Ganz berichtigt sind die Begriffe von den Krankheiten der Pflanzen noch nicht. Landwirthe hatten nicht den Sinn, Naturforscher nicht die Gelegenheit, keiner die Muße, sie im ganzen Umfange ihrer Erscheinungen zu beobachten. Einer hat den anderm nachgesprochen, häufig ist aber durch Verwechselung der Be- griffe und Namen, alles auch mißverstanden. Jetzt besorge ich, daß man auf einen neuen Irrweg verfalle, wenn man zu viele Analogie zwischen den Krank- heiten der Pflanzen und Thiere finden will. Ich enthalte mich also mehr dar- über zu sagen. Von den Krankheiten welche gewisse Körner befallen, werde ich an ihrem Orte reden.
So übergehe ich auch die Insekten, welche oft große Verwüstungen im Ge- treide und anderen Saaten machten. Mein geliebter Schwiegersohn Crome ist jetzt beschäftigt sie genauer zu bestimmen, und die Weise ihres Lebens zu unter- suchen; und wir haben darüber im 3ten Theile seines Handbuchs der Naturge- schichte für Landwirthe etwas voliständigeres zu erwarten, als wir bisher hatten.
Die Ernte
§. 32.
des Getreides und der Kornfrüchte ist allerdings die wesentlichste Operation des Ackerbaues, und wir betrachten hier summarisch die Hauptmomente, worauf es dabei ankömmt, ohne uns auf das kleinere Detail, welches entweder jedem Leser schon bekannt seyn wird, oder ihm doch hier nicht gelehret werden kann, ein- zulassen.
Die Hauptbedingungen eines guten Erntegeschäftes sind: daß es geschwind gehe, daß der Ausfall der Körner vermieden werde, daß die Früchte in ihrem gehörigen Reifegrade trocken einkommen. Diese Bedingungen, besonders die erste und die zweite stehen sich in der Praxis leider oft einander entgegen.
§. 33.
Vorbereitung zur Ernte.Um allen Aufenthalt und Hindernisse in der Ernte zu vermeiden, muß der Landwirth alle Vorkehrungen dazu zeitig genug treffen: Ausbesserung und Aus- lüftung der Scheuren, Erneuerung der Unterlagen in den Tassen, Instandsetzung
Getreidearten.
§. 31.
Ganz berichtigt ſind die Begriffe von den Krankheiten der Pflanzen noch nicht. Landwirthe hatten nicht den Sinn, Naturforſcher nicht die Gelegenheit, keiner die Muße, ſie im ganzen Umfange ihrer Erſcheinungen zu beobachten. Einer hat den anderm nachgeſprochen, haͤufig iſt aber durch Verwechſelung der Be- griffe und Namen, alles auch mißverſtanden. Jetzt beſorge ich, daß man auf einen neuen Irrweg verfalle, wenn man zu viele Analogie zwiſchen den Krank- heiten der Pflanzen und Thiere finden will. Ich enthalte mich alſo mehr dar- uͤber zu ſagen. Von den Krankheiten welche gewiſſe Koͤrner befallen, werde ich an ihrem Orte reden.
So uͤbergehe ich auch die Inſekten, welche oft große Verwuͤſtungen im Ge- treide und anderen Saaten machten. Mein geliebter Schwiegerſohn Crome iſt jetzt beſchaͤftigt ſie genauer zu beſtimmen, und die Weiſe ihres Lebens zu unter- ſuchen; und wir haben daruͤber im 3ten Theile ſeines Handbuchs der Naturge- ſchichte fuͤr Landwirthe etwas voliſtaͤndigeres zu erwarten, als wir bisher hatten.
Die Ernte
§. 32.
des Getreides und der Kornfruͤchte iſt allerdings die weſentlichſte Operation des Ackerbaues, und wir betrachten hier ſummariſch die Hauptmomente, worauf es dabei ankoͤmmt, ohne uns auf das kleinere Detail, welches entweder jedem Leſer ſchon bekannt ſeyn wird, oder ihm doch hier nicht gelehret werden kann, ein- zulaſſen.
Die Hauptbedingungen eines guten Erntegeſchaͤftes ſind: daß es geſchwind gehe, daß der Ausfall der Koͤrner vermieden werde, daß die Fruͤchte in ihrem gehoͤrigen Reifegrade trocken einkommen. Dieſe Bedingungen, beſonders die erſte und die zweite ſtehen ſich in der Praxis leider oft einander entgegen.
§. 33.
Vorbereitung zur Ernte.Um allen Aufenthalt und Hinderniſſe in der Ernte zu vermeiden, muß der Landwirth alle Vorkehrungen dazu zeitig genug treffen: Ausbeſſerung und Aus- luͤftung der Scheuren, Erneuerung der Unterlagen in den Taſſen, Inſtandſetzung
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Getreidearten.
§. 31.
Ganz berichtigt ſind die Begriffe von den Krankheiten der Pflanzen noch
nicht. Landwirthe hatten nicht den Sinn, Naturforſcher nicht die Gelegenheit,
keiner die Muße, ſie im ganzen Umfange ihrer Erſcheinungen zu beobachten.
Einer hat den anderm nachgeſprochen, haͤufig iſt aber durch Verwechſelung der Be-
griffe und Namen, alles auch mißverſtanden. Jetzt beſorge ich, daß man auf
einen neuen Irrweg verfalle, wenn man zu viele Analogie zwiſchen den Krank-
heiten der Pflanzen und Thiere finden will. Ich enthalte mich alſo mehr dar-
uͤber zu ſagen. Von den Krankheiten welche gewiſſe Koͤrner befallen, werde ich
an ihrem Orte reden.
So uͤbergehe ich auch die Inſekten, welche oft große Verwuͤſtungen im Ge-
treide und anderen Saaten machten. Mein geliebter Schwiegerſohn Crome iſt
jetzt beſchaͤftigt ſie genauer zu beſtimmen, und die Weiſe ihres Lebens zu unter-
ſuchen; und wir haben daruͤber im 3ten Theile ſeines Handbuchs der Naturge-
ſchichte fuͤr Landwirthe etwas voliſtaͤndigeres zu erwarten, als wir bisher hatten.
Die Ernte
§. 32.
des Getreides und der Kornfruͤchte iſt allerdings die weſentlichſte Operation des
Ackerbaues, und wir betrachten hier ſummariſch die Hauptmomente, worauf es
dabei ankoͤmmt, ohne uns auf das kleinere Detail, welches entweder jedem Leſer
ſchon bekannt ſeyn wird, oder ihm doch hier nicht gelehret werden kann, ein-
zulaſſen.
Die Hauptbedingungen eines guten Erntegeſchaͤftes ſind: daß es geſchwind
gehe, daß der Ausfall der Koͤrner vermieden werde, daß die Fruͤchte in ihrem
gehoͤrigen Reifegrade trocken einkommen. Dieſe Bedingungen, beſonders die
erſte und die zweite ſtehen ſich in der Praxis leider oft einander entgegen.
§. 33.
Um allen Aufenthalt und Hinderniſſe in der Ernte zu vermeiden, muß der
Landwirth alle Vorkehrungen dazu zeitig genug treffen: Ausbeſſerung und Aus-
luͤftung der Scheuren, Erneuerung der Unterlagen in den Taſſen, Inſtandſetzung
Vorbereitung
zur Ernte.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/62>, abgerufen am 22.12.2024.
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