Müttern ausgehen, auf dem Stalle mit recht angemessenem Futter versehen werden, was sie, so lange die Mütter immer mit im Stalle sind, doch nicht so reichlich erhalten können. Sie werden vor der künftigen Einwinterung stark ge- nug, und nicht so überstark, daß man auf der Weide schon Bock- und Zibbenlämmer von ein- ander trennen muß. Endlich geht es doch mit dem Lammen besser, wenn kein heftiger Frost mehr einfällt. Es scheint mir jetzt, als ob der Vorzug, den man dem frühen Lammen gegeben hat, sich nur darauf begründe, daß die frühesten Lämmer in einer Heerde allemal die besten wer- den. Aber das hat seine natürliche Ursach, weil sie einmal die stärksten sind und die schwächeren vom Futter verdrängen. Diese Ungleichheit ist keineswegs erwünscht, und sie wird sich um so eher ausgleichen, je jünger die Lämmer auf die Weide kommen; denn da fällt dieses Verdrängen mehr weg. Ueberhaupt aber habe ich bei Spät- lingen gefunden, daß es ihnen sehr wohl bekam, wenn sie schon am achten Tage mit auf die Weide gingen, und daß sie schon im Hetbst meh- rentheils den Vorsprung der frühern nachholten. Ich werde deshalb in diesem Jahre die Böcke erst im Oktober zulassen, um so mehr, da sie,
Muͤttern ausgehen, auf dem Stalle mit recht angemeſſenem Futter verſehen werden, was ſie, ſo lange die Muͤtter immer mit im Stalle ſind, doch nicht ſo reichlich erhalten koͤnnen. Sie werden vor der kuͤnftigen Einwinterung ſtark ge- nug, und nicht ſo uͤberſtark, daß man auf der Weide ſchon Bock- und Zibbenlaͤmmer von ein- ander trennen muß. Endlich geht es doch mit dem Lammen beſſer, wenn kein heftiger Froſt mehr einfaͤllt. Es ſcheint mir jetzt, als ob der Vorzug, den man dem fruͤhen Lammen gegeben hat, ſich nur darauf begruͤnde, daß die fruͤheſten Laͤmmer in einer Heerde allemal die beſten wer- den. Aber das hat ſeine natuͤrliche Urſach, weil ſie einmal die ſtaͤrkſten ſind und die ſchwaͤcheren vom Futter verdraͤngen. Dieſe Ungleichheit iſt keineswegs erwuͤnſcht, und ſie wird ſich um ſo eher ausgleichen, je juͤnger die Laͤmmer auf die Weide kommen; denn da faͤllt dieſes Verdraͤngen mehr weg. Ueberhaupt aber habe ich bei Spaͤt- lingen gefunden, daß es ihnen ſehr wohl bekam, wenn ſie ſchon am achten Tage mit auf die Weide gingen, und daß ſie ſchon im Hetbſt meh- rentheils den Vorſprung der fruͤhern nachholten. Ich werde deshalb in dieſem Jahre die Boͤcke erſt im Oktober zulaſſen, um ſo mehr, da ſie,
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Muͤttern ausgehen, auf dem Stalle mit recht
angemeſſenem Futter verſehen werden, was ſie,
ſo lange die Muͤtter immer mit im Stalle ſind,
doch nicht ſo reichlich erhalten koͤnnen. Sie
werden vor der kuͤnftigen Einwinterung ſtark ge-
nug, und nicht ſo uͤberſtark, daß man auf der
Weide ſchon Bock- und Zibbenlaͤmmer von ein-
ander trennen muß. Endlich geht es doch mit
dem Lammen beſſer, wenn kein heftiger Froſt
mehr einfaͤllt. Es ſcheint mir jetzt, als ob der
Vorzug, den man dem fruͤhen Lammen gegeben
hat, ſich nur darauf begruͤnde, daß die fruͤheſten
Laͤmmer in einer Heerde allemal die beſten wer-
den. Aber das hat ſeine natuͤrliche Urſach, weil
ſie einmal die ſtaͤrkſten ſind und die ſchwaͤcheren
vom Futter verdraͤngen. Dieſe Ungleichheit iſt
keineswegs erwuͤnſcht, und ſie wird ſich um ſo
eher ausgleichen, je juͤnger die Laͤmmer auf die
Weide kommen; denn da faͤllt dieſes Verdraͤngen
mehr weg. Ueberhaupt aber habe ich bei Spaͤt-
lingen gefunden, daß es ihnen ſehr wohl bekam,
wenn ſie ſchon am achten Tage mit auf die
Weide gingen, und daß ſie ſchon im Hetbſt meh-
rentheils den Vorſprung der fruͤhern nachholten.
Ich werde deshalb in dieſem Jahre die Boͤcke
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/244>, abgerufen am 21.11.2024.
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