht ſich das wohlſchmeckende heraus,
beſchnaubt den Hechſel und laͤßt ihn liegen. Seit-
dem die Kuͤhe indeſſen den Abfall der Kartoffel-
ſtaͤrke erhielten, wird dieſer mit Strohhechſel ver-
miſcht, und das Staͤrkewaſſer, welches viele Ei-
weißſtoffe enthaͤlt, zum Theil daruͤber gegoſſen.
Dies Futter iſt ihnen ſehr angenehm und wohl-
thaͤtig geweſen, und ihnen zu ein Drittheil der
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/89>, abgerufen am 28.11.2024.
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