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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Ernährung des Rindviehes.
ruthen auskam. Aber es ist doch immer rathsam, daß man auf gutem, für
Futterkräuter geeignetem Boden zu 11/2 Morgen seinen Anschlag mache, und
auf mißlicherm zu 2 Morgen. Nur selten wird man dann zwar alles gebrau-
chen, aber dabei ist kein Verlust. Und ist man einmal so weit gekommen, daß
man einen Heuvorrath zum künftigen Sommer übergespaart hat, wohin man
bei guten Kleejahren leicht gelangen kann, so braucht man weniger auf den
Kopf zu berechnen, und kann seinen Viehstand um so mehr vergrößern, denn
jener Vorrath hilft immer aus. Und dem Vieh ist es sehr angenehm und
wohlthätig, trockenes Futter mit grünem abwechselnd zu erhalten.

§. 45.

Es haben einige die Sommer-Stallfütterung ganz mit trockenem Futter,
Trockene
Sommerfüt-
terung.
größtentheils Kleeheu, betrieben, und diese Methode sehr empfohlen. Es hält
aber erstlich sehr schwer, sich in einen solchen Vorrath von Heu zu setzen, der
so lange reicht, bis man das neue Heu wieder füttern kann -- was durch-
aus nicht geschehen darf, bevor es völlig ausgeschwitzet hat. -- Ferner ist
das Heumachen doch wohl kostspieliger und mit mehrerem Risiko verbunden,
als die grüne Abfütterung. Auch scheint es mir in Ansehung der Aufbewah-
rungsorte, da nämlich das ältere Heu zuerst gefüttert werden muß, große
Schwierigkeiten zu haden. Und endlich ist es sehr wahrscheinlich, daß sich
beim Heumachen nicht bloß die wässrigen, sondern zugleich auch andere wohl-
thätige Theile mit verflüchtigen, und manche Stoffe eine andere Verbindung
eingehen. Genaue komparative Versuche, so wie sie seyn sollten, haben wir
auch hierüber nicht, aber doch manche Bemerkungen, die es sehr glaublich
machen, daß dieselbe Masse grün verfüttert, besonders dem Milchviehe ge-
deihlicher sey, als wenn sie gedörrt worden. Die im grünen Pflanzensafte
enthaltene Nahrung wird nach aller Wahrscheinlichkeit besser in's Blut über-
gehen und sich mit den Säften vermischen, als wenn sie erst durch fremdes
Wasser wieder aufgelößt werden muß. Auf keinen Fall wird die Milch und
Butter von trockener Fütterung den angenehmen Geschmack, wie von grüner
erhalten. Auch ist es bemerklich genug, daß alles Vieh das grüne Futter dem
gedörreten vorziehe, ob es gleich letzteres zur Abwechselung gern frißt. Die
Stallfütterung der Ochsen mit Heu mag aber wohl ihre Vorzüge haben.


Ernaͤhrung des Rindviehes.
ruthen auskam. Aber es iſt doch immer rathſam, daß man auf gutem, fuͤr
Futterkraͤuter geeignetem Boden zu 1½ Morgen ſeinen Anſchlag mache, und
auf mißlicherm zu 2 Morgen. Nur ſelten wird man dann zwar alles gebrau-
chen, aber dabei iſt kein Verluſt. Und iſt man einmal ſo weit gekommen, daß
man einen Heuvorrath zum kuͤnftigen Sommer uͤbergeſpaart hat, wohin man
bei guten Kleejahren leicht gelangen kann, ſo braucht man weniger auf den
Kopf zu berechnen, und kann ſeinen Viehſtand um ſo mehr vergroͤßern, denn
jener Vorrath hilft immer aus. Und dem Vieh iſt es ſehr angenehm und
wohlthaͤtig, trockenes Futter mit gruͤnem abwechſelnd zu erhalten.

§. 45.

Es haben einige die Sommer-Stallfuͤtterung ganz mit trockenem Futter,
Trockene
Sommerfuͤt-
terung.
groͤßtentheils Kleeheu, betrieben, und dieſe Methode ſehr empfohlen. Es haͤlt
aber erſtlich ſehr ſchwer, ſich in einen ſolchen Vorrath von Heu zu ſetzen, der
ſo lange reicht, bis man das neue Heu wieder fuͤttern kann — was durch-
aus nicht geſchehen darf, bevor es voͤllig ausgeſchwitzet hat. — Ferner iſt
das Heumachen doch wohl koſtſpieliger und mit mehrerem Riſiko verbunden,
als die gruͤne Abfuͤtterung. Auch ſcheint es mir in Anſehung der Aufbewah-
rungsorte, da naͤmlich das aͤltere Heu zuerſt gefuͤttert werden muß, große
Schwierigkeiten zu haden. Und endlich iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß ſich
beim Heumachen nicht bloß die waͤſſrigen, ſondern zugleich auch andere wohl-
thaͤtige Theile mit verfluͤchtigen, und manche Stoffe eine andere Verbindung
eingehen. Genaue komparative Verſuche, ſo wie ſie ſeyn ſollten, haben wir
auch hieruͤber nicht, aber doch manche Bemerkungen, die es ſehr glaublich
machen, daß dieſelbe Maſſe gruͤn verfuͤttert, beſonders dem Milchviehe ge-
deihlicher ſey, als wenn ſie gedoͤrrt worden. Die im gruͤnen Pflanzenſafte
enthaltene Nahrung wird nach aller Wahrſcheinlichkeit beſſer in’s Blut uͤber-
gehen und ſich mit den Saͤften vermiſchen, als wenn ſie erſt durch fremdes
Waſſer wieder aufgeloͤßt werden muß. Auf keinen Fall wird die Milch und
Butter von trockener Fuͤtterung den angenehmen Geſchmack, wie von gruͤner
erhalten. Auch iſt es bemerklich genug, daß alles Vieh das gruͤne Futter dem
gedoͤrreten vorziehe, ob es gleich letzteres zur Abwechſelung gern frißt. Die
Stallfuͤtterung der Ochſen mit Heu mag aber wohl ihre Vorzuͤge haben.


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[342/0366] Ernaͤhrung des Rindviehes. ruthen auskam. Aber es iſt doch immer rathſam, daß man auf gutem, fuͤr Futterkraͤuter geeignetem Boden zu 1½ Morgen ſeinen Anſchlag mache, und auf mißlicherm zu 2 Morgen. Nur ſelten wird man dann zwar alles gebrau- chen, aber dabei iſt kein Verluſt. Und iſt man einmal ſo weit gekommen, daß man einen Heuvorrath zum kuͤnftigen Sommer uͤbergeſpaart hat, wohin man bei guten Kleejahren leicht gelangen kann, ſo braucht man weniger auf den Kopf zu berechnen, und kann ſeinen Viehſtand um ſo mehr vergroͤßern, denn jener Vorrath hilft immer aus. Und dem Vieh iſt es ſehr angenehm und wohlthaͤtig, trockenes Futter mit gruͤnem abwechſelnd zu erhalten. §. 45. Es haben einige die Sommer-Stallfuͤtterung ganz mit trockenem Futter, groͤßtentheils Kleeheu, betrieben, und dieſe Methode ſehr empfohlen. Es haͤlt aber erſtlich ſehr ſchwer, ſich in einen ſolchen Vorrath von Heu zu ſetzen, der ſo lange reicht, bis man das neue Heu wieder fuͤttern kann — was durch- aus nicht geſchehen darf, bevor es voͤllig ausgeſchwitzet hat. — Ferner iſt das Heumachen doch wohl koſtſpieliger und mit mehrerem Riſiko verbunden, als die gruͤne Abfuͤtterung. Auch ſcheint es mir in Anſehung der Aufbewah- rungsorte, da naͤmlich das aͤltere Heu zuerſt gefuͤttert werden muß, große Schwierigkeiten zu haden. Und endlich iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß ſich beim Heumachen nicht bloß die waͤſſrigen, ſondern zugleich auch andere wohl- thaͤtige Theile mit verfluͤchtigen, und manche Stoffe eine andere Verbindung eingehen. Genaue komparative Verſuche, ſo wie ſie ſeyn ſollten, haben wir auch hieruͤber nicht, aber doch manche Bemerkungen, die es ſehr glaublich machen, daß dieſelbe Maſſe gruͤn verfuͤttert, beſonders dem Milchviehe ge- deihlicher ſey, als wenn ſie gedoͤrrt worden. Die im gruͤnen Pflanzenſafte enthaltene Nahrung wird nach aller Wahrſcheinlichkeit beſſer in’s Blut uͤber- gehen und ſich mit den Saͤften vermiſchen, als wenn ſie erſt durch fremdes Waſſer wieder aufgeloͤßt werden muß. Auf keinen Fall wird die Milch und Butter von trockener Fuͤtterung den angenehmen Geſchmack, wie von gruͤner erhalten. Auch iſt es bemerklich genug, daß alles Vieh das gruͤne Futter dem gedoͤrreten vorziehe, ob es gleich letzteres zur Abwechſelung gern frißt. Die Stallfuͤtterung der Ochſen mit Heu mag aber wohl ihre Vorzuͤge haben. Trockene Sommerfuͤt- terung.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/366>, abgerufen am 22.12.2024.