Sie verbreiten einen Theil ihrer Wurzeln immer in der Oberfläche, und verschließen diese durch das dichte Gewebe derselben, gehen jedoch auch beträcht- lich in die Tiefe, wenn sie Lockerheit und Nahrungsstoff daselbst finden.
(Vergl. über den allgemeinen Charakter der Gräser, Crome's Handbuch der Naturgeschichte für Landwirthe, Th. II. Bd. I. S. 150. und den besondern der Getreidearten, daselbst S. 347.)
§. 16.
Bestandtheile der Getreide- arten.Alle Getreidearten haben gleichartige nähere Bestandtheile, die aber in ih- rem quantitativen Verhältnisse, und gewissermaßen in ihrer Verbindung, bei den verschiedenen Arten verschieden sind:
a) Kleber oder Gluten. Er ward zuerst im Weizen dargestellt und ihm allein beigemessen. Er ist aber auch in den andern Getreidearten, obwohl in geringerer Menge und fester mit dem Stärkemehle verbunden, vorhanden. Diese Substanz stimmt ganz mit der thierischen Materie überein, ist aus densel- ben Urstoffen, wie diese zusammengesetzt, und verhält sich in der Gährung und im Feuer eben so. Sie ist daher wohl das kräftigste Nahrungsmittel für den thierischen Körper, und die Nahrungskraft des Getreides hängt, auch bei gleichem Gewichte seines Mehls, von der Quantität ab, worin diese Substanz in selbi- gen befindlich ist. Ihr Verhältniß ist aber auch in derselben Getreideart sehr verschieden.
b) Stärkemehl. Es steht zwar dem Kleber in seiner Nahrhaftigkeit wahrscheinlich nach, ist jedoch sehr nährend und scheint die Verdaulichkeit des Klebers zu befördern. Ein Instinkt reizt alle Thierarten zu seinem Genusse mächtig an, und sie ziehen es auf die Dauer, so wie auch selbst der Mensch, allen andern Nahrungsmitteln vor. Bloßer Kleber wird den Thieren bald widrig und macht sie krank, wie man an den bei Stärkefabriken aufgestellten Mastvieh nicht selten beobachtet hat.
c) Eine süße schleimige Materie, die nur in geringer Menge im Getreide vorhanden ist, aber durch das Keimen oder Malzen vermehrt und aus dem Stärkemehl gebildet wird. Sie macht das Getreide zur weinigen und auch zur Essiggährung fähiger. Sie scheint in ihrer Nahrungskraft dem Stärkemehle gleich zu kommen und die Verdaulichkeit des Klebers und der Stärke zu befördern.
Im
Getreidearten.
Sie verbreiten einen Theil ihrer Wurzeln immer in der Oberflaͤche, und verſchließen dieſe durch das dichte Gewebe derſelben, gehen jedoch auch betraͤcht- lich in die Tiefe, wenn ſie Lockerheit und Nahrungsſtoff daſelbſt finden.
(Vergl. uͤber den allgemeinen Charakter der Graͤſer, Crome’s Handbuch der Naturgeſchichte fuͤr Landwirthe, Th. II. Bd. I. S. 150. und den beſondern der Getreidearten, daſelbſt S. 347.)
§. 16.
Beſtandtheile der Getreide- arten.Alle Getreidearten haben gleichartige naͤhere Beſtandtheile, die aber in ih- rem quantitativen Verhaͤltniſſe, und gewiſſermaßen in ihrer Verbindung, bei den verſchiedenen Arten verſchieden ſind:
a) Kleber oder Gluten. Er ward zuerſt im Weizen dargeſtellt und ihm allein beigemeſſen. Er iſt aber auch in den andern Getreidearten, obwohl in geringerer Menge und feſter mit dem Staͤrkemehle verbunden, vorhanden. Dieſe Subſtanz ſtimmt ganz mit der thieriſchen Materie uͤberein, iſt aus denſel- ben Urſtoffen, wie dieſe zuſammengeſetzt, und verhaͤlt ſich in der Gaͤhrung und im Feuer eben ſo. Sie iſt daher wohl das kraͤftigſte Nahrungsmittel fuͤr den thieriſchen Koͤrper, und die Nahrungskraft des Getreides haͤngt, auch bei gleichem Gewichte ſeines Mehls, von der Quantitaͤt ab, worin dieſe Subſtanz in ſelbi- gen befindlich iſt. Ihr Verhaͤltniß iſt aber auch in derſelben Getreideart ſehr verſchieden.
b) Staͤrkemehl. Es ſteht zwar dem Kleber in ſeiner Nahrhaftigkeit wahrſcheinlich nach, iſt jedoch ſehr naͤhrend und ſcheint die Verdaulichkeit des Klebers zu befoͤrdern. Ein Inſtinkt reizt alle Thierarten zu ſeinem Genuſſe maͤchtig an, und ſie ziehen es auf die Dauer, ſo wie auch ſelbſt der Menſch, allen andern Nahrungsmitteln vor. Bloßer Kleber wird den Thieren bald widrig und macht ſie krank, wie man an den bei Staͤrkefabriken aufgeſtellten Maſtvieh nicht ſelten beobachtet hat.
c) Eine ſuͤße ſchleimige Materie, die nur in geringer Menge im Getreide vorhanden iſt, aber durch das Keimen oder Malzen vermehrt und aus dem Staͤrkemehl gebildet wird. Sie macht das Getreide zur weinigen und auch zur Eſſiggaͤhrung faͤhiger. Sie ſcheint in ihrer Nahrungskraft dem Staͤrkemehle gleich zu kommen und die Verdaulichkeit des Klebers und der Staͤrke zu befoͤrdern.
Im
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Getreidearten.
Sie verbreiten einen Theil ihrer Wurzeln immer in der Oberflaͤche, und
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lich in die Tiefe, wenn ſie Lockerheit und Nahrungsſtoff daſelbſt finden.
(Vergl. uͤber den allgemeinen Charakter der Graͤſer, Crome’s Handbuch der
Naturgeſchichte fuͤr Landwirthe, Th. II. Bd. I. S. 150. und den beſondern der
Getreidearten, daſelbſt S. 347.)
§. 16.
Alle Getreidearten haben gleichartige naͤhere Beſtandtheile, die aber in ih-
rem quantitativen Verhaͤltniſſe, und gewiſſermaßen in ihrer Verbindung, bei den
verſchiedenen Arten verſchieden ſind:
Beſtandtheile
der Getreide-
arten.
a) Kleber oder Gluten. Er ward zuerſt im Weizen dargeſtellt und
ihm allein beigemeſſen. Er iſt aber auch in den andern Getreidearten, obwohl
in geringerer Menge und feſter mit dem Staͤrkemehle verbunden, vorhanden.
Dieſe Subſtanz ſtimmt ganz mit der thieriſchen Materie uͤberein, iſt aus denſel-
ben Urſtoffen, wie dieſe zuſammengeſetzt, und verhaͤlt ſich in der Gaͤhrung und
im Feuer eben ſo. Sie iſt daher wohl das kraͤftigſte Nahrungsmittel fuͤr den
thieriſchen Koͤrper, und die Nahrungskraft des Getreides haͤngt, auch bei gleichem
Gewichte ſeines Mehls, von der Quantitaͤt ab, worin dieſe Subſtanz in ſelbi-
gen befindlich iſt. Ihr Verhaͤltniß iſt aber auch in derſelben Getreideart ſehr
verſchieden.
b) Staͤrkemehl. Es ſteht zwar dem Kleber in ſeiner Nahrhaftigkeit
wahrſcheinlich nach, iſt jedoch ſehr naͤhrend und ſcheint die Verdaulichkeit des
Klebers zu befoͤrdern. Ein Inſtinkt reizt alle Thierarten zu ſeinem Genuſſe
maͤchtig an, und ſie ziehen es auf die Dauer, ſo wie auch ſelbſt der Menſch,
allen andern Nahrungsmitteln vor. Bloßer Kleber wird den Thieren bald widrig
und macht ſie krank, wie man an den bei Staͤrkefabriken aufgeſtellten Maſtvieh
nicht ſelten beobachtet hat.
c) Eine ſuͤße ſchleimige Materie, die nur in geringer Menge im
Getreide vorhanden iſt, aber durch das Keimen oder Malzen vermehrt und aus
dem Staͤrkemehl gebildet wird. Sie macht das Getreide zur weinigen und auch
zur Eſſiggaͤhrung faͤhiger. Sie ſcheint in ihrer Nahrungskraft dem Staͤrkemehle
gleich zu kommen und die Verdaulichkeit des Klebers und der Staͤrke zu befoͤrdern.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/48>, abgerufen am 22.12.2024.
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