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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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wein-Brennerei war, dadurch gefährdet. Wie
man nicht blos das selbst gewonnene, sondern
auch noch viel zugekauftes Getreide dadurch con-
sumirte, so gab der Rückstand durch Mästung
eine beträchtliche Dünger-Production, die beim
verkauften Getreide der Wirthschaft entging.
Hierin und in der Ersparung der Marktfuhren
setzten manche allein ihren Vortheil. Jetzt aber,
wo es erforderlich scheint, das Getreide zu ver-
kaufen, und Kartoffeln hinlänglich zur Brannt-
wein-Brennerei zu bauen, wenn man mit der
Waare Preis halten will, kommt die Sache an-
ders zu stehen. Denn so sehr ich überzeugt
bin, daß die Kartoffeln, wenn sie ganz ver-
futtert werden, mehr Dünger wiedergeben, als
sie ausziehen; so möchte dies doch nicht der
Fall seyn, wenn ihre wesentlichen Nahrungs-
theile in Alkohol verwandelt werden, und höch-
stens drei Zehntheil zurückbleiben. Vielmehr
glaube ich, daß durch einen starken Kartoffel-
bau zu diesem Verbrauch der Kraftzu-
stand einer Wirthschaft beträchtlich geschwächt
werden könne, wenn er nicht auf eine andere
Weise ersetzt wird; was allerdings unter man-
chen Verhältnissen sehr gut geschehen kann.

wein-Brennerei war, dadurch gefaͤhrdet. Wie
man nicht blos das ſelbſt gewonnene, ſondern
auch noch viel zugekauftes Getreide dadurch con-
ſumirte, ſo gab der Ruͤckſtand durch Maͤſtung
eine betraͤchtliche Duͤnger-Production, die beim
verkauften Getreide der Wirthſchaft entging.
Hierin und in der Erſparung der Marktfuhren
ſetzten manche allein ihren Vortheil. Jetzt aber,
wo es erforderlich ſcheint, das Getreide zu ver-
kaufen, und Kartoffeln hinlaͤnglich zur Brannt-
wein-Brennerei zu bauen, wenn man mit der
Waare Preis halten will, kommt die Sache an-
ders zu ſtehen. Denn ſo ſehr ich uͤberzeugt
bin, daß die Kartoffeln, wenn ſie ganz ver-
futtert werden, mehr Duͤnger wiedergeben, als
ſie ausziehen; ſo moͤchte dies doch nicht der
Fall ſeyn, wenn ihre weſentlichen Nahrungs-
theile in Alkohol verwandelt werden, und hoͤch-
ſtens drei Zehntheil zuruͤckbleiben. Vielmehr
glaube ich, daß durch einen ſtarken Kartoffel-
bau zu dieſem Verbrauch der Kraftzu-
ſtand einer Wirthſchaft betraͤchtlich geſchwaͤcht
werden koͤnne, wenn er nicht auf eine andere
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[335/0352] wein-Brennerei war, dadurch gefaͤhrdet. Wie man nicht blos das ſelbſt gewonnene, ſondern auch noch viel zugekauftes Getreide dadurch con- ſumirte, ſo gab der Ruͤckſtand durch Maͤſtung eine betraͤchtliche Duͤnger-Production, die beim verkauften Getreide der Wirthſchaft entging. Hierin und in der Erſparung der Marktfuhren ſetzten manche allein ihren Vortheil. Jetzt aber, wo es erforderlich ſcheint, das Getreide zu ver- kaufen, und Kartoffeln hinlaͤnglich zur Brannt- wein-Brennerei zu bauen, wenn man mit der Waare Preis halten will, kommt die Sache an- ders zu ſtehen. Denn ſo ſehr ich uͤberzeugt bin, daß die Kartoffeln, wenn ſie ganz ver- futtert werden, mehr Duͤnger wiedergeben, als ſie ausziehen; ſo moͤchte dies doch nicht der Fall ſeyn, wenn ihre weſentlichen Nahrungs- theile in Alkohol verwandelt werden, und hoͤch- ſtens drei Zehntheil zuruͤckbleiben. Vielmehr glaube ich, daß durch einen ſtarken Kartoffel- bau zu dieſem Verbrauch der Kraftzu- ſtand einer Wirthſchaft betraͤchtlich geſchwaͤcht werden koͤnne, wenn er nicht auf eine andere Weiſe erſetzt wird; was allerdings unter man- chen Verhaͤltniſſen ſehr gut geſchehen kann.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/352>, abgerufen am 25.11.2024.