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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Molkerei.

Daher haben die stehenden Gefäße schon in dieser Rücksicht einen Vor-
zug vor den Tonnen, weil diese geschlossen werden müssen, und der Sauer-
stoff der mit eingeschlossenen Luft leicht konsumirt wird; wogegen die stehenden
Gefäße genug Luftzutritt behalten, und die Luft selbst durch das Aufziehen
und Niederstoßen immer erneuert wird.

Aber auch in anderer Rücksicht sind die Gefäße mit einem Stößel vor-
zuziehen; die durch die Luft zu Butter erhärteten Oehltheile schwimmen noch
in kleinen Partikeln in der Flüssigkeit, und müssen durch die Bewegung der-
selben einander genähert werden, damit sie sich zu größeren Klumpen zusam-
menfügen können. In den Drehtonnen ist diese Bewegung nicht stark genug,
indem dabei die ganze Flüssigkeit zwar in einen Schwung kommt, aber nicht
in sich selbst genug gerüttelt wird. Bei den stehenden Butterfässern verur-
sacht aber der Stoß eine beständige Verschiebung der Milchtheile, und da-
durch ein Berühren der Buttertheile. Ueberdem haben die stehenden Fässer
vor den Drehtonnen noch den Vortheil, daß sie leichter gereinigt werden können.

Da aber das Stoßen mit der Hand eine schwere Arbeit ist, und bei
einer großen Masse kaum ausgeführt werden kann, so hat man mannigfaltige
Maschinerien erfunden, wodurch das Auf- und Niedergehen des Stößels, der
an den Armen einer sich bewegenden Welle beweglich angebracht ist, auf eine
leichtere Weise bewirkt wird. Mehrentheils wird zugleich in zwei Fässern ge-
buttert, so daß, wenn der Stößel in dem einen niedergeht, er sich in dem
andern erhebt. Die Bewegung der Welle wird ihr entweder durch einen
schweren Schwengel, der von zwei Personen hin und her geworfen wird, und
einmal in Schwung gesetzt sich sehr leicht darin erhält, oder aber durch ein
Schwungrad gegeben. In ganz großen Molkereien wird die Maschine durch
Pferde oder Ochsen in Bewegung gesetzt. Diese Einrichtung hat überdieß
den Vorzug, daß die Stöße taktmäßig erfolgen, wobei sich die Butter besser
formirt, als wenn die Bewegung bald geschwind bald langsam geschieht.

§. 58.

Auch beim Buttermachen ist ein angemessener Wärmegrad etwas Wesent-Regeln beim
Butterma-
chen.

liches. Ist der Rahm zu kalt, so sind die Butterpartikeln zu hart und nicht
klebrig genug, um sich aneinander zu legen; ist er im Gegentheil zu warm,

Vierter Theil. Y y
Die Molkerei.

Daher haben die ſtehenden Gefaͤße ſchon in dieſer Ruͤckſicht einen Vor-
zug vor den Tonnen, weil dieſe geſchloſſen werden muͤſſen, und der Sauer-
ſtoff der mit eingeſchloſſenen Luft leicht konſumirt wird; wogegen die ſtehenden
Gefaͤße genug Luftzutritt behalten, und die Luft ſelbſt durch das Aufziehen
und Niederſtoßen immer erneuert wird.

Aber auch in anderer Ruͤckſicht ſind die Gefaͤße mit einem Stoͤßel vor-
zuziehen; die durch die Luft zu Butter erhaͤrteten Oehltheile ſchwimmen noch
in kleinen Partikeln in der Fluͤſſigkeit, und muͤſſen durch die Bewegung der-
ſelben einander genaͤhert werden, damit ſie ſich zu groͤßeren Klumpen zuſam-
menfuͤgen koͤnnen. In den Drehtonnen iſt dieſe Bewegung nicht ſtark genug,
indem dabei die ganze Fluͤſſigkeit zwar in einen Schwung kommt, aber nicht
in ſich ſelbſt genug geruͤttelt wird. Bei den ſtehenden Butterfaͤſſern verur-
ſacht aber der Stoß eine beſtaͤndige Verſchiebung der Milchtheile, und da-
durch ein Beruͤhren der Buttertheile. Ueberdem haben die ſtehenden Faͤſſer
vor den Drehtonnen noch den Vortheil, daß ſie leichter gereinigt werden koͤnnen.

Da aber das Stoßen mit der Hand eine ſchwere Arbeit iſt, und bei
einer großen Maſſe kaum ausgefuͤhrt werden kann, ſo hat man mannigfaltige
Maſchinerien erfunden, wodurch das Auf- und Niedergehen des Stoͤßels, der
an den Armen einer ſich bewegenden Welle beweglich angebracht iſt, auf eine
leichtere Weiſe bewirkt wird. Mehrentheils wird zugleich in zwei Faͤſſern ge-
buttert, ſo daß, wenn der Stoͤßel in dem einen niedergeht, er ſich in dem
andern erhebt. Die Bewegung der Welle wird ihr entweder durch einen
ſchweren Schwengel, der von zwei Perſonen hin und her geworfen wird, und
einmal in Schwung geſetzt ſich ſehr leicht darin erhaͤlt, oder aber durch ein
Schwungrad gegeben. In ganz großen Molkereien wird die Maſchine durch
Pferde oder Ochſen in Bewegung geſetzt. Dieſe Einrichtung hat uͤberdieß
den Vorzug, daß die Stoͤße taktmaͤßig erfolgen, wobei ſich die Butter beſſer
formirt, als wenn die Bewegung bald geſchwind bald langſam geſchieht.

§. 58.

Auch beim Buttermachen iſt ein angemeſſener Waͤrmegrad etwas Weſent-Regeln beim
Butterma-
chen.

liches. Iſt der Rahm zu kalt, ſo ſind die Butterpartikeln zu hart und nicht
klebrig genug, um ſich aneinander zu legen; iſt er im Gegentheil zu warm,

Vierter Theil. Y y
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[353/0377] Die Molkerei. Daher haben die ſtehenden Gefaͤße ſchon in dieſer Ruͤckſicht einen Vor- zug vor den Tonnen, weil dieſe geſchloſſen werden muͤſſen, und der Sauer- ſtoff der mit eingeſchloſſenen Luft leicht konſumirt wird; wogegen die ſtehenden Gefaͤße genug Luftzutritt behalten, und die Luft ſelbſt durch das Aufziehen und Niederſtoßen immer erneuert wird. Aber auch in anderer Ruͤckſicht ſind die Gefaͤße mit einem Stoͤßel vor- zuziehen; die durch die Luft zu Butter erhaͤrteten Oehltheile ſchwimmen noch in kleinen Partikeln in der Fluͤſſigkeit, und muͤſſen durch die Bewegung der- ſelben einander genaͤhert werden, damit ſie ſich zu groͤßeren Klumpen zuſam- menfuͤgen koͤnnen. In den Drehtonnen iſt dieſe Bewegung nicht ſtark genug, indem dabei die ganze Fluͤſſigkeit zwar in einen Schwung kommt, aber nicht in ſich ſelbſt genug geruͤttelt wird. Bei den ſtehenden Butterfaͤſſern verur- ſacht aber der Stoß eine beſtaͤndige Verſchiebung der Milchtheile, und da- durch ein Beruͤhren der Buttertheile. Ueberdem haben die ſtehenden Faͤſſer vor den Drehtonnen noch den Vortheil, daß ſie leichter gereinigt werden koͤnnen. Da aber das Stoßen mit der Hand eine ſchwere Arbeit iſt, und bei einer großen Maſſe kaum ausgefuͤhrt werden kann, ſo hat man mannigfaltige Maſchinerien erfunden, wodurch das Auf- und Niedergehen des Stoͤßels, der an den Armen einer ſich bewegenden Welle beweglich angebracht iſt, auf eine leichtere Weiſe bewirkt wird. Mehrentheils wird zugleich in zwei Faͤſſern ge- buttert, ſo daß, wenn der Stoͤßel in dem einen niedergeht, er ſich in dem andern erhebt. Die Bewegung der Welle wird ihr entweder durch einen ſchweren Schwengel, der von zwei Perſonen hin und her geworfen wird, und einmal in Schwung geſetzt ſich ſehr leicht darin erhaͤlt, oder aber durch ein Schwungrad gegeben. In ganz großen Molkereien wird die Maſchine durch Pferde oder Ochſen in Bewegung geſetzt. Dieſe Einrichtung hat uͤberdieß den Vorzug, daß die Stoͤße taktmaͤßig erfolgen, wobei ſich die Butter beſſer formirt, als wenn die Bewegung bald geſchwind bald langſam geſchieht. §. 58. Auch beim Buttermachen iſt ein angemeſſener Waͤrmegrad etwas Weſent- liches. Iſt der Rahm zu kalt, ſo ſind die Butterpartikeln zu hart und nicht klebrig genug, um ſich aneinander zu legen; iſt er im Gegentheil zu warm, Regeln beim Butterma- chen. Vierter Theil. Y y

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/377>, abgerufen am 25.11.2024.