Pferde; Kühe und Ochsen mußten sich im Win- ter mit Stroh und Kaff behelfen, und wurden auf die Königshofer Weide im Frühjahr vertrö- stet. Also war des Mistes sehr wenig. Wie ich im Sommer 1804 hier war, waren in der Brache, zum Theil zu Erbsen, 60 Morgen vom Hofe ausgedüngt; der Schafmist ward eben aus- gefahren und reichte höchstens auf 20 Morgen; und man glaubte doch recht viel in diesem Jahre gethan zu haben. Nur weniges nahe am Hofe gelegenes Land, stand in sechsjährigem Dünger, mehreres im neunjährigen und zwölfjährigen, und der größte Theil hatte seit undenklichen Zeiten keinen bekommen.
Nun war alles in drei Felder getheilt, in jedem etwa 350 Morgen. Nach Johannis fing man an, die Brache, aber langsam, umzubrechen, denn bis zur Stoppel mußten Schafe und Och- sen Weide behalten. Winterung ward durch das ganze Feld gesäet; Sömmerung so weit als seit neun Jahren Dünger gekommen war, und wo man weder Gerste noch Hafer zu säen wagen wollte, versuchte man noch Buchweizen. Ich fand im Sömmerungsfelde nur Hederich (Acker- rettig) stehen, und wenn ich hier geblieben wäre, hätte ich es sogleich abmähen lassen zum Vieh-
futter.
Pferde; Kuͤhe und Ochſen mußten ſich im Win- ter mit Stroh und Kaff behelfen, und wurden auf die Koͤnigshofer Weide im Fruͤhjahr vertroͤ- ſtet. Alſo war des Miſtes ſehr wenig. Wie ich im Sommer 1804 hier war, waren in der Brache, zum Theil zu Erbſen, 60 Morgen vom Hofe ausgeduͤngt; der Schafmiſt ward eben aus- gefahren und reichte hoͤchſtens auf 20 Morgen; und man glaubte doch recht viel in dieſem Jahre gethan zu haben. Nur weniges nahe am Hofe gelegenes Land, ſtand in ſechsjaͤhrigem Duͤnger, mehreres im neunjaͤhrigen und zwoͤlfjaͤhrigen, und der groͤßte Theil hatte ſeit undenklichen Zeiten keinen bekommen.
Nun war alles in drei Felder getheilt, in jedem etwa 350 Morgen. Nach Johannis fing man an, die Brache, aber langſam, umzubrechen, denn bis zur Stoppel mußten Schafe und Och- ſen Weide behalten. Winterung ward durch das ganze Feld geſaͤet; Soͤmmerung ſo weit als ſeit neun Jahren Duͤnger gekommen war, und wo man weder Gerſte noch Hafer zu ſaͤen wagen wollte, verſuchte man noch Buchweizen. Ich fand im Soͤmmerungsfelde nur Hederich (Acker- rettig) ſtehen, und wenn ich hier geblieben waͤre, haͤtte ich es ſogleich abmaͤhen laſſen zum Vieh-
futter.
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Pferde; Kuͤhe und Ochſen mußten ſich im Win-
ter mit Stroh und Kaff behelfen, und wurden
auf die Koͤnigshofer Weide im Fruͤhjahr vertroͤ-
ſtet. Alſo war des Miſtes ſehr wenig. Wie
ich im Sommer 1804 hier war, waren in der
Brache, zum Theil zu Erbſen, 60 Morgen vom
Hofe ausgeduͤngt; der Schafmiſt ward eben aus-
gefahren und reichte hoͤchſtens auf 20 Morgen;
und man glaubte doch recht viel in dieſem Jahre
gethan zu haben. Nur weniges nahe am Hofe
gelegenes Land, ſtand in ſechsjaͤhrigem Duͤnger,
mehreres im neunjaͤhrigen und zwoͤlfjaͤhrigen, und
der groͤßte Theil hatte ſeit undenklichen Zeiten
keinen bekommen.
Nun war alles in drei Felder getheilt, in
jedem etwa 350 Morgen. Nach Johannis fing
man an, die Brache, aber langſam, umzubrechen,
denn bis zur Stoppel mußten Schafe und Och-
ſen Weide behalten. Winterung ward durch das
ganze Feld geſaͤet; Soͤmmerung ſo weit als ſeit
neun Jahren Duͤnger gekommen war, und wo
man weder Gerſte noch Hafer zu ſaͤen wagen
wollte, verſuchte man noch Buchweizen. Ich
fand im Soͤmmerungsfelde nur Hederich (Acker-
rettig) ſtehen, und wenn ich hier geblieben waͤre,
haͤtte ich es ſogleich abmaͤhen laſſen zum Vieh-
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/33>, abgerufen am 23.11.2024.
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