5 Morgen des besten Landes waren zu Gar- tenland abgenommen. Der Roggen war zum Theil sehr schlecht, besonders der gedrillete. Er war auf dem schlechtesten und abgelegensten Theile, der zweimal Kleesaamen getragen hatte, aus be- sonderer Gefälligkeit für meine Schüler und an- wesende Freunde, um die Operation zu zeigen, etwas spät gedrillet. Der mächtige Trieb dieses Frühjahrs ließ ihn nicht zu der Bestaudung kom- men, worauf man bei gedrilletem Korne rechnet. Ich habe überhaupt immer von dem, was ich blos um es zu zeigen vornahm, schlechten Er- folg gehabt, was sich ganz natürlich erklären läßt, und mir deshalb vorgenommen, es nie wieder zu thun. Der pecuniaire Verlust war wohl nicht bedeutend, denn guter Roggen wäre hier in die- sem Jahre auf keinem Fall gewachsen. Aber wer diesen Roggen sah, dem kann ich es nicht verdenken, wenn er von der Drillkultur abge- schreckt wurde, die doch nach meiner innigsten Ueberzeugung viele Vortheile hat. Auch sah er auf dem Halme noch schlechter aus, als er sich
SchlagII. 59 Morgen Roggen gaben 237 Scheffel.
41 Morgen Hafer gaben 551 Scheffel.
5 Morgen des beſten Landes waren zu Gar- tenland abgenommen. Der Roggen war zum Theil ſehr ſchlecht, beſonders der gedrillete. Er war auf dem ſchlechteſten und abgelegenſten Theile, der zweimal Kleeſaamen getragen hatte, aus be- ſonderer Gefaͤlligkeit fuͤr meine Schuͤler und an- weſende Freunde, um die Operation zu zeigen, etwas ſpaͤt gedrillet. Der maͤchtige Trieb dieſes Fruͤhjahrs ließ ihn nicht zu der Beſtaudung kom- men, worauf man bei gedrilletem Korne rechnet. Ich habe uͤberhaupt immer von dem, was ich blos um es zu zeigen vornahm, ſchlechten Er- folg gehabt, was ſich ganz natuͤrlich erklaͤren laͤßt, und mir deshalb vorgenommen, es nie wieder zu thun. Der pecuniaire Verluſt war wohl nicht bedeutend, denn guter Roggen waͤre hier in die- ſem Jahre auf keinem Fall gewachſen. Aber wer dieſen Roggen ſah, dem kann ich es nicht verdenken, wenn er von der Drillkultur abge- ſchreckt wurde, die doch nach meiner innigſten Ueberzeugung viele Vortheile hat. Auch ſah er auf dem Halme noch ſchlechter aus, als er ſich
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0134"n="117"/><p><hirendition="#g">Schlag</hi><hirendition="#aq">II.</hi> 59 Morgen Roggen gaben<lb/>
237 Scheffel.</p><lb/><p>41 Morgen Hafer gaben 551 Scheffel.</p><lb/><p>5 Morgen des beſten Landes waren zu Gar-<lb/>
tenland abgenommen. Der Roggen war zum<lb/>
Theil ſehr ſchlecht, beſonders der gedrillete. Er<lb/>
war auf dem ſchlechteſten und abgelegenſten Theile,<lb/>
der zweimal Kleeſaamen getragen hatte, aus be-<lb/>ſonderer Gefaͤlligkeit fuͤr meine Schuͤler und an-<lb/>
weſende Freunde, um die Operation zu zeigen,<lb/>
etwas ſpaͤt gedrillet. Der maͤchtige Trieb dieſes<lb/>
Fruͤhjahrs ließ ihn nicht zu der Beſtaudung kom-<lb/>
men, worauf man bei gedrilletem Korne rechnet.<lb/>
Ich habe uͤberhaupt immer von dem, was ich<lb/>
blos um es zu zeigen vornahm, ſchlechten Er-<lb/>
folg gehabt, was ſich ganz natuͤrlich erklaͤren laͤßt,<lb/>
und mir deshalb vorgenommen, es nie wieder zu<lb/>
thun. Der pecuniaire Verluſt war wohl nicht<lb/>
bedeutend, denn guter Roggen waͤre hier in die-<lb/>ſem Jahre auf keinem Fall gewachſen. Aber<lb/>
wer dieſen Roggen ſah, dem kann ich es nicht<lb/>
verdenken, wenn er von der Drillkultur abge-<lb/>ſchreckt wurde, die doch nach meiner innigſten<lb/>
Ueberzeugung viele Vortheile hat. Auch ſah er<lb/>
auf dem Halme noch ſchlechter aus, als er ſich<lb/></p></div></body></text></TEI>
[117/0134]
Schlag II. 59 Morgen Roggen gaben
237 Scheffel.
41 Morgen Hafer gaben 551 Scheffel.
5 Morgen des beſten Landes waren zu Gar-
tenland abgenommen. Der Roggen war zum
Theil ſehr ſchlecht, beſonders der gedrillete. Er
war auf dem ſchlechteſten und abgelegenſten Theile,
der zweimal Kleeſaamen getragen hatte, aus be-
ſonderer Gefaͤlligkeit fuͤr meine Schuͤler und an-
weſende Freunde, um die Operation zu zeigen,
etwas ſpaͤt gedrillet. Der maͤchtige Trieb dieſes
Fruͤhjahrs ließ ihn nicht zu der Beſtaudung kom-
men, worauf man bei gedrilletem Korne rechnet.
Ich habe uͤberhaupt immer von dem, was ich
blos um es zu zeigen vornahm, ſchlechten Er-
folg gehabt, was ſich ganz natuͤrlich erklaͤren laͤßt,
und mir deshalb vorgenommen, es nie wieder zu
thun. Der pecuniaire Verluſt war wohl nicht
bedeutend, denn guter Roggen waͤre hier in die-
ſem Jahre auf keinem Fall gewachſen. Aber
wer dieſen Roggen ſah, dem kann ich es nicht
verdenken, wenn er von der Drillkultur abge-
ſchreckt wurde, die doch nach meiner innigſten
Ueberzeugung viele Vortheile hat. Auch ſah er
auf dem Halme noch ſchlechter aus, als er ſich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/134>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.