Aussaat.Die Aussaat schon hat einige Schwierigkeiten, weil der Saamen so sehr zusammenhängt. Es ist unumgänglich nöthig, daß er zuvor stark abgerieben werde, was nicht anders als mit der Hand geschehen kann; sonst würde er nur in Klumpen zusammenfallen. Aber auch nachdem dies geschehen ist, hängt er noch sehr zusammen. Man vermengt ihn am besten mit feinen Sägespänen, reibt ihn damit durcheinander und säet ihn so aus. Man nimmt 31/2 Pfund Saamen auf den Morgen; dies ist wenigstens, wenn er gut vertheilt wird, völlig zureichend.
Zur Erleichterung der Bearbeitung ist es allerdings sehr vortheilhaft, ihn in Reihen zu säen; ich habe aber immer wegen des Zusammenhängens des Saamens Schwierigkeiten dabei gefunden; die Pflänzchen standen immer klump- weise zu dicht nebeneinander, und ihre Vereinzelung war mühsam.
Der Saamen darf nur äußerst flach mit Erde bedeckt werden. Bei feuch- ter Witterung zieht er sich von selbst genug in die Erde; bei trockner Witte- rung egget man vor, säet und walzt sodann.
§. 325.
Vegetations- periode.Der Saamen läuft, besonders wenn ihn nicht eine feuchte warme Witte- rung begünstigt, spät auf, und die Pflänzchen kommen äußerst fein hervor. Der Acker ist also schon mit Unkraut überzogen, bevor man sie wahrnimmt. Das Jäten ist daher unumgänglich nothwendig.
Einige haben es durch das Eggen mit Erfolg fast erspart; es muß aber wohl ein besonders günstiger Zeitpunkt getroffen werden, um das Unkraut da- durch zu zerstören, ohne den gekeimten Pflänzchen zu nachtheilig zu werden.
Wenn die Möhren sich durch ihre krausen Blätter kennbar genug machen, so ist es zu ihrem vollkommenen Gedeihen unumgänglich nöthig, daß sie bekratzt und behackt, und dabei zugleich vereinzelt werden, und dieses Behacken muß wenigstens zweimal wiederholt werden. Zum ersten Male läßt man die Pflan- zen wohl etwas dichter stehen, zum zweiten Male aber setzt man sie in eine Entfernung von wenigstens 9 Zoll. Es ist beinahe unglaublich, wie sehr der Ertrag der Möhren hiervon abhängt. Ich habe den komparativen Versuch mehrere Male gemacht, und von andren machen sehen, daß ein Theil des Möh-
Futtergewaͤchſe.
§. 224.
Ausſaat.Die Ausſaat ſchon hat einige Schwierigkeiten, weil der Saamen ſo ſehr zuſammenhaͤngt. Es iſt unumgaͤnglich noͤthig, daß er zuvor ſtark abgerieben werde, was nicht anders als mit der Hand geſchehen kann; ſonſt wuͤrde er nur in Klumpen zuſammenfallen. Aber auch nachdem dies geſchehen iſt, haͤngt er noch ſehr zuſammen. Man vermengt ihn am beſten mit feinen Saͤgeſpaͤnen, reibt ihn damit durcheinander und ſaͤet ihn ſo aus. Man nimmt 3½ Pfund Saamen auf den Morgen; dies iſt wenigſtens, wenn er gut vertheilt wird, voͤllig zureichend.
Zur Erleichterung der Bearbeitung iſt es allerdings ſehr vortheilhaft, ihn in Reihen zu ſaͤen; ich habe aber immer wegen des Zuſammenhaͤngens des Saamens Schwierigkeiten dabei gefunden; die Pflaͤnzchen ſtanden immer klump- weiſe zu dicht nebeneinander, und ihre Vereinzelung war muͤhſam.
Der Saamen darf nur aͤußerſt flach mit Erde bedeckt werden. Bei feuch- ter Witterung zieht er ſich von ſelbſt genug in die Erde; bei trockner Witte- rung egget man vor, ſaͤet und walzt ſodann.
§. 325.
Vegetations- periode.Der Saamen laͤuft, beſonders wenn ihn nicht eine feuchte warme Witte- rung beguͤnſtigt, ſpaͤt auf, und die Pflaͤnzchen kommen aͤußerſt fein hervor. Der Acker iſt alſo ſchon mit Unkraut uͤberzogen, bevor man ſie wahrnimmt. Das Jaͤten iſt daher unumgaͤnglich nothwendig.
Einige haben es durch das Eggen mit Erfolg faſt erſpart; es muß aber wohl ein beſonders guͤnſtiger Zeitpunkt getroffen werden, um das Unkraut da- durch zu zerſtoͤren, ohne den gekeimten Pflaͤnzchen zu nachtheilig zu werden.
Wenn die Moͤhren ſich durch ihre krauſen Blaͤtter kennbar genug machen, ſo iſt es zu ihrem vollkommenen Gedeihen unumgaͤnglich noͤthig, daß ſie bekratzt und behackt, und dabei zugleich vereinzelt werden, und dieſes Behacken muß wenigſtens zweimal wiederholt werden. Zum erſten Male laͤßt man die Pflan- zen wohl etwas dichter ſtehen, zum zweiten Male aber ſetzt man ſie in eine Entfernung von wenigſtens 9 Zoll. Es iſt beinahe unglaublich, wie ſehr der Ertrag der Moͤhren hiervon abhaͤngt. Ich habe den komparativen Verſuch mehrere Male gemacht, und von andren machen ſehen, daß ein Theil des Moͤh-
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Futtergewaͤchſe.
§. 224.
Die Ausſaat ſchon hat einige Schwierigkeiten, weil der Saamen ſo ſehr
zuſammenhaͤngt. Es iſt unumgaͤnglich noͤthig, daß er zuvor ſtark abgerieben
werde, was nicht anders als mit der Hand geſchehen kann; ſonſt wuͤrde er nur
in Klumpen zuſammenfallen. Aber auch nachdem dies geſchehen iſt, haͤngt er
noch ſehr zuſammen. Man vermengt ihn am beſten mit feinen Saͤgeſpaͤnen,
reibt ihn damit durcheinander und ſaͤet ihn ſo aus. Man nimmt 3½ Pfund
Saamen auf den Morgen; dies iſt wenigſtens, wenn er gut vertheilt wird,
voͤllig zureichend.
Ausſaat.
Zur Erleichterung der Bearbeitung iſt es allerdings ſehr vortheilhaft, ihn
in Reihen zu ſaͤen; ich habe aber immer wegen des Zuſammenhaͤngens des
Saamens Schwierigkeiten dabei gefunden; die Pflaͤnzchen ſtanden immer klump-
weiſe zu dicht nebeneinander, und ihre Vereinzelung war muͤhſam.
Der Saamen darf nur aͤußerſt flach mit Erde bedeckt werden. Bei feuch-
ter Witterung zieht er ſich von ſelbſt genug in die Erde; bei trockner Witte-
rung egget man vor, ſaͤet und walzt ſodann.
§. 325.
Der Saamen laͤuft, beſonders wenn ihn nicht eine feuchte warme Witte-
rung beguͤnſtigt, ſpaͤt auf, und die Pflaͤnzchen kommen aͤußerſt fein hervor.
Der Acker iſt alſo ſchon mit Unkraut uͤberzogen, bevor man ſie wahrnimmt.
Das Jaͤten iſt daher unumgaͤnglich nothwendig.
Vegetations-
periode.
Einige haben es durch das Eggen mit Erfolg faſt erſpart; es muß aber
wohl ein beſonders guͤnſtiger Zeitpunkt getroffen werden, um das Unkraut da-
durch zu zerſtoͤren, ohne den gekeimten Pflaͤnzchen zu nachtheilig zu werden.
Wenn die Moͤhren ſich durch ihre krauſen Blaͤtter kennbar genug machen,
ſo iſt es zu ihrem vollkommenen Gedeihen unumgaͤnglich noͤthig, daß ſie bekratzt
und behackt, und dabei zugleich vereinzelt werden, und dieſes Behacken muß
wenigſtens zweimal wiederholt werden. Zum erſten Male laͤßt man die Pflan-
zen wohl etwas dichter ſtehen, zum zweiten Male aber ſetzt man ſie in eine
Entfernung von wenigſtens 9 Zoll. Es iſt beinahe unglaublich, wie ſehr der
Ertrag der Moͤhren hiervon abhaͤngt. Ich habe den komparativen Verſuch
mehrere Male gemacht, und von andren machen ſehen, daß ein Theil des Moͤh-
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/268>, abgerufen am 29.11.2024.
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