Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

gegeben, wenn nicht die höchst traurige nasse Ern-
tewitterung vieles verdorben hätte. Indessen er-
hielt ich von Königshof für 1800 Rthlr. Ge-
treide, und benutzte das Vorwerk, so viel ich aus
den freilich noch nicht ganz genau geführten Rech-
nungen abnehmen konnte, auf 3300 Rthlr. rein,
alles hierher gelieferte gering angeschlagen. Dies
war mit ein Grund, warum ich ein Gebot auf
Königshof, was der Hälfte des Kaufpreises des
Ganzen gleich kam, nicht annahm. Auch konnte
ich mit der Ernte auf Möglin zufrieden seyn.
Die Stallfutterung ward ohne Klee durchgeführt,
viele Wicken wurden noch zu Heu gemacht, an-
dere reif; die zuletzt gesäeten erfroren auf dem
Felde; die Molkerei gab guten Ertrag. Es ward
ein Familienhaus gebauet, eine alte hölzerne
Scheune bei der Schäferei ausgebessert, was man
lächerlich fand, da die auf dem Hofe neu errich-
teten massiven Scheunen übergroß für den Ein-
schnitt des Guts zu seyn schienen. Es war ein
glückliches Jahr, was mir um so mehr Muth
machte; doch hatte ich den Verdruß, daß mir
auf einmal meine sämmtlichen, von andern Gü-
tern gebürtigen Knechte, die schon an den Ge-
brauch meiner Werkzeuge gewöhnt waren, aus-
gehoben wurden. Es schien mir, als wolle man

gegeben, wenn nicht die hoͤchſt traurige naſſe Ern-
tewitterung vieles verdorben haͤtte. Indeſſen er-
hielt ich von Koͤnigshof fuͤr 1800 Rthlr. Ge-
treide, und benutzte das Vorwerk, ſo viel ich aus
den freilich noch nicht ganz genau gefuͤhrten Rech-
nungen abnehmen konnte, auf 3300 Rthlr. rein,
alles hierher gelieferte gering angeſchlagen. Dies
war mit ein Grund, warum ich ein Gebot auf
Koͤnigshof, was der Haͤlfte des Kaufpreiſes des
Ganzen gleich kam, nicht annahm. Auch konnte
ich mit der Ernte auf Moͤglin zufrieden ſeyn.
Die Stallfutterung ward ohne Klee durchgefuͤhrt,
viele Wicken wurden noch zu Heu gemacht, an-
dere reif; die zuletzt geſaͤeten erfroren auf dem
Felde; die Molkerei gab guten Ertrag. Es ward
ein Familienhaus gebauet, eine alte hoͤlzerne
Scheune bei der Schaͤferei ausgebeſſert, was man
laͤcherlich fand, da die auf dem Hofe neu errich-
teten maſſiven Scheunen uͤbergroß fuͤr den Ein-
ſchnitt des Guts zu ſeyn ſchienen. Es war ein
gluͤckliches Jahr, was mir um ſo mehr Muth
machte; doch hatte ich den Verdruß, daß mir
auf einmal meine ſaͤmmtlichen, von andern Guͤ-
tern gebuͤrtigen Knechte, die ſchon an den Ge-
brauch meiner Werkzeuge gewoͤhnt waren, aus-
gehoben wurden. Es ſchien mir, als wolle man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="19"/>
gegeben, wenn nicht die ho&#x0364;ch&#x017F;t traurige na&#x017F;&#x017F;e Ern-<lb/>
tewitterung vieles verdorben ha&#x0364;tte. Inde&#x017F;&#x017F;en er-<lb/>
hielt ich von Ko&#x0364;nigshof fu&#x0364;r 1800 Rthlr. Ge-<lb/>
treide, und benutzte das Vorwerk, &#x017F;o viel ich aus<lb/>
den freilich noch nicht ganz genau gefu&#x0364;hrten Rech-<lb/>
nungen abnehmen konnte, auf 3300 Rthlr. rein,<lb/>
alles hierher gelieferte gering ange&#x017F;chlagen. Dies<lb/>
war mit ein Grund, warum ich ein Gebot auf<lb/>
Ko&#x0364;nigshof, was der Ha&#x0364;lfte des Kaufprei&#x017F;es des<lb/>
Ganzen gleich kam, nicht annahm. Auch konnte<lb/>
ich mit der Ernte auf Mo&#x0364;glin zufrieden &#x017F;eyn.<lb/>
Die Stallfutterung ward ohne Klee durchgefu&#x0364;hrt,<lb/>
viele Wicken wurden noch zu Heu gemacht, an-<lb/>
dere reif; die zuletzt ge&#x017F;a&#x0364;eten erfroren auf dem<lb/>
Felde; die Molkerei gab guten Ertrag. Es ward<lb/>
ein Familienhaus gebauet, eine alte ho&#x0364;lzerne<lb/>
Scheune bei der Scha&#x0364;ferei ausgebe&#x017F;&#x017F;ert, was man<lb/>
la&#x0364;cherlich fand, da die auf dem Hofe neu errich-<lb/>
teten ma&#x017F;&#x017F;iven Scheunen u&#x0364;bergroß fu&#x0364;r den Ein-<lb/>
&#x017F;chnitt des Guts zu &#x017F;eyn &#x017F;chienen. Es war ein<lb/>
glu&#x0364;ckliches Jahr, was mir um &#x017F;o mehr Muth<lb/>
machte; doch hatte ich den Verdruß, daß mir<lb/>
auf einmal meine &#x017F;a&#x0364;mmtlichen, von andern Gu&#x0364;-<lb/>
tern gebu&#x0364;rtigen Knechte, die &#x017F;chon an den Ge-<lb/>
brauch meiner Werkzeuge gewo&#x0364;hnt waren, aus-<lb/>
gehoben wurden. Es &#x017F;chien mir, als wolle man<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0036] gegeben, wenn nicht die hoͤchſt traurige naſſe Ern- tewitterung vieles verdorben haͤtte. Indeſſen er- hielt ich von Koͤnigshof fuͤr 1800 Rthlr. Ge- treide, und benutzte das Vorwerk, ſo viel ich aus den freilich noch nicht ganz genau gefuͤhrten Rech- nungen abnehmen konnte, auf 3300 Rthlr. rein, alles hierher gelieferte gering angeſchlagen. Dies war mit ein Grund, warum ich ein Gebot auf Koͤnigshof, was der Haͤlfte des Kaufpreiſes des Ganzen gleich kam, nicht annahm. Auch konnte ich mit der Ernte auf Moͤglin zufrieden ſeyn. Die Stallfutterung ward ohne Klee durchgefuͤhrt, viele Wicken wurden noch zu Heu gemacht, an- dere reif; die zuletzt geſaͤeten erfroren auf dem Felde; die Molkerei gab guten Ertrag. Es ward ein Familienhaus gebauet, eine alte hoͤlzerne Scheune bei der Schaͤferei ausgebeſſert, was man laͤcherlich fand, da die auf dem Hofe neu errich- teten maſſiven Scheunen uͤbergroß fuͤr den Ein- ſchnitt des Guts zu ſeyn ſchienen. Es war ein gluͤckliches Jahr, was mir um ſo mehr Muth machte; doch hatte ich den Verdruß, daß mir auf einmal meine ſaͤmmtlichen, von andern Guͤ- tern gebuͤrtigen Knechte, die ſchon an den Ge- brauch meiner Werkzeuge gewoͤhnt waren, aus- gehoben wurden. Es ſchien mir, als wolle man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/36
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/36>, abgerufen am 21.11.2024.