Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Die Schweinezucht. bestimmten Zeiten zugelassen wird, damit die Ferkel zu einer Zeit fallen, so hältman auf 10 bis 12 Säue einen Eber. Da die Eber, wenn sie ausgewachsen sind, oft wild und unbändig werden, Thiere auch wohl Menschen anfallen, so ist es rathsam, ihnen die Hauer oder untern Eckzähne auszuschlagen. Die Sau muß von einer zweckmäßigen Race und Körperbau, gesund und §. 82. Begattung.Die Sauen sind fast immer brünstig, bis sie empfangen haben; sie wer- Man läßt die Sauen jährlich zweimal oder nur einmal ferkeln. Bei reich- Die Schweinezucht. beſtimmten Zeiten zugelaſſen wird, damit die Ferkel zu einer Zeit fallen, ſo haͤltman auf 10 bis 12 Saͤue einen Eber. Da die Eber, wenn ſie ausgewachſen ſind, oft wild und unbaͤndig werden, Thiere auch wohl Menſchen anfallen, ſo iſt es rathſam, ihnen die Hauer oder untern Eckzaͤhne auszuſchlagen. Die Sau muß von einer zweckmaͤßigen Raçe und Koͤrperbau, geſund und §. 82. Begattung.Die Sauen ſind faſt immer bruͤnſtig, bis ſie empfangen haben; ſie wer- Man laͤßt die Sauen jaͤhrlich zweimal oder nur einmal ferkeln. Bei reich- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0402" n="378"/><fw place="top" type="header">Die Schweinezucht.</fw><lb/> beſtimmten Zeiten zugelaſſen wird, damit die Ferkel zu einer Zeit fallen, ſo haͤlt<lb/> man auf 10 bis 12 Saͤue einen Eber. Da die Eber, wenn ſie ausgewachſen<lb/> ſind, oft wild und unbaͤndig werden, Thiere auch wohl Menſchen anfallen, ſo iſt<lb/> es rathſam, ihnen die Hauer oder untern Eckzaͤhne auszuſchlagen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Sau</hi> muß von einer zweckmaͤßigen Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e und Koͤrperbau, geſund und<lb/> frei von Fehlern und Untugenden ſeyn. Sie muß wenigſtens 12 Spaͤhne oder<lb/> Zitzen haben, indem man bemerkt, daß ſich jedes Ferkel zu einer Zitze haͤlt und<lb/> daher eins verhungert, wenn es an einer fehlt. Eine gute Sau muß viele Ferkel,<lb/> und zwar gleichartige, nicht einige ſtarke und einige ſchwache, bringen. Sie muß<lb/> die Ferkel ſorgſam und gut halten, ſie nicht todt druͤcken, beſonders aber nicht die<lb/> Nachgeburt, und was dann leicht folgt, nicht die Ferkel freſſen. Hat eine Sau<lb/> dieſe uͤble Gewohnheiten, oder auch eine ſchwere Geburt, todte Ferkel, ſo muß<lb/> man ſie ſogleich ſchneiden laſſen, und deshalb mehrere junge Saͤue aufziehen, da-<lb/> mit man nur die fehlerloſen behalten koͤnne. Auch muß man von fehlerhaften<lb/> Saͤuen keine Zuchtſaͤue oder Eber wieder aufziehen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 82.</head><lb/> <p><note place="left">Begattung.</note>Die <hi rendition="#g">Sauen</hi> ſind faſt immer bruͤnſtig, bis ſie empfangen haben; ſie wer-<lb/> den es ſchon, wenn ſie 4 bis 5 Monat alt ſind, aber man laͤßt ſie doch in der Re-<lb/> gel nicht unter einem Jahre, wenn man aber eine vorzuͤglich große Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e aus<lb/> einer kleineren erziehen will, erſt wenn ſie bald zweijaͤhrig ſind, belegen.</p><lb/> <p>Man laͤßt die Sauen jaͤhrlich zweimal oder nur einmal ferkeln. Bei reich-<lb/> licher Fuͤtterung koͤnnen ſie in 13 Monaten dreimal Ferkel bringen, welches je-<lb/> doch ſelten rathſam ſeyn moͤgte. Will man, wie bei groͤßeren Schweinezuchten<lb/> mit hinreichendem Futter gewoͤhnlich geſchieht, zweimal Ferkel haben, ſo laͤßt<lb/> man die Eber gewoͤhnlich Anfangs Oktobers und Ausgangs Maͤrz zu den Saͤuen.<lb/> Da eine Sau 4 Monat bis 18 Wochen (einige wollen Beiſpiele von 20, ſogar<lb/> 21 Wochen, auch bemerkt haben, daß aͤltere Saͤue laͤnger wie junge gehen)<lb/> geht, ſo bringt ſie im Auguſt und Maͤrz ihre Ferkel. Soll ſie aber nur ein-<lb/> mal belegt werden, ſo wird ſie im Dezember zugelaſſen, damit ſie ihre Jungen<lb/> im April bringe, und dieſe auf der Weide aufgezogen werden koͤnnen. Die ver-<lb/> ſchiedenen Abſichten und Wirthſchaftsverhaͤltniſſe muͤſſen es entſcheiden, welche<lb/> Einrichtung man hierin treffen wolle. Die Auguſtferkel, ſo wie auch die fruͤh-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [378/0402]
Die Schweinezucht.
beſtimmten Zeiten zugelaſſen wird, damit die Ferkel zu einer Zeit fallen, ſo haͤlt
man auf 10 bis 12 Saͤue einen Eber. Da die Eber, wenn ſie ausgewachſen
ſind, oft wild und unbaͤndig werden, Thiere auch wohl Menſchen anfallen, ſo iſt
es rathſam, ihnen die Hauer oder untern Eckzaͤhne auszuſchlagen.
Die Sau muß von einer zweckmaͤßigen Raçe und Koͤrperbau, geſund und
frei von Fehlern und Untugenden ſeyn. Sie muß wenigſtens 12 Spaͤhne oder
Zitzen haben, indem man bemerkt, daß ſich jedes Ferkel zu einer Zitze haͤlt und
daher eins verhungert, wenn es an einer fehlt. Eine gute Sau muß viele Ferkel,
und zwar gleichartige, nicht einige ſtarke und einige ſchwache, bringen. Sie muß
die Ferkel ſorgſam und gut halten, ſie nicht todt druͤcken, beſonders aber nicht die
Nachgeburt, und was dann leicht folgt, nicht die Ferkel freſſen. Hat eine Sau
dieſe uͤble Gewohnheiten, oder auch eine ſchwere Geburt, todte Ferkel, ſo muß
man ſie ſogleich ſchneiden laſſen, und deshalb mehrere junge Saͤue aufziehen, da-
mit man nur die fehlerloſen behalten koͤnne. Auch muß man von fehlerhaften
Saͤuen keine Zuchtſaͤue oder Eber wieder aufziehen.
§. 82.
Die Sauen ſind faſt immer bruͤnſtig, bis ſie empfangen haben; ſie wer-
den es ſchon, wenn ſie 4 bis 5 Monat alt ſind, aber man laͤßt ſie doch in der Re-
gel nicht unter einem Jahre, wenn man aber eine vorzuͤglich große Raçe aus
einer kleineren erziehen will, erſt wenn ſie bald zweijaͤhrig ſind, belegen.
Begattung.
Man laͤßt die Sauen jaͤhrlich zweimal oder nur einmal ferkeln. Bei reich-
licher Fuͤtterung koͤnnen ſie in 13 Monaten dreimal Ferkel bringen, welches je-
doch ſelten rathſam ſeyn moͤgte. Will man, wie bei groͤßeren Schweinezuchten
mit hinreichendem Futter gewoͤhnlich geſchieht, zweimal Ferkel haben, ſo laͤßt
man die Eber gewoͤhnlich Anfangs Oktobers und Ausgangs Maͤrz zu den Saͤuen.
Da eine Sau 4 Monat bis 18 Wochen (einige wollen Beiſpiele von 20, ſogar
21 Wochen, auch bemerkt haben, daß aͤltere Saͤue laͤnger wie junge gehen)
geht, ſo bringt ſie im Auguſt und Maͤrz ihre Ferkel. Soll ſie aber nur ein-
mal belegt werden, ſo wird ſie im Dezember zugelaſſen, damit ſie ihre Jungen
im April bringe, und dieſe auf der Weide aufgezogen werden koͤnnen. Die ver-
ſchiedenen Abſichten und Wirthſchaftsverhaͤltniſſe muͤſſen es entſcheiden, welche
Einrichtung man hierin treffen wolle. Die Auguſtferkel, ſo wie auch die fruͤh-
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