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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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Jäten, kein Behacken fand statt. Ohnerachtet
des scharfen Eggens habe ich doch nicht verhin-
dern können, daß sich nicht eine Art von Narbe
aus Graswurzeln und weißem Klee unter ihr
erzeuge. Durch das Eggen nach jedesmali-
gem
Schnitt würde ich sie vielleicht zerstören.
Da ich aber selbst bei einem älteren, schon im
Jahre 1807 angelegten Versuchsstücke, nicht be-
merke, daß es ihr schadet, so erspare ich mir die
Arbeit. Nach dem zweiten und dritten Jahre
scheint die Luzerne auf Boden, der ihr zusagt,
stärker als alles Unkraut, was sich unter ihr an-
siedelt. Mit dieser Luzerne bin ich jetzt schon
gesichert für die Grünfutterung meines Rindvie-
hes und sämmtlicher Pferde, und wenn sie erst
völlig dasteht, muß ich noch Heu machen. Wenn
ich die Heufutterung auf einen Kopf Großvieh
täglich nur zu 1 Gr. anschlüge, so benutze ich
einem Morgen Luzerne zu 15 Rthlr. rein. Sie
hat mich auch bei der dürresten Zeit nicht ver-
lassen. Im Jahre 1814 verfror sie bis zur
Hälfte im Mai, wie sie schon mähebar war,
aber sie trieb schnell wieder durch. Meine Zwei-
fel an der Unfehlbarkeit der Luzerne sind also
gehoben -- für meinen Boden! Aber jeder pro-
bire den seinigen darauf; wechseln viele verschie-

Jaͤten, kein Behacken fand ſtatt. Ohnerachtet
des ſcharfen Eggens habe ich doch nicht verhin-
dern koͤnnen, daß ſich nicht eine Art von Narbe
aus Graswurzeln und weißem Klee unter ihr
erzeuge. Durch das Eggen nach jedesmali-
gem
Schnitt wuͤrde ich ſie vielleicht zerſtoͤren.
Da ich aber ſelbſt bei einem aͤlteren, ſchon im
Jahre 1807 angelegten Verſuchsſtuͤcke, nicht be-
merke, daß es ihr ſchadet, ſo erſpare ich mir die
Arbeit. Nach dem zweiten und dritten Jahre
ſcheint die Luzerne auf Boden, der ihr zuſagt,
ſtaͤrker als alles Unkraut, was ſich unter ihr an-
ſiedelt. Mit dieſer Luzerne bin ich jetzt ſchon
geſichert fuͤr die Gruͤnfutterung meines Rindvie-
hes und ſaͤmmtlicher Pferde, und wenn ſie erſt
voͤllig daſteht, muß ich noch Heu machen. Wenn
ich die Heufutterung auf einen Kopf Großvieh
taͤglich nur zu 1 Gr. anſchluͤge, ſo benutze ich
einem Morgen Luzerne zu 15 Rthlr. rein. Sie
hat mich auch bei der duͤrreſten Zeit nicht ver-
laſſen. Im Jahre 1814 verfror ſie bis zur
Haͤlfte im Mai, wie ſie ſchon maͤhebar war,
aber ſie trieb ſchnell wieder durch. Meine Zwei-
fel an der Unfehlbarkeit der Luzerne ſind alſo
gehoben — fuͤr meinen Boden! Aber jeder pro-
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[60/0077] Jaͤten, kein Behacken fand ſtatt. Ohnerachtet des ſcharfen Eggens habe ich doch nicht verhin- dern koͤnnen, daß ſich nicht eine Art von Narbe aus Graswurzeln und weißem Klee unter ihr erzeuge. Durch das Eggen nach jedesmali- gem Schnitt wuͤrde ich ſie vielleicht zerſtoͤren. Da ich aber ſelbſt bei einem aͤlteren, ſchon im Jahre 1807 angelegten Verſuchsſtuͤcke, nicht be- merke, daß es ihr ſchadet, ſo erſpare ich mir die Arbeit. Nach dem zweiten und dritten Jahre ſcheint die Luzerne auf Boden, der ihr zuſagt, ſtaͤrker als alles Unkraut, was ſich unter ihr an- ſiedelt. Mit dieſer Luzerne bin ich jetzt ſchon geſichert fuͤr die Gruͤnfutterung meines Rindvie- hes und ſaͤmmtlicher Pferde, und wenn ſie erſt voͤllig daſteht, muß ich noch Heu machen. Wenn ich die Heufutterung auf einen Kopf Großvieh taͤglich nur zu 1 Gr. anſchluͤge, ſo benutze ich einem Morgen Luzerne zu 15 Rthlr. rein. Sie hat mich auch bei der duͤrreſten Zeit nicht ver- laſſen. Im Jahre 1814 verfror ſie bis zur Haͤlfte im Mai, wie ſie ſchon maͤhebar war, aber ſie trieb ſchnell wieder durch. Meine Zwei- fel an der Unfehlbarkeit der Luzerne ſind alſo gehoben — fuͤr meinen Boden! Aber jeder pro- bire den ſeinigen darauf; wechſeln viele verſchie-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/77>, abgerufen am 29.11.2024.