Einkaufseinrichtung vereinigt das Interesse des Herrn und des Schäfers, knüpft sie mehr aneinander und verhindert oder erschwert doch die Schmuggeleien. In- dessen hat sie doch bei dem Antritte und Abzuge des Schäfers einige Schwierig- keiten, besonders wenn eine Schäferei in der Größe und Veredlung fortschreitet, indem nun eine jedesmalige Taxirung nöthig wird, und der abgehende Schäfer von dem vermehrten Werthe seine Quote rechtlich fordern kann, indem er zu den Kosten mit beitrug.
Andere geben dem Schäfer eine gewisse, dann aber geringere Quote von dem Ertrage, ohne Einkaufsgeld und zuweilen auch ohne Beitrag zu den au- ßerordentlichen Kosten zu verlangen.
Wer eine sehr genaue Aufsicht über seine Schäferei führen und gewisser- maaßen selbst die Stelle des Schaafmeisters vertreten will, oder auch einen be- sonderen geschickten Wirthschaftsoffizianten dazu ansetzt, kann sich mit Lohnknech- ten behelfen, die gespeiset werden oder Deputat erhalten. Um ihnen ein Inte- resse für die Aufzucht besonders zu geben, ist es rathsam, ihnen ein Gewisses für jedes zur Einwinterung gekommene Lamm zu geben.
Daß der Schäfer seinen Hund gut dressirt und in seiner Gewalt habe, ist sehr wichtig, indem ein Hund, der die Heerde unzeitig beunruhigt, sie ganz herun- terbringen kann.
§. 128.
Die Pelzwäsche oder das Waschen der Wolle auf dem Leibe der Thiere istDie Wäsche. immer etwas sehr unvollkommenes. Man hat sie eigentlich wohl nur eingeführt, um den gröberen Schmutz herauszubringen, der aber bei gut gehaltenen und feinwolligen Schäfereien überall nicht darin seyn darf. Die Wolle wird durch diese Wäsche mehr oder minder gereinigt. Dieß erhöhet oder vermindert natür- lich bei dem erfahrnen Wollkenner ihren Werth, aber die reinere Wäsche ver- ringert auch wieder das Gewicht und der Verlust an diesem überwiegt vielleicht nicht selten den höheren Preis, den man für jeden Stein Wolle erhält. Der Hauptnachtheil der Pelzwäsche ist aber der, daß sie bei übler Witterung, wo sie jedoch zuweilen der Wollmärkte wegen vorgenommen werden muß, der Gesund- heit der Schaafe nachtheilig wird, und daß eine unterdrückte Ausdünstung die natürliche, selbst innere, Fettigkeit der Wolle zurücktreibt, wenn jene vor der
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Die Schaafzucht.
Einkaufseinrichtung vereinigt das Intereſſe des Herrn und des Schaͤfers, knuͤpft ſie mehr aneinander und verhindert oder erſchwert doch die Schmuggeleien. In- deſſen hat ſie doch bei dem Antritte und Abzuge des Schaͤfers einige Schwierig- keiten, beſonders wenn eine Schaͤferei in der Groͤße und Veredlung fortſchreitet, indem nun eine jedesmalige Taxirung noͤthig wird, und der abgehende Schaͤfer von dem vermehrten Werthe ſeine Quote rechtlich fordern kann, indem er zu den Koſten mit beitrug.
Andere geben dem Schaͤfer eine gewiſſe, dann aber geringere Quote von dem Ertrage, ohne Einkaufsgeld und zuweilen auch ohne Beitrag zu den au- ßerordentlichen Koſten zu verlangen.
Wer eine ſehr genaue Aufſicht uͤber ſeine Schaͤferei fuͤhren und gewiſſer- maaßen ſelbſt die Stelle des Schaafmeiſters vertreten will, oder auch einen be- ſonderen geſchickten Wirthſchaftsoffizianten dazu anſetzt, kann ſich mit Lohnknech- ten behelfen, die geſpeiſet werden oder Deputat erhalten. Um ihnen ein Inte- reſſe fuͤr die Aufzucht beſonders zu geben, iſt es rathſam, ihnen ein Gewiſſes fuͤr jedes zur Einwinterung gekommene Lamm zu geben.
Daß der Schaͤfer ſeinen Hund gut dreſſirt und in ſeiner Gewalt habe, iſt ſehr wichtig, indem ein Hund, der die Heerde unzeitig beunruhigt, ſie ganz herun- terbringen kann.
§. 128.
Die Pelzwaͤſche oder das Waſchen der Wolle auf dem Leibe der Thiere iſtDie Waͤſche. immer etwas ſehr unvollkommenes. Man hat ſie eigentlich wohl nur eingefuͤhrt, um den groͤberen Schmutz herauszubringen, der aber bei gut gehaltenen und feinwolligen Schaͤfereien uͤberall nicht darin ſeyn darf. Die Wolle wird durch dieſe Waͤſche mehr oder minder gereinigt. Dieß erhoͤhet oder vermindert natuͤr- lich bei dem erfahrnen Wollkenner ihren Werth, aber die reinere Waͤſche ver- ringert auch wieder das Gewicht und der Verluſt an dieſem uͤberwiegt vielleicht nicht ſelten den hoͤheren Preis, den man fuͤr jeden Stein Wolle erhaͤlt. Der Hauptnachtheil der Pelzwaͤſche iſt aber der, daß ſie bei uͤbler Witterung, wo ſie jedoch zuweilen der Wollmaͤrkte wegen vorgenommen werden muß, der Geſund- heit der Schaafe nachtheilig wird, und daß eine unterdruͤckte Ausduͤnſtung die natuͤrliche, ſelbſt innere, Fettigkeit der Wolle zuruͤcktreibt, wenn jene vor der
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Die Schaafzucht.
Einkaufseinrichtung vereinigt das Intereſſe des Herrn und des Schaͤfers, knuͤpft
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deſſen hat ſie doch bei dem Antritte und Abzuge des Schaͤfers einige Schwierig-
keiten, beſonders wenn eine Schaͤferei in der Groͤße und Veredlung fortſchreitet,
indem nun eine jedesmalige Taxirung noͤthig wird, und der abgehende Schaͤfer
von dem vermehrten Werthe ſeine Quote rechtlich fordern kann, indem er zu
den Koſten mit beitrug.
Andere geben dem Schaͤfer eine gewiſſe, dann aber geringere Quote von
dem Ertrage, ohne Einkaufsgeld und zuweilen auch ohne Beitrag zu den au-
ßerordentlichen Koſten zu verlangen.
Wer eine ſehr genaue Aufſicht uͤber ſeine Schaͤferei fuͤhren und gewiſſer-
maaßen ſelbſt die Stelle des Schaafmeiſters vertreten will, oder auch einen be-
ſonderen geſchickten Wirthſchaftsoffizianten dazu anſetzt, kann ſich mit Lohnknech-
ten behelfen, die geſpeiſet werden oder Deputat erhalten. Um ihnen ein Inte-
reſſe fuͤr die Aufzucht beſonders zu geben, iſt es rathſam, ihnen ein Gewiſſes
fuͤr jedes zur Einwinterung gekommene Lamm zu geben.
Daß der Schaͤfer ſeinen Hund gut dreſſirt und in ſeiner Gewalt habe, iſt ſehr
wichtig, indem ein Hund, der die Heerde unzeitig beunruhigt, ſie ganz herun-
terbringen kann.
§. 128.
Die Pelzwaͤſche oder das Waſchen der Wolle auf dem Leibe der Thiere iſt
immer etwas ſehr unvollkommenes. Man hat ſie eigentlich wohl nur eingefuͤhrt,
um den groͤberen Schmutz herauszubringen, der aber bei gut gehaltenen und
feinwolligen Schaͤfereien uͤberall nicht darin ſeyn darf. Die Wolle wird durch
dieſe Waͤſche mehr oder minder gereinigt. Dieß erhoͤhet oder vermindert natuͤr-
lich bei dem erfahrnen Wollkenner ihren Werth, aber die reinere Waͤſche ver-
ringert auch wieder das Gewicht und der Verluſt an dieſem uͤberwiegt vielleicht
nicht ſelten den hoͤheren Preis, den man fuͤr jeden Stein Wolle erhaͤlt. Der
Hauptnachtheil der Pelzwaͤſche iſt aber der, daß ſie bei uͤbler Witterung, wo ſie
jedoch zuweilen der Wollmaͤrkte wegen vorgenommen werden muß, der Geſund-
heit der Schaafe nachtheilig wird, und daß eine unterdruͤckte Ausduͤnſtung die
natuͤrliche, ſelbſt innere, Fettigkeit der Wolle zuruͤcktreibt, wenn jene vor der
Die Waͤſche.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/451>, abgerufen am 03.03.2025.
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