Aussahnen der Milch. Ist die Temperatur zu hoch, so gerinnt die Milch, ehe sich die Sahne zur Oberfläche herauf begeben hat, und diese wird darin verschlos- sen. In einer sehr niedrigen Temperatur geht das Absetzen der Sahne aber zu langsam vor sich. Die beste Temperatur ist wohl zwischen 12 und 15°, erstere muß man im Sommer, letztere im Winter zu erhalten suchen.
Die höchste Reinlichkeit der Gefäße und Geräthe nicht nur, sondern auch der Luft ist nothwendig, um eine rein schmeckende Butter zu erhalten. Es giebt keine Flüssigkeit, welche darin delikater ist wie die Milch; jede fremdartige Materie, jede Ausdünstung kann ihr einen üblen Geruch und Beigeschmack oder sonstige üble Qualitäten mittheilen.
Das Langwerden der Milch hängt oftmals allein von einer dunstig geworde- nen Luft ab, obwohl es auch seinen Grund in der Kränklichkeit eines Thiers, die sich der ganzen Milchmasse mittheilt, haben kann. Das Blauwerden der Milch oder das Entstehen violetter Flecke hat in den bei weitem meisten Fällen allein seinen Grund in einer verdorbenen Luft. Es ist wahrscheinlich eine Art von Schimmel, welcher sich auf den Rahm, sobald er an die Oberfläche kommt, absetzt. Durch starke Ausluftung nach vorhergegangener Räucherung mit Schwefel oder oxygeni- sirter Salzsäure des Kellers und der Gefäße ist das Uebel nach vielen mir bekann- ten Erfahrungen gehoben worden.
Die Milch wird nach dem Ausmelken sogleich durch ein Seihetuch in die Aus- rahmungsgefäße gegeben. Dieses muß nicht von Wolle oder Leinen, sondern von Haaren seyn und aufs sorgfältigste rein erhalten werden.
§. 55.
Gefäße.Die Gefäße, worin die Milch zum Abrahmen gethan wird, sind von Me- tall, von Thon oder von Holz. Die metallenen, besonders von Zinn, sind nach mehreren Erfahrungen zum Ausrahmen der Milch die besten, aber sie sind in grö- ßeren Wirthschaften zu kostspielig bei der Anschaffung. Die thönernen und por- zellanenen lassen sich leichter rein erhalten wie die hölzernen, aber sie sind zu sehr zerbrechlich. Man hat sie wohl mit Holz eingefaßt, um sie dadurch haltbarer zu machen. Sie müssen eine dauerhafte Glasur, weil sich sonst die gesäuerte Milch doch in den Thon ziehet, dürfen aber keine Bleiglasur haben, weil sauer werdende Milch doch etwas Blei, wenn gleich nur höchst wenig auflösen kann (so groß wie
Die Molkerei.
Ausſahnen der Milch. Iſt die Temperatur zu hoch, ſo gerinnt die Milch, ehe ſich die Sahne zur Oberflaͤche herauf begeben hat, und dieſe wird darin verſchloſ- ſen. In einer ſehr niedrigen Temperatur geht das Abſetzen der Sahne aber zu langſam vor ſich. Die beſte Temperatur iſt wohl zwiſchen 12 und 15°, erſtere muß man im Sommer, letztere im Winter zu erhalten ſuchen.
Die hoͤchſte Reinlichkeit der Gefaͤße und Geraͤthe nicht nur, ſondern auch der Luft iſt nothwendig, um eine rein ſchmeckende Butter zu erhalten. Es giebt keine Fluͤſſigkeit, welche darin delikater iſt wie die Milch; jede fremdartige Materie, jede Ausduͤnſtung kann ihr einen uͤblen Geruch und Beigeſchmack oder ſonſtige uͤble Qualitaͤten mittheilen.
Das Langwerden der Milch haͤngt oftmals allein von einer dunſtig geworde- nen Luft ab, obwohl es auch ſeinen Grund in der Kraͤnklichkeit eines Thiers, die ſich der ganzen Milchmaſſe mittheilt, haben kann. Das Blauwerden der Milch oder das Entſtehen violetter Flecke hat in den bei weitem meiſten Faͤllen allein ſeinen Grund in einer verdorbenen Luft. Es iſt wahrſcheinlich eine Art von Schimmel, welcher ſich auf den Rahm, ſobald er an die Oberflaͤche kommt, abſetzt. Durch ſtarke Ausluftung nach vorhergegangener Raͤucherung mit Schwefel oder oxygeni- ſirter Salzſaͤure des Kellers und der Gefaͤße iſt das Uebel nach vielen mir bekann- ten Erfahrungen gehoben worden.
Die Milch wird nach dem Ausmelken ſogleich durch ein Seihetuch in die Aus- rahmungsgefaͤße gegeben. Dieſes muß nicht von Wolle oder Leinen, ſondern von Haaren ſeyn und aufs ſorgfaͤltigſte rein erhalten werden.
§. 55.
Gefaͤße.Die Gefaͤße, worin die Milch zum Abrahmen gethan wird, ſind von Me- tall, von Thon oder von Holz. Die metallenen, beſonders von Zinn, ſind nach mehreren Erfahrungen zum Ausrahmen der Milch die beſten, aber ſie ſind in groͤ- ßeren Wirthſchaften zu koſtſpielig bei der Anſchaffung. Die thoͤnernen und por- zellanenen laſſen ſich leichter rein erhalten wie die hoͤlzernen, aber ſie ſind zu ſehr zerbrechlich. Man hat ſie wohl mit Holz eingefaßt, um ſie dadurch haltbarer zu machen. Sie muͤſſen eine dauerhafte Glaſur, weil ſich ſonſt die geſaͤuerte Milch doch in den Thon ziehet, duͤrfen aber keine Bleiglaſur haben, weil ſauer werdende Milch doch etwas Blei, wenn gleich nur hoͤchſt wenig aufloͤſen kann (ſo groß wie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbn="350"facs="#f0374"/><fwtype="header"place="top">Die Molkerei.</fw><lb/>
Ausſahnen der Milch. Iſt die Temperatur zu hoch, ſo gerinnt die Milch, ehe<lb/>ſich die Sahne zur Oberflaͤche herauf begeben hat, und dieſe wird darin verſchloſ-<lb/>ſen. In einer ſehr niedrigen Temperatur geht das Abſetzen der Sahne aber zu<lb/>
langſam vor ſich. Die beſte Temperatur iſt wohl zwiſchen 12 und 15°, erſtere<lb/>
muß man im Sommer, letztere im Winter zu erhalten ſuchen.</p><lb/><p>Die hoͤchſte Reinlichkeit der Gefaͤße und Geraͤthe nicht nur, ſondern auch der<lb/>
Luft iſt nothwendig, um eine rein ſchmeckende Butter zu erhalten. Es giebt keine<lb/>
Fluͤſſigkeit, welche darin delikater iſt wie die Milch; jede fremdartige Materie,<lb/>
jede Ausduͤnſtung kann ihr einen uͤblen Geruch und Beigeſchmack oder ſonſtige<lb/>
uͤble Qualitaͤten mittheilen.</p><lb/><p>Das Langwerden der Milch haͤngt oftmals allein von einer dunſtig geworde-<lb/>
nen Luft ab, obwohl es auch ſeinen Grund in der Kraͤnklichkeit eines Thiers, die<lb/>ſich der ganzen Milchmaſſe mittheilt, haben kann. Das Blauwerden der Milch<lb/>
oder das Entſtehen violetter Flecke hat in den bei weitem meiſten Faͤllen allein ſeinen<lb/>
Grund in einer verdorbenen Luft. Es iſt wahrſcheinlich eine Art von Schimmel,<lb/>
welcher ſich auf den Rahm, ſobald er an die Oberflaͤche kommt, abſetzt. Durch<lb/>ſtarke Ausluftung nach vorhergegangener Raͤucherung mit Schwefel oder oxygeni-<lb/>ſirter Salzſaͤure des Kellers und der Gefaͤße iſt das Uebel nach vielen mir bekann-<lb/>
ten Erfahrungen gehoben worden.</p><lb/><p>Die Milch wird nach dem Ausmelken ſogleich durch ein Seihetuch in die Aus-<lb/>
rahmungsgefaͤße gegeben. Dieſes muß nicht von Wolle oder Leinen, ſondern von<lb/>
Haaren ſeyn und aufs ſorgfaͤltigſte rein erhalten werden.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 55.</head><lb/><p><noteplace="left">Gefaͤße.</note>Die Gefaͤße, worin die Milch zum Abrahmen gethan wird, ſind von Me-<lb/>
tall, von Thon oder von Holz. Die metallenen, beſonders von Zinn, ſind nach<lb/>
mehreren Erfahrungen zum Ausrahmen der Milch die beſten, aber ſie ſind in groͤ-<lb/>
ßeren Wirthſchaften zu koſtſpielig bei der Anſchaffung. Die thoͤnernen und por-<lb/>
zellanenen laſſen ſich leichter rein erhalten wie die hoͤlzernen, aber ſie ſind zu ſehr<lb/>
zerbrechlich. Man hat ſie wohl mit Holz eingefaßt, um ſie dadurch haltbarer zu<lb/>
machen. Sie muͤſſen eine dauerhafte Glaſur, weil ſich ſonſt die geſaͤuerte Milch<lb/>
doch in den Thon ziehet, duͤrfen aber keine Bleiglaſur haben, weil ſauer werdende<lb/>
Milch doch etwas Blei, wenn gleich nur hoͤchſt wenig aufloͤſen kann (ſo groß wie<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[350/0374]
Die Molkerei.
Ausſahnen der Milch. Iſt die Temperatur zu hoch, ſo gerinnt die Milch, ehe
ſich die Sahne zur Oberflaͤche herauf begeben hat, und dieſe wird darin verſchloſ-
ſen. In einer ſehr niedrigen Temperatur geht das Abſetzen der Sahne aber zu
langſam vor ſich. Die beſte Temperatur iſt wohl zwiſchen 12 und 15°, erſtere
muß man im Sommer, letztere im Winter zu erhalten ſuchen.
Die hoͤchſte Reinlichkeit der Gefaͤße und Geraͤthe nicht nur, ſondern auch der
Luft iſt nothwendig, um eine rein ſchmeckende Butter zu erhalten. Es giebt keine
Fluͤſſigkeit, welche darin delikater iſt wie die Milch; jede fremdartige Materie,
jede Ausduͤnſtung kann ihr einen uͤblen Geruch und Beigeſchmack oder ſonſtige
uͤble Qualitaͤten mittheilen.
Das Langwerden der Milch haͤngt oftmals allein von einer dunſtig geworde-
nen Luft ab, obwohl es auch ſeinen Grund in der Kraͤnklichkeit eines Thiers, die
ſich der ganzen Milchmaſſe mittheilt, haben kann. Das Blauwerden der Milch
oder das Entſtehen violetter Flecke hat in den bei weitem meiſten Faͤllen allein ſeinen
Grund in einer verdorbenen Luft. Es iſt wahrſcheinlich eine Art von Schimmel,
welcher ſich auf den Rahm, ſobald er an die Oberflaͤche kommt, abſetzt. Durch
ſtarke Ausluftung nach vorhergegangener Raͤucherung mit Schwefel oder oxygeni-
ſirter Salzſaͤure des Kellers und der Gefaͤße iſt das Uebel nach vielen mir bekann-
ten Erfahrungen gehoben worden.
Die Milch wird nach dem Ausmelken ſogleich durch ein Seihetuch in die Aus-
rahmungsgefaͤße gegeben. Dieſes muß nicht von Wolle oder Leinen, ſondern von
Haaren ſeyn und aufs ſorgfaͤltigſte rein erhalten werden.
§. 55.
Die Gefaͤße, worin die Milch zum Abrahmen gethan wird, ſind von Me-
tall, von Thon oder von Holz. Die metallenen, beſonders von Zinn, ſind nach
mehreren Erfahrungen zum Ausrahmen der Milch die beſten, aber ſie ſind in groͤ-
ßeren Wirthſchaften zu koſtſpielig bei der Anſchaffung. Die thoͤnernen und por-
zellanenen laſſen ſich leichter rein erhalten wie die hoͤlzernen, aber ſie ſind zu ſehr
zerbrechlich. Man hat ſie wohl mit Holz eingefaßt, um ſie dadurch haltbarer zu
machen. Sie muͤſſen eine dauerhafte Glaſur, weil ſich ſonſt die geſaͤuerte Milch
doch in den Thon ziehet, duͤrfen aber keine Bleiglaſur haben, weil ſauer werdende
Milch doch etwas Blei, wenn gleich nur hoͤchſt wenig aufloͤſen kann (ſo groß wie
Gefaͤße.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/374>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.