immer erst vorgelegt. Gutes Heu aber frißt es sehr gern ungeschnitten rein weg. Ist das Vieh nicht hungrig, so sucht es auch aus dem Häcksel nur das bessere heraus, beschnaubt das übrige, und man hat nur die Mühe, das mit Kostenaufwand geschnittene Stroh aus den Krippen in den Mist zu bringen.
§. 27.
Körnerfütte- rung.Die Körnerfütterung als Ersatz und Zugabe des Heues kann im Großen nur vortheilhaft seyn, wenn die Milch in hohem Preise oder das Korn in sehr geringem steht. Allerdings vermehren etliche Pfund Getreide täglich zugegeben die Milch beträchtlich, und wenn man nichts anders zu füttern hat, so kann es sicher wirthschaftlich seyn, es daran zu wenden; aber es bleibt doch in der Regel das theuerste Futter unter allen. Auch ist die Milch und Butter, wenn sie aus Getreide hauptsächlich erzeugt wird, schlecht, mehr käsigt als fett, und hat keinen angenehmen Geschmack.
Die Körner gehen häufig unverdaut ab, wenn man sie im rohen Zustande giebt. Gewöhnlich werden sie daher geschrooten; aber dabei ist großer Verlust, wenn man nicht eigenen Mühlenbetrieb und keine Handschrootmühle hat. Man kann dessen aber entübriget seyn, wenn man die Körner vorher quellet, wozu einige heißes, andre kaltes Wasser mehr empfehlen; oder aber wenn man sie malzet. Durch letzteres werden die Körner vermittelst der Entwickelung des Zuckerstoffs sehr verbessert, und erzeugen bessere Milch. Hafer ist den Milch- kühen am angemessensten, und besonders rühmt man ein Gemenge von Hafer und Wicken, wenn es geschrooten worden. Gerste giebt vor allem eine weiße käsige Milch, und schnell bitter werdende Butter.
Am häufigsten kommt der Abfall des Getreides, die Kleien, das grobe und das Steinmehl, der Mühlenschlamm, der Graupen- und Grützabfall in Gebrauch.
Alle diese Mehl- und Schrootarten werden entweder mit Häckselfutter ver- mengt, oder besser sie werden unter das Getränk gerührt, wodurch das Vieh im Winter zu mehrerem Saufen angereizt wird.
§. 28.
Bierträbern und Brannt- weinspülicht.Hierher gehört auch der Sey oder die Träbern der Bierbrauerei. Sie haben eine sehr gute Wirkung auf die Milch, und kleine Kühereihalter finden den Ankauf derselben von den Brauern sehr vortheilhaft. Da man sie im Som-
Ernaͤhrung des Rindviehes.
immer erſt vorgelegt. Gutes Heu aber frißt es ſehr gern ungeſchnitten rein weg. Iſt das Vieh nicht hungrig, ſo ſucht es auch aus dem Haͤckſel nur das beſſere heraus, beſchnaubt das uͤbrige, und man hat nur die Muͤhe, das mit Koſtenaufwand geſchnittene Stroh aus den Krippen in den Miſt zu bringen.
§. 27.
Koͤrnerfuͤtte- rung.Die Koͤrnerfuͤtterung als Erſatz und Zugabe des Heues kann im Großen nur vortheilhaft ſeyn, wenn die Milch in hohem Preiſe oder das Korn in ſehr geringem ſteht. Allerdings vermehren etliche Pfund Getreide taͤglich zugegeben die Milch betraͤchtlich, und wenn man nichts anders zu fuͤttern hat, ſo kann es ſicher wirthſchaftlich ſeyn, es daran zu wenden; aber es bleibt doch in der Regel das theuerſte Futter unter allen. Auch iſt die Milch und Butter, wenn ſie aus Getreide hauptſaͤchlich erzeugt wird, ſchlecht, mehr kaͤſigt als fett, und hat keinen angenehmen Geſchmack.
Die Koͤrner gehen haͤufig unverdaut ab, wenn man ſie im rohen Zuſtande giebt. Gewoͤhnlich werden ſie daher geſchrooten; aber dabei iſt großer Verluſt, wenn man nicht eigenen Muͤhlenbetrieb und keine Handſchrootmuͤhle hat. Man kann deſſen aber entuͤbriget ſeyn, wenn man die Koͤrner vorher quellet, wozu einige heißes, andre kaltes Waſſer mehr empfehlen; oder aber wenn man ſie malzet. Durch letzteres werden die Koͤrner vermittelſt der Entwickelung des Zuckerſtoffs ſehr verbeſſert, und erzeugen beſſere Milch. Hafer iſt den Milch- kuͤhen am angemeſſenſten, und beſonders ruͤhmt man ein Gemenge von Hafer und Wicken, wenn es geſchrooten worden. Gerſte giebt vor allem eine weiße kaͤſige Milch, und ſchnell bitter werdende Butter.
Am haͤufigſten kommt der Abfall des Getreides, die Kleien, das grobe und das Steinmehl, der Muͤhlenſchlamm, der Graupen- und Gruͤtzabfall in Gebrauch.
Alle dieſe Mehl- und Schrootarten werden entweder mit Haͤckſelfutter ver- mengt, oder beſſer ſie werden unter das Getraͤnk geruͤhrt, wodurch das Vieh im Winter zu mehrerem Saufen angereizt wird.
§. 28.
Biertraͤbern und Brannt- weinſpuͤlicht.Hierher gehoͤrt auch der Sey oder die Traͤbern der Bierbrauerei. Sie haben eine ſehr gute Wirkung auf die Milch, und kleine Kuͤhereihalter finden den Ankauf derſelben von den Brauern ſehr vortheilhaft. Da man ſie im Som-
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Ernaͤhrung des Rindviehes.
immer erſt vorgelegt. Gutes Heu aber frißt es ſehr gern ungeſchnitten rein
weg. Iſt das Vieh nicht hungrig, ſo ſucht es auch aus dem Haͤckſel nur das
beſſere heraus, beſchnaubt das uͤbrige, und man hat nur die Muͤhe, das mit
Koſtenaufwand geſchnittene Stroh aus den Krippen in den Miſt zu bringen.
§. 27.
Die Koͤrnerfuͤtterung als Erſatz und Zugabe des Heues kann im Großen
nur vortheilhaft ſeyn, wenn die Milch in hohem Preiſe oder das Korn in ſehr
geringem ſteht. Allerdings vermehren etliche Pfund Getreide taͤglich zugegeben
die Milch betraͤchtlich, und wenn man nichts anders zu fuͤttern hat, ſo kann es
ſicher wirthſchaftlich ſeyn, es daran zu wenden; aber es bleibt doch in der
Regel das theuerſte Futter unter allen. Auch iſt die Milch und Butter, wenn
ſie aus Getreide hauptſaͤchlich erzeugt wird, ſchlecht, mehr kaͤſigt als fett, und
hat keinen angenehmen Geſchmack.
Koͤrnerfuͤtte-
rung.
Die Koͤrner gehen haͤufig unverdaut ab, wenn man ſie im rohen Zuſtande
giebt. Gewoͤhnlich werden ſie daher geſchrooten; aber dabei iſt großer Verluſt,
wenn man nicht eigenen Muͤhlenbetrieb und keine Handſchrootmuͤhle hat. Man
kann deſſen aber entuͤbriget ſeyn, wenn man die Koͤrner vorher quellet, wozu
einige heißes, andre kaltes Waſſer mehr empfehlen; oder aber wenn man ſie
malzet. Durch letzteres werden die Koͤrner vermittelſt der Entwickelung des
Zuckerſtoffs ſehr verbeſſert, und erzeugen beſſere Milch. Hafer iſt den Milch-
kuͤhen am angemeſſenſten, und beſonders ruͤhmt man ein Gemenge von Hafer
und Wicken, wenn es geſchrooten worden. Gerſte giebt vor allem eine weiße
kaͤſige Milch, und ſchnell bitter werdende Butter.
Am haͤufigſten kommt der Abfall des Getreides, die Kleien, das grobe und das
Steinmehl, der Muͤhlenſchlamm, der Graupen- und Gruͤtzabfall in Gebrauch.
Alle dieſe Mehl- und Schrootarten werden entweder mit Haͤckſelfutter ver-
mengt, oder beſſer ſie werden unter das Getraͤnk geruͤhrt, wodurch das Vieh im
Winter zu mehrerem Saufen angereizt wird.
§. 28.
Hierher gehoͤrt auch der Sey oder die Traͤbern der Bierbrauerei. Sie
haben eine ſehr gute Wirkung auf die Milch, und kleine Kuͤhereihalter finden
den Ankauf derſelben von den Brauern ſehr vortheilhaft. Da man ſie im Som-
Biertraͤbern
und Brannt-
weinſpuͤlicht.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/346>, abgerufen am 03.03.2025.
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