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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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gedruckter Schrift, sondern auf dem Acker selbst,
eine Spur meines Daseyns und meines Wirkens
für den Acker zu hinterlassen.

Auf diesem Acker von Möglin liegt das Re-
sultat jenes concreten Experiments vor Augen,
jedem der es unbefangen untersuchen will; ich
werde ihn durch diese Darstellung und Erzäh-
lung in den Stand setzen, diese Untersuchung mit
leichter Mühe an Ort und Stelle anzustellen.
Ich habe alles Wesentliche, soweit meine Anno-
tationen und Erinnerungen reichen, erzählt, und
mir die möglichste Treue dabei zum Gesetz ge-
macht. Ich könnte durch die Einrichtung des
hiesigen Instituts Zeugen in Menge aus jedem
Zeitpunkte aufstellen, wenn es deren bedürfte.
Wenn ich aber geneigt wäre, Unwahrheiten öf-
fentlich zu sagen, so müßte mich der öffentliche
Widerspruch, dem ich mich gewiß aussetzte, ab-
schrecken. Ich bin so weit entfernt, mich für
unfehlbar auszugeben, daß ich es selbst bemerk-
lich machen werde, wo ich geirret habe, oder wo
doch meine Erwartungen durch unvorhergesehene
physische oder moralisch-politische Ereignisse ver-
eitelt wurden. Daß ich mich hierdurch vielleicht
allerlei Neckereien von Seiten gewisser Leute aus-
jetze, daß z. B. eine im Trocknen liegende Schleuse

gedruckter Schrift, ſondern auf dem Acker ſelbſt,
eine Spur meines Daſeyns und meines Wirkens
fuͤr den Acker zu hinterlaſſen.

Auf dieſem Acker von Moͤglin liegt das Re-
ſultat jenes concreten Experiments vor Augen,
jedem der es unbefangen unterſuchen will; ich
werde ihn durch dieſe Darſtellung und Erzaͤh-
lung in den Stand ſetzen, dieſe Unterſuchung mit
leichter Muͤhe an Ort und Stelle anzuſtellen.
Ich habe alles Weſentliche, ſoweit meine Anno-
tationen und Erinnerungen reichen, erzaͤhlt, und
mir die moͤglichſte Treue dabei zum Geſetz ge-
macht. Ich koͤnnte durch die Einrichtung des
hieſigen Inſtituts Zeugen in Menge aus jedem
Zeitpunkte aufſtellen, wenn es deren beduͤrfte.
Wenn ich aber geneigt waͤre, Unwahrheiten oͤf-
fentlich zu ſagen, ſo muͤßte mich der oͤffentliche
Widerſpruch, dem ich mich gewiß ausſetzte, ab-
ſchrecken. Ich bin ſo weit entfernt, mich fuͤr
unfehlbar auszugeben, daß ich es ſelbſt bemerk-
lich machen werde, wo ich geirret habe, oder wo
doch meine Erwartungen durch unvorhergeſehene
phyſiſche oder moraliſch-politiſche Ereigniſſe ver-
eitelt wurden. Daß ich mich hierdurch vielleicht
allerlei Neckereien von Seiten gewiſſer Leute aus-
jetze, daß z. B. eine im Trocknen liegende Schleuſe

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[5/0022] gedruckter Schrift, ſondern auf dem Acker ſelbſt, eine Spur meines Daſeyns und meines Wirkens fuͤr den Acker zu hinterlaſſen. Auf dieſem Acker von Moͤglin liegt das Re- ſultat jenes concreten Experiments vor Augen, jedem der es unbefangen unterſuchen will; ich werde ihn durch dieſe Darſtellung und Erzaͤh- lung in den Stand ſetzen, dieſe Unterſuchung mit leichter Muͤhe an Ort und Stelle anzuſtellen. Ich habe alles Weſentliche, ſoweit meine Anno- tationen und Erinnerungen reichen, erzaͤhlt, und mir die moͤglichſte Treue dabei zum Geſetz ge- macht. Ich koͤnnte durch die Einrichtung des hieſigen Inſtituts Zeugen in Menge aus jedem Zeitpunkte aufſtellen, wenn es deren beduͤrfte. Wenn ich aber geneigt waͤre, Unwahrheiten oͤf- fentlich zu ſagen, ſo muͤßte mich der oͤffentliche Widerſpruch, dem ich mich gewiß ausſetzte, ab- ſchrecken. Ich bin ſo weit entfernt, mich fuͤr unfehlbar auszugeben, daß ich es ſelbſt bemerk- lich machen werde, wo ich geirret habe, oder wo doch meine Erwartungen durch unvorhergeſehene phyſiſche oder moraliſch-politiſche Ereigniſſe ver- eitelt wurden. Daß ich mich hierdurch vielleicht allerlei Neckereien von Seiten gewiſſer Leute aus- jetze, daß z. B. eine im Trocknen liegende Schleuſe

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/22>, abgerufen am 21.11.2024.