Der Mais wird im südlichen Frankreich und in Italien auch als Futter- gewächs nicht selten angebauet, und grün verfüttert oder zu Heu gemacht, in dem Zeitpunkte, wo die haarichten Griffel hervortreten. Er wird gewöhn- lich breitwürfig gesäet, aber nachdem er hervorgekommen ist, wird er behackt und zugleich verdünnet, so daß er zu einem zweiten Behacken mit gelindem Anhäufeln weit genug von einander zu stehen komme. Doch würde man ihn zu diesem Zwecke auch drillen können, um die Hackarbeit leichter mit Instru- menten zu bewirken. Er wird dann an der Erde abgeschnitten. Das Trock- nen ist schwierig, aber die grüne Verfütterung sehr bequem.
In jenem wärmeren Klima bauet man ihn zu diesem Zwecke als zweite Frucht; im unsrigen würde er nur in einem so warmen Sommer und Herbst, wie 1811, zu der gehörigen Stärke und Entwickelung gelangen, wenn man ihn in die Rockenstoppel säete (jedoch möchte es in der Rappsstoppel angehen, und mit dem kleinen Mais auf jeden Fall). Aber in der Brache oder im be- hackten Fruchtfelde, würde er so gut wie irgend ein anderes zum Futter be- stimmtes Brachgewächs passen, und es könnte eine frühe grüne Ernte noch vorher genommen werden, wenn man den Boden möglichst benutzen wollte. Es ist wahrscheinlich, daß sein Futterertrag in Qualität und Quantität vielen anderen Futtergewächsen, besonders auf sandigem aber in Kraft erhaltenen Bo- den, nichts nachgeben würde. Indessen kenne ich keine genaue damit ange- stellete Versuche.
Es war von den Landwirthen längst bemerkt worden, daß dieser bei unsAbarten. nur durch die Kultur fortzupflanzende Klee, seiner Natur und seinem Ansehen nach, von dem bei uns wildwachsenden Wiesenklee verschieden sey, obwohl beide von den Botanikern immer für eine und dieselbe Art gehalten wurden.
Der Mais.
§. 340.
Der Mais wird im ſuͤdlichen Frankreich und in Italien auch als Futter- gewaͤchs nicht ſelten angebauet, und gruͤn verfuͤttert oder zu Heu gemacht, in dem Zeitpunkte, wo die haarichten Griffel hervortreten. Er wird gewoͤhn- lich breitwuͤrfig geſaͤet, aber nachdem er hervorgekommen iſt, wird er behackt und zugleich verduͤnnet, ſo daß er zu einem zweiten Behacken mit gelindem Anhaͤufeln weit genug von einander zu ſtehen komme. Doch wuͤrde man ihn zu dieſem Zwecke auch drillen koͤnnen, um die Hackarbeit leichter mit Inſtru- menten zu bewirken. Er wird dann an der Erde abgeſchnitten. Das Trock- nen iſt ſchwierig, aber die gruͤne Verfuͤtterung ſehr bequem.
In jenem waͤrmeren Klima bauet man ihn zu dieſem Zwecke als zweite Frucht; im unſrigen wuͤrde er nur in einem ſo warmen Sommer und Herbſt, wie 1811, zu der gehoͤrigen Staͤrke und Entwickelung gelangen, wenn man ihn in die Rockenſtoppel ſaͤete (jedoch moͤchte es in der Rappsſtoppel angehen, und mit dem kleinen Mais auf jeden Fall). Aber in der Brache oder im be- hackten Fruchtfelde, wuͤrde er ſo gut wie irgend ein anderes zum Futter be- ſtimmtes Brachgewaͤchs paſſen, und es koͤnnte eine fruͤhe gruͤne Ernte noch vorher genommen werden, wenn man den Boden moͤglichſt benutzen wollte. Es iſt wahrſcheinlich, daß ſein Futterertrag in Qualitaͤt und Quantitaͤt vielen anderen Futtergewaͤchſen, beſonders auf ſandigem aber in Kraft erhaltenen Bo- den, nichts nachgeben wuͤrde. Indeſſen kenne ich keine genaue damit ange- ſtellete Verſuche.
Es war von den Landwirthen laͤngſt bemerkt worden, daß dieſer bei unsAbarten. nur durch die Kultur fortzupflanzende Klee, ſeiner Natur und ſeinem Anſehen nach, von dem bei uns wildwachſenden Wieſenklee verſchieden ſey, obwohl beide von den Botanikern immer fuͤr eine und dieſelbe Art gehalten wurden.
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Der Mais.
§. 340.
Der Mais wird im ſuͤdlichen Frankreich und in Italien auch als Futter-
gewaͤchs nicht ſelten angebauet, und gruͤn verfuͤttert oder zu Heu gemacht,
in dem Zeitpunkte, wo die haarichten Griffel hervortreten. Er wird gewoͤhn-
lich breitwuͤrfig geſaͤet, aber nachdem er hervorgekommen iſt, wird er behackt
und zugleich verduͤnnet, ſo daß er zu einem zweiten Behacken mit gelindem
Anhaͤufeln weit genug von einander zu ſtehen komme. Doch wuͤrde man ihn
zu dieſem Zwecke auch drillen koͤnnen, um die Hackarbeit leichter mit Inſtru-
menten zu bewirken. Er wird dann an der Erde abgeſchnitten. Das Trock-
nen iſt ſchwierig, aber die gruͤne Verfuͤtterung ſehr bequem.
In jenem waͤrmeren Klima bauet man ihn zu dieſem Zwecke als zweite
Frucht; im unſrigen wuͤrde er nur in einem ſo warmen Sommer und Herbſt,
wie 1811, zu der gehoͤrigen Staͤrke und Entwickelung gelangen, wenn man
ihn in die Rockenſtoppel ſaͤete (jedoch moͤchte es in der Rappsſtoppel angehen,
und mit dem kleinen Mais auf jeden Fall). Aber in der Brache oder im be-
hackten Fruchtfelde, wuͤrde er ſo gut wie irgend ein anderes zum Futter be-
ſtimmtes Brachgewaͤchs paſſen, und es koͤnnte eine fruͤhe gruͤne Ernte noch
vorher genommen werden, wenn man den Boden moͤglichſt benutzen wollte.
Es iſt wahrſcheinlich, daß ſein Futterertrag in Qualitaͤt und Quantitaͤt vielen
anderen Futtergewaͤchſen, beſonders auf ſandigem aber in Kraft erhaltenen Bo-
den, nichts nachgeben wuͤrde. Indeſſen kenne ich keine genaue damit ange-
ſtellete Verſuche.
Die Futterkraͤuter.
Der rothe Klee (Trifolium pratense sativum), ſpaniſcher
Klee, brabanter Klee, Kopfklee.
§. 341.
Es war von den Landwirthen laͤngſt bemerkt worden, daß dieſer bei uns
nur durch die Kultur fortzupflanzende Klee, ſeiner Natur und ſeinem Anſehen
nach, von dem bei uns wildwachſenden Wieſenklee verſchieden ſey, obwohl
beide von den Botanikern immer fuͤr eine und dieſelbe Art gehalten wurden.
Abarten.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/277>, abgerufen am 30.11.2024.
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