Es kommt bei diesem Zusammenkoppeln und Wiedervoneinanderlösen zum Theil auf die Gewohnheit der Kühe, mehr aber noch auf die Geschicklichkeit des Hirten an. Zuweilen muß bei 20 Kühen ein Mensch seyn, zuweilen besorgt ei- ner ohne Beschwerde 50 Stück.
Das Vieh gewöhnt sich so leicht hieran, daß es sich nachher fast von selbst in Reihe und Glieder stellt; wodurch die Wartung und Besorgung gegen die Stallfütterung beträchtlich vermindert wird. Uebrigens kommt diese Methode darin der Stallfütterung gleich, daß sehr wenig Futter vertreten wird, und daß es in dem vortheilhaftesten Entwickelungsstande gegeben werden und dann wieder wachsen kann; weswegen nicht mehr Futterland als bei der Stallfütterung per Kopf erfordert wird.
Ein komparativer Versuch, der über das Tüdern und die Stallfütterung auf Thorseng angestellt wurde, gab folgendes Resultat:
[Tabelle]
kommen täglich auf 1 Kuh
[Tabelle]
Es waren also 330 Quadratellen Land mehr im Stall verfüttert, als ab- getüdert. Die Stallfütterung gab dagegen 159 3/5 Pfund Milch mehr.
Zu ein Pfund Milch wurden bei der Stallfütterung 1531/555 Quadratellen, beym Tüdern 11117/1188 Kleeland erfordert.
Also würden die 330 Quadratellen Land, welche beym Tüdern in derselben Zeit und von denselben Kühen übrig blieben, zufolge des obigen Resultats, wenn sie abgetüdert waren, 170 1/5 Pfund Milch gebracht haben, welches mit den von den vier Tüderkühen erhaltenen 950 2/5 Pfund zusammengerechnet 1120 3/5 Pfund Milch, also vollkommen so viel -- eigentlich 10 3/5 mehr -- gegeben hat, als die auf dem Stalle gefütterten von der gegebenen Kleefläche brachten.
Von einer und derselben, mit mähbarem Klee bewachsenen Landfläche erhält man nach diesem Versuche also gleich viel Milch, und ernährt davon ungefähr gleich viel Vieh, man mag tüdern oder stallfüttern; folglich ist kein Vortheil auf der einen oder der andern Seite.
Ernaͤhrung des Rindviehes.
Es kommt bei dieſem Zuſammenkoppeln und Wiedervoneinanderloͤſen zum Theil auf die Gewohnheit der Kuͤhe, mehr aber noch auf die Geſchicklichkeit des Hirten an. Zuweilen muß bei 20 Kuͤhen ein Menſch ſeyn, zuweilen beſorgt ei- ner ohne Beſchwerde 50 Stuͤck.
Das Vieh gewoͤhnt ſich ſo leicht hieran, daß es ſich nachher faſt von ſelbſt in Reihe und Glieder ſtellt; wodurch die Wartung und Beſorgung gegen die Stallfuͤtterung betraͤchtlich vermindert wird. Uebrigens kommt dieſe Methode darin der Stallfuͤtterung gleich, daß ſehr wenig Futter vertreten wird, und daß es in dem vortheilhafteſten Entwickelungsſtande gegeben werden und dann wieder wachſen kann; weswegen nicht mehr Futterland als bei der Stallfuͤtterung per Kopf erfordert wird.
Ein komparativer Verſuch, der uͤber das Tuͤdern und die Stallfuͤtterung auf Thorſeng angeſtellt wurde, gab folgendes Reſultat:
[Tabelle]
kommen taͤglich auf 1 Kuh
[Tabelle]
Es waren alſo 330 Quadratellen Land mehr im Stall verfuͤttert, als ab- getuͤdert. Die Stallfuͤtterung gab dagegen 159⅗ Pfund Milch mehr.
Zu ein Pfund Milch wurden bei der Stallfuͤtterung 1531/555 Quadratellen, beym Tuͤdern 11117/1188 Kleeland erfordert.
Alſo wuͤrden die 330 Quadratellen Land, welche beym Tuͤdern in derſelben Zeit und von denſelben Kuͤhen uͤbrig blieben, zufolge des obigen Reſultats, wenn ſie abgetuͤdert waren, 170⅕ Pfund Milch gebracht haben, welches mit den von den vier Tuͤderkuͤhen erhaltenen 950⅖ Pfund zuſammengerechnet 1120⅗ Pfund Milch, alſo vollkommen ſo viel — eigentlich 10⅗ mehr — gegeben hat, als die auf dem Stalle gefuͤtterten von der gegebenen Kleeflaͤche brachten.
Von einer und derſelben, mit maͤhbarem Klee bewachſenen Landflaͤche erhaͤlt man nach dieſem Verſuche alſo gleich viel Milch, und ernaͤhrt davon ungefaͤhr gleich viel Vieh, man mag tuͤdern oder ſtallfuͤttern; folglich iſt kein Vortheil auf der einen oder der andern Seite.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0359"n="335"/><fwplace="top"type="header">Ernaͤhrung des Rindviehes.</fw><lb/><p>Es kommt bei dieſem Zuſammenkoppeln und Wiedervoneinanderloͤſen zum<lb/>
Theil auf die Gewohnheit der Kuͤhe, mehr aber noch auf die Geſchicklichkeit des<lb/>
Hirten an. Zuweilen muß bei 20 Kuͤhen ein Menſch ſeyn, zuweilen beſorgt ei-<lb/>
ner ohne Beſchwerde 50 Stuͤck.</p><lb/><p>Das Vieh gewoͤhnt ſich ſo leicht hieran, daß es ſich nachher faſt von ſelbſt<lb/>
in Reihe und Glieder ſtellt; wodurch die Wartung und Beſorgung gegen die<lb/>
Stallfuͤtterung betraͤchtlich vermindert wird. Uebrigens kommt dieſe Methode<lb/>
darin der Stallfuͤtterung gleich, daß ſehr wenig Futter vertreten wird, und daß<lb/>
es in dem vortheilhafteſten Entwickelungsſtande gegeben werden und dann wieder<lb/>
wachſen kann; weswegen nicht mehr Futterland als bei der Stallfuͤtterung <hirendition="#aq">per</hi><lb/>
Kopf erfordert wird.</p><lb/><p>Ein komparativer Verſuch, der uͤber das Tuͤdern und die Stallfuͤtterung<lb/>
auf Thorſeng angeſtellt wurde, gab folgendes Reſultat:</p><lb/><table><row><cell/></row></table><p><hirendition="#c">kommen taͤglich auf 1 Kuh</hi></p><lb/><table><row><cell/></row></table><p>Es waren alſo 330 Quadratellen Land mehr im Stall verfuͤttert, als ab-<lb/>
getuͤdert. Die Stallfuͤtterung gab dagegen 159⅗ Pfund Milch mehr.</p><lb/><p>Zu ein Pfund Milch wurden bei der Stallfuͤtterung 1531/555 Quadratellen,<lb/>
beym Tuͤdern 11117/1188 Kleeland erfordert.</p><lb/><p>Alſo wuͤrden die 330 Quadratellen Land, welche beym Tuͤdern in derſelben<lb/>
Zeit und von denſelben Kuͤhen uͤbrig blieben, zufolge des obigen Reſultats, wenn<lb/>ſie abgetuͤdert waren, 170⅕ Pfund Milch gebracht haben, welches mit den von<lb/>
den vier Tuͤderkuͤhen erhaltenen 950⅖ Pfund zuſammengerechnet 1120⅗ Pfund<lb/>
Milch, alſo vollkommen ſo viel — eigentlich 10⅗ mehr — gegeben hat, als<lb/>
die auf dem Stalle gefuͤtterten von der gegebenen Kleeflaͤche brachten.</p><lb/><p>Von einer und derſelben, mit maͤhbarem Klee bewachſenen Landflaͤche erhaͤlt<lb/>
man nach dieſem Verſuche alſo gleich viel Milch, und ernaͤhrt davon ungefaͤhr<lb/>
gleich viel Vieh, man mag tuͤdern oder ſtallfuͤttern; folglich iſt kein Vortheil<lb/>
auf der einen oder der andern Seite.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[335/0359]
Ernaͤhrung des Rindviehes.
Es kommt bei dieſem Zuſammenkoppeln und Wiedervoneinanderloͤſen zum
Theil auf die Gewohnheit der Kuͤhe, mehr aber noch auf die Geſchicklichkeit des
Hirten an. Zuweilen muß bei 20 Kuͤhen ein Menſch ſeyn, zuweilen beſorgt ei-
ner ohne Beſchwerde 50 Stuͤck.
Das Vieh gewoͤhnt ſich ſo leicht hieran, daß es ſich nachher faſt von ſelbſt
in Reihe und Glieder ſtellt; wodurch die Wartung und Beſorgung gegen die
Stallfuͤtterung betraͤchtlich vermindert wird. Uebrigens kommt dieſe Methode
darin der Stallfuͤtterung gleich, daß ſehr wenig Futter vertreten wird, und daß
es in dem vortheilhafteſten Entwickelungsſtande gegeben werden und dann wieder
wachſen kann; weswegen nicht mehr Futterland als bei der Stallfuͤtterung per
Kopf erfordert wird.
Ein komparativer Verſuch, der uͤber das Tuͤdern und die Stallfuͤtterung
auf Thorſeng angeſtellt wurde, gab folgendes Reſultat:
kommen taͤglich auf 1 Kuh
Es waren alſo 330 Quadratellen Land mehr im Stall verfuͤttert, als ab-
getuͤdert. Die Stallfuͤtterung gab dagegen 159⅗ Pfund Milch mehr.
Zu ein Pfund Milch wurden bei der Stallfuͤtterung 1531/555 Quadratellen,
beym Tuͤdern 11117/1188 Kleeland erfordert.
Alſo wuͤrden die 330 Quadratellen Land, welche beym Tuͤdern in derſelben
Zeit und von denſelben Kuͤhen uͤbrig blieben, zufolge des obigen Reſultats, wenn
ſie abgetuͤdert waren, 170⅕ Pfund Milch gebracht haben, welches mit den von
den vier Tuͤderkuͤhen erhaltenen 950⅖ Pfund zuſammengerechnet 1120⅗ Pfund
Milch, alſo vollkommen ſo viel — eigentlich 10⅗ mehr — gegeben hat, als
die auf dem Stalle gefuͤtterten von der gegebenen Kleeflaͤche brachten.
Von einer und derſelben, mit maͤhbarem Klee bewachſenen Landflaͤche erhaͤlt
man nach dieſem Verſuche alſo gleich viel Milch, und ernaͤhrt davon ungefaͤhr
gleich viel Vieh, man mag tuͤdern oder ſtallfuͤttern; folglich iſt kein Vortheil
auf der einen oder der andern Seite.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/359>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.