Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Der Brand im Weizen. zerstört ist, und der bloße äußerlich angesetzte Staub dem gesunden Korne indieser Hinsicht nicht schadet. Es ist daher unverständig, wenn einige, die ein ausgezeichnetes Mittel gegen die andere Art des Brandes, den Stein- oder Kornbrand, besitzen, zum Beweise seiner Wirksamkeit anführen, daß sie ganz bestäubtes Getreide, nachdem sie es mit ihrem Mittel eingebeizt, ausgesäet hätten, ohne den Brand zu bekommen. Denn von solchem bloß bestäubten Getreide wird, wenn es übrigens gesund ist, nie Kornbrand, ohne Hinzutre- ten anderer Ursachen, entstehen. Von diesem Staubbrande ist nicht nur die ganze Aehre, sondern auch, §. 73. Der Korn- Der Brand im Weizen. zerſtoͤrt iſt, und der bloße aͤußerlich angeſetzte Staub dem geſunden Korne indieſer Hinſicht nicht ſchadet. Es iſt daher unverſtaͤndig, wenn einige, die ein ausgezeichnetes Mittel gegen die andere Art des Brandes, den Stein- oder Kornbrand, beſitzen, zum Beweiſe ſeiner Wirkſamkeit anfuͤhren, daß ſie ganz beſtaͤubtes Getreide, nachdem ſie es mit ihrem Mittel eingebeizt, ausgeſaͤet haͤtten, ohne den Brand zu bekommen. Denn von ſolchem bloß beſtaͤubten Getreide wird, wenn es uͤbrigens geſund iſt, nie Kornbrand, ohne Hinzutre- ten anderer Urſachen, entſtehen. Von dieſem Staubbrande iſt nicht nur die ganze Aehre, ſondern auch, §. 73. Der Korn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0094" n="70"/><fw place="top" type="header">Der Brand im Weizen.</fw><lb/> zerſtoͤrt iſt, und der bloße aͤußerlich angeſetzte Staub dem geſunden Korne in<lb/> dieſer Hinſicht nicht ſchadet. Es iſt daher unverſtaͤndig, wenn einige, die ein<lb/> ausgezeichnetes Mittel gegen die andere Art des Brandes, den Stein- oder<lb/> Kornbrand, beſitzen, zum Beweiſe ſeiner Wirkſamkeit anfuͤhren, daß ſie ganz<lb/> beſtaͤubtes Getreide, nachdem ſie es mit ihrem Mittel eingebeizt, ausgeſaͤet<lb/> haͤtten, ohne den Brand zu bekommen. Denn von ſolchem bloß beſtaͤubten<lb/> Getreide wird, wenn es uͤbrigens geſund iſt, nie Kornbrand, ohne Hinzutre-<lb/> ten anderer Urſachen, entſtehen.</p><lb/> <p>Von dieſem Staubbrande iſt nicht nur die ganze Aehre, ſondern auch,<lb/> meinen und anderer Beobachtungen nach, immer die ganze Pflanze ergriffen.<lb/> Alle Einbeizungen koͤnnen ihn nicht verhindern, ſondern es koͤmmt zu ſeiner<lb/> Verhuͤtung auf geſunde Saat, gute Beſtellung, Abwaͤſſerung, vielleicht auch auf<lb/> die Art des Duͤngers — woruͤber ich noch genauere Beobachtungen wuͤnſchte —<lb/> und Boden an, wobei jedoch die Atmoſphaͤre und Witterung einen ſo großen<lb/> Einfluß hat, daß die Krankheit in einem Jahre ſehr wenig, in einem andern<lb/> um deſto ſtaͤrker ſich entwickelt. Auf manchen Aeckern, die wohl Korn- oder<lb/> Steinbrand haben, iſt dieſe Krankheit ganz unbekannt, und andre, die ſich fuͤr<lb/> jenen ganz zu ſchuͤtzen wiſſen, koͤnnen doch dieſe Krankheit nicht voͤllig verhuͤten.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 73.</head><lb/> <p><note place="left">Der Korn-<lb/> brand.</note>Der <hi rendition="#g">Kornbrand, Steinbrand, Kaulbrand</hi> und wegen ſeines dem<lb/> Geſtanke des Knochenfraßes aͤhnlichen Geruchs der <hi rendition="#g">ſtinkende</hi> oder <hi rendition="#g">Krebs-<lb/> brand</hi> genannt, zerſtoͤrt nicht alle Konſiſtenz des Kornes und laͤßt ihm ſeine<lb/> Form. Doch iſt die Subſtanz deſſelben betraͤchtlich veraͤndert und verdorben,<lb/> wie die ſchwarzbraune Farbe, und der widrige Geruch und Geſchmack hinlaͤng-<lb/> lich beweiſen. Einige Koͤrner ſind nur zum Theil davon angegriffen und ha-<lb/> ben ihre Keimkraft nicht verloren. Die Krankheit ſcheint ſich erſt bei dem<lb/> Anſetzen des Korns zu aͤußern, und man entdeckt ſie erſt nach der Bluͤte.<lb/> Die Aehren bekommen dann ein mißfarbiges Anſehn, werden bleich und ge-<lb/> tuͤpfelt. Dieſer Brand verdirbt auch das geſunde Getreide mit, weil er ſich<lb/> vor dem Mahlen nicht davon trennen laͤßt. Man kann die angegangenen<lb/> Koͤrner zwar, da ſie leichter ſind, durch ſorgfaͤltiges Wurfeln zum großen Theile,<lb/> aber nicht voͤllig abſondern. Wenige Koͤrner verderben zwar das Mehl nicht<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0094]
Der Brand im Weizen.
zerſtoͤrt iſt, und der bloße aͤußerlich angeſetzte Staub dem geſunden Korne in
dieſer Hinſicht nicht ſchadet. Es iſt daher unverſtaͤndig, wenn einige, die ein
ausgezeichnetes Mittel gegen die andere Art des Brandes, den Stein- oder
Kornbrand, beſitzen, zum Beweiſe ſeiner Wirkſamkeit anfuͤhren, daß ſie ganz
beſtaͤubtes Getreide, nachdem ſie es mit ihrem Mittel eingebeizt, ausgeſaͤet
haͤtten, ohne den Brand zu bekommen. Denn von ſolchem bloß beſtaͤubten
Getreide wird, wenn es uͤbrigens geſund iſt, nie Kornbrand, ohne Hinzutre-
ten anderer Urſachen, entſtehen.
Von dieſem Staubbrande iſt nicht nur die ganze Aehre, ſondern auch,
meinen und anderer Beobachtungen nach, immer die ganze Pflanze ergriffen.
Alle Einbeizungen koͤnnen ihn nicht verhindern, ſondern es koͤmmt zu ſeiner
Verhuͤtung auf geſunde Saat, gute Beſtellung, Abwaͤſſerung, vielleicht auch auf
die Art des Duͤngers — woruͤber ich noch genauere Beobachtungen wuͤnſchte —
und Boden an, wobei jedoch die Atmoſphaͤre und Witterung einen ſo großen
Einfluß hat, daß die Krankheit in einem Jahre ſehr wenig, in einem andern
um deſto ſtaͤrker ſich entwickelt. Auf manchen Aeckern, die wohl Korn- oder
Steinbrand haben, iſt dieſe Krankheit ganz unbekannt, und andre, die ſich fuͤr
jenen ganz zu ſchuͤtzen wiſſen, koͤnnen doch dieſe Krankheit nicht voͤllig verhuͤten.
§. 73.
Der Kornbrand, Steinbrand, Kaulbrand und wegen ſeines dem
Geſtanke des Knochenfraßes aͤhnlichen Geruchs der ſtinkende oder Krebs-
brand genannt, zerſtoͤrt nicht alle Konſiſtenz des Kornes und laͤßt ihm ſeine
Form. Doch iſt die Subſtanz deſſelben betraͤchtlich veraͤndert und verdorben,
wie die ſchwarzbraune Farbe, und der widrige Geruch und Geſchmack hinlaͤng-
lich beweiſen. Einige Koͤrner ſind nur zum Theil davon angegriffen und ha-
ben ihre Keimkraft nicht verloren. Die Krankheit ſcheint ſich erſt bei dem
Anſetzen des Korns zu aͤußern, und man entdeckt ſie erſt nach der Bluͤte.
Die Aehren bekommen dann ein mißfarbiges Anſehn, werden bleich und ge-
tuͤpfelt. Dieſer Brand verdirbt auch das geſunde Getreide mit, weil er ſich
vor dem Mahlen nicht davon trennen laͤßt. Man kann die angegangenen
Koͤrner zwar, da ſie leichter ſind, durch ſorgfaͤltiges Wurfeln zum großen Theile,
aber nicht voͤllig abſondern. Wenige Koͤrner verderben zwar das Mehl nicht
Der Korn-
brand.
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