Der Spörgel wächst beinah auf jedem Boden, auch auf sehr schlechtemBoden. Sande, wenn es ihm in seiner Vegetationsperiode nicht an Regen fehlt. Nach Verhältniß der Kraft im Boden, ist aber seine Stärke und Ertrag sehr ver- schieden. Auf kräftigem Boden wird er nur selten gebaut, weil er hier nicht den Ertrag giebt, den man vom Klee erwarten kann. Er hat indessen den großen Vorzug, daß er nur sehr kurze Zeit den Acker einnimmt, indem er meh- rentheils 8 Wochen nach der Einsaat mähbar ist, wenn nicht etwa eine beson- dere Dürre das Keimen des Saamens aufhält. Es können also Fälle eintreten, wo man ihn auch auf dem besten Boden mit Vortheil anbauen kann, und bei verunglücktem Klee haben sich viele damit geholfen.
§. 388.
Ein großer Vortheil ist ferner, daß er sehr reichlich Saamen trägt, dieserSaamen. sehr leicht zu gewinnen und abzudreschen, deshalb wohlfeil ist. Wer den Saa- men zu seinem Bedarf selbst aufnimmt, kann ihn sich sehr wohlfeil berechnen. Doch ist bei der Berechnung nicht ganz außer Acht zu lassen, daß der zur Reife gekommene Spörgel, und vorzüglich wenn er aufgezogen wird, den Bo- den sehr merklich erschöpfe, wogegen der jung gemähete oder abgeweidete dem Acker eine merkliche Kraftvermehrung giebt.
Um einen Morgen zu besäen, bedarf man 5 Pfund Saamen. Streuete man ihn auf einen wohlbereiteten Acker recht sorgfältig aus, so könnte man mit wenigerem zureichen.
§. 389.
Der Acker bedarf keiner großen Vorbereitung, wenn er anders nicht sehr verqueckt ist. Auch in diesem Fall würde der Spörgel wohl wachsen, die Quecken aber unter demselben Ueberhand nehmen. Man kann ihn von der Mitte des Mais an bis zur Mitte des Augusts säen, bei trockner Witterung am besten auf das frisch gepflügte und dann sogleich recht klar und eben geeg- gete Land. Es kommt vorzüglich darauf an, daß er eine recht feine Krume auf der Oberfläche habe. Deshalb ist es am sichersten, das geeggete Land zu walzen, dann wieder zu eggen, darauf auszusäen und dann wieder zu walzen. So läuft er schnell und gleichmäßig, und darauf kommt es vorzüglich an.
Der Spoͤrgel.
§. 387.
Der Spoͤrgel waͤchſt beinah auf jedem Boden, auch auf ſehr ſchlechtemBoden. Sande, wenn es ihm in ſeiner Vegetationsperiode nicht an Regen fehlt. Nach Verhaͤltniß der Kraft im Boden, iſt aber ſeine Staͤrke und Ertrag ſehr ver- ſchieden. Auf kraͤftigem Boden wird er nur ſelten gebaut, weil er hier nicht den Ertrag giebt, den man vom Klee erwarten kann. Er hat indeſſen den großen Vorzug, daß er nur ſehr kurze Zeit den Acker einnimmt, indem er meh- rentheils 8 Wochen nach der Einſaat maͤhbar iſt, wenn nicht etwa eine beſon- dere Duͤrre das Keimen des Saamens aufhaͤlt. Es koͤnnen alſo Faͤlle eintreten, wo man ihn auch auf dem beſten Boden mit Vortheil anbauen kann, und bei verungluͤcktem Klee haben ſich viele damit geholfen.
§. 388.
Ein großer Vortheil iſt ferner, daß er ſehr reichlich Saamen traͤgt, dieſerSaamen. ſehr leicht zu gewinnen und abzudreſchen, deshalb wohlfeil iſt. Wer den Saa- men zu ſeinem Bedarf ſelbſt aufnimmt, kann ihn ſich ſehr wohlfeil berechnen. Doch iſt bei der Berechnung nicht ganz außer Acht zu laſſen, daß der zur Reife gekommene Spoͤrgel, und vorzuͤglich wenn er aufgezogen wird, den Bo- den ſehr merklich erſchoͤpfe, wogegen der jung gemaͤhete oder abgeweidete dem Acker eine merkliche Kraftvermehrung giebt.
Um einen Morgen zu beſaͤen, bedarf man 5 Pfund Saamen. Streuete man ihn auf einen wohlbereiteten Acker recht ſorgfaͤltig aus, ſo koͤnnte man mit wenigerem zureichen.
§. 389.
Der Acker bedarf keiner großen Vorbereitung, wenn er anders nicht ſehr verqueckt iſt. Auch in dieſem Fall wuͤrde der Spoͤrgel wohl wachſen, die Quecken aber unter demſelben Ueberhand nehmen. Man kann ihn von der Mitte des Mais an bis zur Mitte des Auguſts ſaͤen, bei trockner Witterung am beſten auf das friſch gepfluͤgte und dann ſogleich recht klar und eben geeg- gete Land. Es kommt vorzuͤglich darauf an, daß er eine recht feine Krume auf der Oberflaͤche habe. Deshalb iſt es am ſicherſten, das geeggete Land zu walzen, dann wieder zu eggen, darauf auszuſaͤen und dann wieder zu walzen. So laͤuft er ſchnell und gleichmaͤßig, und darauf kommt es vorzuͤglich an.
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Der Spoͤrgel.
§. 387.
Der Spoͤrgel waͤchſt beinah auf jedem Boden, auch auf ſehr ſchlechtem
Sande, wenn es ihm in ſeiner Vegetationsperiode nicht an Regen fehlt. Nach
Verhaͤltniß der Kraft im Boden, iſt aber ſeine Staͤrke und Ertrag ſehr ver-
ſchieden. Auf kraͤftigem Boden wird er nur ſelten gebaut, weil er hier nicht
den Ertrag giebt, den man vom Klee erwarten kann. Er hat indeſſen den
großen Vorzug, daß er nur ſehr kurze Zeit den Acker einnimmt, indem er meh-
rentheils 8 Wochen nach der Einſaat maͤhbar iſt, wenn nicht etwa eine beſon-
dere Duͤrre das Keimen des Saamens aufhaͤlt. Es koͤnnen alſo Faͤlle eintreten,
wo man ihn auch auf dem beſten Boden mit Vortheil anbauen kann, und bei
verungluͤcktem Klee haben ſich viele damit geholfen.
Boden.
§. 388.
Ein großer Vortheil iſt ferner, daß er ſehr reichlich Saamen traͤgt, dieſer
ſehr leicht zu gewinnen und abzudreſchen, deshalb wohlfeil iſt. Wer den Saa-
men zu ſeinem Bedarf ſelbſt aufnimmt, kann ihn ſich ſehr wohlfeil berechnen.
Doch iſt bei der Berechnung nicht ganz außer Acht zu laſſen, daß der zur
Reife gekommene Spoͤrgel, und vorzuͤglich wenn er aufgezogen wird, den Bo-
den ſehr merklich erſchoͤpfe, wogegen der jung gemaͤhete oder abgeweidete dem
Acker eine merkliche Kraftvermehrung giebt.
Saamen.
Um einen Morgen zu beſaͤen, bedarf man 5 Pfund Saamen. Streuete
man ihn auf einen wohlbereiteten Acker recht ſorgfaͤltig aus, ſo koͤnnte man mit
wenigerem zureichen.
§. 389.
Der Acker bedarf keiner großen Vorbereitung, wenn er anders nicht ſehr
verqueckt iſt. Auch in dieſem Fall wuͤrde der Spoͤrgel wohl wachſen, die
Quecken aber unter demſelben Ueberhand nehmen. Man kann ihn von der
Mitte des Mais an bis zur Mitte des Auguſts ſaͤen, bei trockner Witterung
am beſten auf das friſch gepfluͤgte und dann ſogleich recht klar und eben geeg-
gete Land. Es kommt vorzuͤglich darauf an, daß er eine recht feine Krume
auf der Oberflaͤche habe. Deshalb iſt es am ſicherſten, das geeggete Land zu
walzen, dann wieder zu eggen, darauf auszuſaͤen und dann wieder zu walzen.
So laͤuft er ſchnell und gleichmaͤßig, und darauf kommt es vorzuͤglich an.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/311>, abgerufen am 23.11.2024.
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