ten auf dem weiten Felde der Erfahrung erhe- ben können. Nur wünsche ich, daß keiner ins Blaue hinaussehen, und Nebelgestalten für wirkliche Gegenstände annehmen möge.
Es ist jetzt wohl unbezweifelt, daß der im Boden befindliche vegetabilisch-animalische Mo- der der Hauptnahrungsstoff der Pflanzen sey, in so fern sie solchen aus den Boden ziehen. Er ist es aber nicht in seinem erdigen Zustande, sondern nur in so fern, als er in milden Ex- tractirstoff und in Kohlensäure durch den Zutritt des Sauerstoffs übergehet; denn nur in diesen beiden Gestalten kann, so viel wir jetzt wissen, sein Uebergang in den Pflanzen statt finden. Wenn also die eigentlichen rohen Erden nicht wirkliches Nahrungsmittel der Pflanzen sind, so wird doch durch sie die Wechselwirkung der im Boden enthaltenen eigentlichen Nahrungsstoffe unter einander, mit der Atmosphäre, und ihr Eintritt in die Organe der Pflanzen verschiedent- lich modifizirt, befördert oder zurückgehalten. Wir ahnen darüber wohl manches, aber wir wollen hier nicht über Ahnungen sprechen. Was wir gewiß genug wissen, ist, daß der thonige Boden den Humus und die Nahrungstheile der Pflan- zen fester an sich hält, selbige, wenn sie nicht
ten auf dem weiten Felde der Erfahrung erhe- ben koͤnnen. Nur wuͤnſche ich, daß keiner ins Blaue hinausſehen, und Nebelgeſtalten fuͤr wirkliche Gegenſtaͤnde annehmen moͤge.
Es iſt jetzt wohl unbezweifelt, daß der im Boden befindliche vegetabiliſch-animaliſche Mo- der der Hauptnahrungsſtoff der Pflanzen ſey, in ſo fern ſie ſolchen aus den Boden ziehen. Er iſt es aber nicht in ſeinem erdigen Zuſtande, ſondern nur in ſo fern, als er in milden Ex- tractirſtoff und in Kohlenſaͤure durch den Zutritt des Sauerſtoffs uͤbergehet; denn nur in dieſen beiden Geſtalten kann, ſo viel wir jetzt wiſſen, ſein Uebergang in den Pflanzen ſtatt finden. Wenn alſo die eigentlichen rohen Erden nicht wirkliches Nahrungsmittel der Pflanzen ſind, ſo wird doch durch ſie die Wechſelwirkung der im Boden enthaltenen eigentlichen Nahrungsſtoffe unter einander, mit der Atmosphaͤre, und ihr Eintritt in die Organe der Pflanzen verſchiedent- lich modifizirt, befoͤrdert oder zuruͤckgehalten. Wir ahnen daruͤber wohl manches, aber wir wollen hier nicht uͤber Ahnungen ſprechen. Was wir gewiß genug wiſſen, iſt, daß der thonige Boden den Humus und die Nahrungstheile der Pflan- zen feſter an ſich haͤlt, ſelbige, wenn ſie nicht
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ten auf dem weiten Felde der Erfahrung erhe-
ben koͤnnen. Nur wuͤnſche ich, daß keiner ins
Blaue hinausſehen, und Nebelgeſtalten fuͤr
wirkliche Gegenſtaͤnde annehmen moͤge.
Es iſt jetzt wohl unbezweifelt, daß der im
Boden befindliche vegetabiliſch-animaliſche Mo-
der der Hauptnahrungsſtoff der Pflanzen ſey, in
ſo fern ſie ſolchen aus den Boden ziehen. Er
iſt es aber nicht in ſeinem erdigen Zuſtande,
ſondern nur in ſo fern, als er in milden Ex-
tractirſtoff und in Kohlenſaͤure durch den Zutritt
des Sauerſtoffs uͤbergehet; denn nur in dieſen
beiden Geſtalten kann, ſo viel wir jetzt wiſſen,
ſein Uebergang in den Pflanzen ſtatt finden.
Wenn alſo die eigentlichen rohen Erden nicht
wirkliches Nahrungsmittel der Pflanzen ſind, ſo
wird doch durch ſie die Wechſelwirkung der im
Boden enthaltenen eigentlichen Nahrungsſtoffe
unter einander, mit der Atmosphaͤre, und ihr
Eintritt in die Organe der Pflanzen verſchiedent-
lich modifizirt, befoͤrdert oder zuruͤckgehalten. Wir
ahnen daruͤber wohl manches, aber wir wollen
hier nicht uͤber Ahnungen ſprechen. Was wir
gewiß genug wiſſen, iſt, daß der thonige Boden
den Humus und die Nahrungstheile der Pflan-
zen feſter an ſich haͤlt, ſelbige, wenn ſie nicht
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/270>, abgerufen am 22.11.2024.
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