renfeldes nach gewöhnlicher Gärtnermanier behandelt, erst gejätet und dann die Möhren durch Aufziehen verdünnt wurden, der andre Theil aber zu rechter Zeit behackt, wo dann der letztere hernach wenigstens das Dreifache gab. Dies Behacken aber erfordert Uebung und Umsicht, und macht also diesen Anbau schwierig und kostspielig.
Indessen verlohnt es sich, da man von einem Morgen Möhren auf gehö- rigem Boden dadurch 300 Scheffel und darüber ernten kann.
§. 326.
Kann man diese sorgfältige Bearbeitung nicht anwenden, so muß man mitUnter andere Früchte gesäet einem geringeren Ertrage zufrieden seyn. Dann aber ist es am rathsamsten, die Möhren unter eine andre Frucht zu säen und sie als zweite Ernte zu neh- men, wozu sie sich besonders passen, weil sie nur im Nachsommer sich auszu- breiten anfangen. Am häufigsten säet man sie unter den Mohn, der ihnen früh genug das Feld räumt, und demnächst unter den frühen Lein, der ihnen, wenn er aufgezogen ist, das Land rein und locker hinterläßt. Auch können sie der Versicherung nach über die Rockensaat gesäet werden. Es ist dann aber nöthig, daß unmittelbar nach der Aberntung desselben die Stoppel aus- gehackt und den Möhren Raum und Lockerheit verschafft werde; eine Arbeit, die mir in der geschäftsvollen Zeit nur zu versuchen zu schwierig gewesen ist. Ohne solche wird man nichts davon erhalten. Es versteht sich, daß sie, un- ter andren Gewächsen gesäet, einen um so kräftigern Boden erfordern.
§. 327.
Um Michaelis kann man ihr starkes Kraut abmähen; das Vieh frißtErnte. es aber nicht besonders gern und zieht sogar das Kartoffelkraut vor.
Die Möhren werden am besten mit einer Mistforke aufgenommen. Das Kraut wird ihnen mehrentheils mit einer Scheibe abgeschnitten; nach andren aber sollen sie sich besser halten, wenn es herausgedrehet wird. Gewiß ist es, daß die Möhren an dieser Stelle immer zuerst anfaulen, und es ist rathsam, diese Stelle erst abtrocknen und sich gewissermaßen vernarben zu lassen, ehe man sie in das Wintermagazin bringt. Auch ist es rathsam, die Möhren erst eine Zeit lang in kleinen Haufen auf dem Felde liegen und sie vom Regen abspü- len zu lassen.
Die Moͤhren.
renfeldes nach gewoͤhnlicher Gaͤrtnermanier behandelt, erſt gejaͤtet und dann die Moͤhren durch Aufziehen verduͤnnt wurden, der andre Theil aber zu rechter Zeit behackt, wo dann der letztere hernach wenigſtens das Dreifache gab. Dies Behacken aber erfordert Uebung und Umſicht, und macht alſo dieſen Anbau ſchwierig und koſtſpielig.
Indeſſen verlohnt es ſich, da man von einem Morgen Moͤhren auf gehoͤ- rigem Boden dadurch 300 Scheffel und daruͤber ernten kann.
§. 326.
Kann man dieſe ſorgfaͤltige Bearbeitung nicht anwenden, ſo muß man mitUnter andere Fruͤchte geſaͤet einem geringeren Ertrage zufrieden ſeyn. Dann aber iſt es am rathſamſten, die Moͤhren unter eine andre Frucht zu ſaͤen und ſie als zweite Ernte zu neh- men, wozu ſie ſich beſonders paſſen, weil ſie nur im Nachſommer ſich auszu- breiten anfangen. Am haͤufigſten ſaͤet man ſie unter den Mohn, der ihnen fruͤh genug das Feld raͤumt, und demnaͤchſt unter den fruͤhen Lein, der ihnen, wenn er aufgezogen iſt, das Land rein und locker hinterlaͤßt. Auch koͤnnen ſie der Verſicherung nach uͤber die Rockenſaat geſaͤet werden. Es iſt dann aber noͤthig, daß unmittelbar nach der Aberntung deſſelben die Stoppel aus- gehackt und den Moͤhren Raum und Lockerheit verſchafft werde; eine Arbeit, die mir in der geſchaͤftsvollen Zeit nur zu verſuchen zu ſchwierig geweſen iſt. Ohne ſolche wird man nichts davon erhalten. Es verſteht ſich, daß ſie, un- ter andren Gewaͤchſen geſaͤet, einen um ſo kraͤftigern Boden erfordern.
§. 327.
Um Michaelis kann man ihr ſtarkes Kraut abmaͤhen; das Vieh frißtErnte. es aber nicht beſonders gern und zieht ſogar das Kartoffelkraut vor.
Die Moͤhren werden am beſten mit einer Miſtforke aufgenommen. Das Kraut wird ihnen mehrentheils mit einer Scheibe abgeſchnitten; nach andren aber ſollen ſie ſich beſſer halten, wenn es herausgedrehet wird. Gewiß iſt es, daß die Moͤhren an dieſer Stelle immer zuerſt anfaulen, und es iſt rathſam, dieſe Stelle erſt abtrocknen und ſich gewiſſermaßen vernarben zu laſſen, ehe man ſie in das Wintermagazin bringt. Auch iſt es rathſam, die Moͤhren erſt eine Zeit lang in kleinen Haufen auf dem Felde liegen und ſie vom Regen abſpuͤ- len zu laſſen.
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Die Moͤhren.
renfeldes nach gewoͤhnlicher Gaͤrtnermanier behandelt, erſt gejaͤtet und dann
die Moͤhren durch Aufziehen verduͤnnt wurden, der andre Theil aber zu rechter
Zeit behackt, wo dann der letztere hernach wenigſtens das Dreifache gab. Dies
Behacken aber erfordert Uebung und Umſicht, und macht alſo dieſen Anbau
ſchwierig und koſtſpielig.
Indeſſen verlohnt es ſich, da man von einem Morgen Moͤhren auf gehoͤ-
rigem Boden dadurch 300 Scheffel und daruͤber ernten kann.
§. 326.
Kann man dieſe ſorgfaͤltige Bearbeitung nicht anwenden, ſo muß man mit
einem geringeren Ertrage zufrieden ſeyn. Dann aber iſt es am rathſamſten,
die Moͤhren unter eine andre Frucht zu ſaͤen und ſie als zweite Ernte zu neh-
men, wozu ſie ſich beſonders paſſen, weil ſie nur im Nachſommer ſich auszu-
breiten anfangen. Am haͤufigſten ſaͤet man ſie unter den Mohn, der ihnen fruͤh
genug das Feld raͤumt, und demnaͤchſt unter den fruͤhen Lein, der ihnen,
wenn er aufgezogen iſt, das Land rein und locker hinterlaͤßt. Auch koͤnnen
ſie der Verſicherung nach uͤber die Rockenſaat geſaͤet werden. Es iſt dann
aber noͤthig, daß unmittelbar nach der Aberntung deſſelben die Stoppel aus-
gehackt und den Moͤhren Raum und Lockerheit verſchafft werde; eine Arbeit,
die mir in der geſchaͤftsvollen Zeit nur zu verſuchen zu ſchwierig geweſen iſt.
Ohne ſolche wird man nichts davon erhalten. Es verſteht ſich, daß ſie, un-
ter andren Gewaͤchſen geſaͤet, einen um ſo kraͤftigern Boden erfordern.
Unter andere
Fruͤchte geſaͤet
§. 327.
Um Michaelis kann man ihr ſtarkes Kraut abmaͤhen; das Vieh frißt
es aber nicht beſonders gern und zieht ſogar das Kartoffelkraut vor.
Ernte.
Die Moͤhren werden am beſten mit einer Miſtforke aufgenommen. Das
Kraut wird ihnen mehrentheils mit einer Scheibe abgeſchnitten; nach andren
aber ſollen ſie ſich beſſer halten, wenn es herausgedrehet wird. Gewiß iſt es,
daß die Moͤhren an dieſer Stelle immer zuerſt anfaulen, und es iſt rathſam,
dieſe Stelle erſt abtrocknen und ſich gewiſſermaßen vernarben zu laſſen, ehe man
ſie in das Wintermagazin bringt. Auch iſt es rathſam, die Moͤhren erſt eine
Zeit lang in kleinen Haufen auf dem Felde liegen und ſie vom Regen abſpuͤ-
len zu laſſen.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/269>, abgerufen am 22.02.2025.
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