trockener Witterung nimmt der Ackersenf, bei feuchter das Flöhkraut, Polygonum persicaria, auch manche andere Ueberhand. Aber auch die Graßwurzeln triticum repens und agrostis sto- lonifera wuchern gewaltig darin, und machen den Acker, wenn man ihn liegen läßt, sogleich zu einer reichhaltigen Wiese; doch sind diese leich- ter darin zu überwinden.
Unter diesen Umständen muß dieser Boden entweder höchst sorgfältig oder ganz nachlässig behandelt werden. Eine mittelmäßige Beacke- rung fruchtet, wie ich gefunden habe, gar nichts, und macht das Uebel ehe schlimmer. Man pflügt ihn deshalb zu jeder Saat nur ein einziges mal. Eigentliche Brache wird gar nicht gehalten. Man läßt ihn entweder zur Wiese oder Weide liegen, oder bauet Kartoffeln, wenn das Unkraut die Oberhand gewinnt.
Die sicherste und wohlfeilste Verbesserung dieses Bodens würde ohne Zweifel durch das Brennen bewirkt werden. Ich gestehe aber, daß ich es noch nicht versucht habe; so oft ich es mir vornahm, traten immer Hindernisse ein. Hier- durch würde das Uebermaaß von Humus zer- stört und in Asche verwandelt, die Säure ver- tilgt, die Keime des Unkrauts vernichtet werden.
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trockener Witterung nimmt der Ackerſenf, bei feuchter das Floͤhkraut, Polygonum perſicaria, auch manche andere Ueberhand. Aber auch die Graßwurzeln triticum repens und agrostis sto- lonifera wuchern gewaltig darin, und machen den Acker, wenn man ihn liegen laͤßt, ſogleich zu einer reichhaltigen Wieſe; doch ſind dieſe leich- ter darin zu uͤberwinden.
Unter dieſen Umſtaͤnden muß dieſer Boden entweder hoͤchſt ſorgfaͤltig oder ganz nachlaͤſſig behandelt werden. Eine mittelmaͤßige Beacke- rung fruchtet, wie ich gefunden habe, gar nichts, und macht das Uebel ehe ſchlimmer. Man pfluͤgt ihn deshalb zu jeder Saat nur ein einziges mal. Eigentliche Brache wird gar nicht gehalten. Man laͤßt ihn entweder zur Wieſe oder Weide liegen, oder bauet Kartoffeln, wenn das Unkraut die Oberhand gewinnt.
Die ſicherſte und wohlfeilſte Verbeſſerung dieſes Bodens wuͤrde ohne Zweifel durch das Brennen bewirkt werden. Ich geſtehe aber, daß ich es noch nicht verſucht habe; ſo oft ich es mir vornahm, traten immer Hinderniſſe ein. Hier- durch wuͤrde das Uebermaaß von Humus zer- ſtoͤrt und in Aſche verwandelt, die Saͤure ver- tilgt, die Keime des Unkrauts vernichtet werden.
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trockener Witterung nimmt der Ackerſenf, bei
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auch manche andere Ueberhand. Aber auch die
Graßwurzeln triticum repens und agrostis sto-
lonifera wuchern gewaltig darin, und machen
den Acker, wenn man ihn liegen laͤßt, ſogleich
zu einer reichhaltigen Wieſe; doch ſind dieſe leich-
ter darin zu uͤberwinden.
Unter dieſen Umſtaͤnden muß dieſer Boden
entweder hoͤchſt ſorgfaͤltig oder ganz nachlaͤſſig
behandelt werden. Eine mittelmaͤßige Beacke-
rung fruchtet, wie ich gefunden habe, gar nichts,
und macht das Uebel ehe ſchlimmer. Man pfluͤgt
ihn deshalb zu jeder Saat nur ein einziges mal.
Eigentliche Brache wird gar nicht gehalten. Man
laͤßt ihn entweder zur Wieſe oder Weide liegen,
oder bauet Kartoffeln, wenn das Unkraut die
Oberhand gewinnt.
Die ſicherſte und wohlfeilſte Verbeſſerung
dieſes Bodens wuͤrde ohne Zweifel durch das
Brennen bewirkt werden. Ich geſtehe aber, daß
ich es noch nicht verſucht habe; ſo oft ich es
mir vornahm, traten immer Hinderniſſe ein. Hier-
durch wuͤrde das Uebermaaß von Humus zer-
ſtoͤrt und in Aſche verwandelt, die Saͤure ver-
tilgt, die Keime des Unkrauts vernichtet werden.
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/210>, abgerufen am 24.11.2024.
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