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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futtergewächse.
Der Kopfkohl oder das Kopfkraut,
Brassica oleracea capitata,
§. 314.

Abarten.auch Weißkohl oder Weißkraut genannt, hat wieder mannigfaltige Unterab-
arten. Ich erwähne hier nicht der im Garten gebaueten mannigfaltigen Arten,
die unter dem Namen des Wirsing-Wörschkohls, Savoyer-Kohls, u. s. f. be-
kannt sind, sondern nur des gewöhnlichern glatteren Kohls. Auch dieser ist sei-
ner Farbe, seiner Form und Größe nach sehr verschieden. Er ist weiß und roth
oder gemengt von beiden Farben; er ist plattgedrückt oder läuft oben spitz zu,
weswegen man diesen Zuckerhutskohl nennt. Man hat Kohlarten, die auf
gehörigem Boden und bei sorgfältiger Behandlung Köpfe von 20 bis 30 Pfd.
machen, und zuweilen sogar, der Versicherung nach, zu 80 Pfd. gekommen sind.
Andre Arten, und insbesondere der spitze Kohl wird in der Regel nur 3 bis 4 Pfd.
schwer, erreicht jedoch mit einzelnen Köpfen auch wohl 6 bis 7 Pfd. Jene gro-
ßen Kohlarten halten manche für etwas höchst vortheilhaftes, und begreifen kaum,
warum die meisten Kohlbauer bei dem kleinen Kohl bleiben. Wer dagegen beide
aus Erfahrung kennt, und die Sache gehörig überlegt, wird dem kleinen Kohl
entschieden den Vorzug geben. Zu dem großen Kohl wird nicht nur ein höchst
kraftvoller Boden erfordert, sondern er kann auch nur, der sehr große auf 4 Fuß
Entfernung, der kleinere auf 3 Fuß, gepflanzt werden. Es kommen also 16, oder
gar nur 9 Pflanzen auf eine Quadratruthe. Der kleine, besonders spitze Kohl
wird am besten in Reihen von 2 Fuß Entfernung, und in diese von 11/2 Fuß ge-
setzt, so daß 54 Pflanzen auf die Quadratruthe kommen. Er gelangt sicherer
zu seiner Vollkommenheit, wenn jener oft fladdrig bleibt; er wird dichter und
läßt sich besser aufbewahren. Da die Kohlpflanzen auch bei der besten Behand-
lung, wenn sie schon in vollem Wachsthume stehen, der Zerstörung durch die
Larve des Maikäfers und den Reitwurm ausgesetzt sind, so bleibt ein großer Raum
unbenutzt, wenn von den großen Pflanzen eine oder die andre ausgeht, wogegen
dies bei dem enger gepflanzten kleinen Kohl kaum bemerklich ist.


§. 315.
Futtergewaͤchſe.
Der Kopfkohl oder das Kopfkraut,
Brassica oleracea capitata,
§. 314.

Abarten.auch Weißkohl oder Weißkraut genannt, hat wieder mannigfaltige Unterab-
arten. Ich erwaͤhne hier nicht der im Garten gebaueten mannigfaltigen Arten,
die unter dem Namen des Wirſing-Woͤrſchkohls, Savoyer-Kohls, u. ſ. f. be-
kannt ſind, ſondern nur des gewoͤhnlichern glatteren Kohls. Auch dieſer iſt ſei-
ner Farbe, ſeiner Form und Groͤße nach ſehr verſchieden. Er iſt weiß und roth
oder gemengt von beiden Farben; er iſt plattgedruͤckt oder laͤuft oben ſpitz zu,
weswegen man dieſen Zuckerhutskohl nennt. Man hat Kohlarten, die auf
gehoͤrigem Boden und bei ſorgfaͤltiger Behandlung Koͤpfe von 20 bis 30 Pfd.
machen, und zuweilen ſogar, der Verſicherung nach, zu 80 Pfd. gekommen ſind.
Andre Arten, und insbeſondere der ſpitze Kohl wird in der Regel nur 3 bis 4 Pfd.
ſchwer, erreicht jedoch mit einzelnen Koͤpfen auch wohl 6 bis 7 Pfd. Jene gro-
ßen Kohlarten halten manche fuͤr etwas hoͤchſt vortheilhaftes, und begreifen kaum,
warum die meiſten Kohlbauer bei dem kleinen Kohl bleiben. Wer dagegen beide
aus Erfahrung kennt, und die Sache gehoͤrig uͤberlegt, wird dem kleinen Kohl
entſchieden den Vorzug geben. Zu dem großen Kohl wird nicht nur ein hoͤchſt
kraftvoller Boden erfordert, ſondern er kann auch nur, der ſehr große auf 4 Fuß
Entfernung, der kleinere auf 3 Fuß, gepflanzt werden. Es kommen alſo 16, oder
gar nur 9 Pflanzen auf eine Quadratruthe. Der kleine, beſonders ſpitze Kohl
wird am beſten in Reihen von 2 Fuß Entfernung, und in dieſe von 1½ Fuß ge-
ſetzt, ſo daß 54 Pflanzen auf die Quadratruthe kommen. Er gelangt ſicherer
zu ſeiner Vollkommenheit, wenn jener oft fladdrig bleibt; er wird dichter und
laͤßt ſich beſſer aufbewahren. Da die Kohlpflanzen auch bei der beſten Behand-
lung, wenn ſie ſchon in vollem Wachsthume ſtehen, der Zerſtoͤrung durch die
Larve des Maikaͤfers und den Reitwurm ausgeſetzt ſind, ſo bleibt ein großer Raum
unbenutzt, wenn von den großen Pflanzen eine oder die andre ausgeht, wogegen
dies bei dem enger gepflanzten kleinen Kohl kaum bemerklich iſt.


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[240/0264] Futtergewaͤchſe. Der Kopfkohl oder das Kopfkraut, Brassica oleracea capitata, §. 314. auch Weißkohl oder Weißkraut genannt, hat wieder mannigfaltige Unterab- arten. Ich erwaͤhne hier nicht der im Garten gebaueten mannigfaltigen Arten, die unter dem Namen des Wirſing-Woͤrſchkohls, Savoyer-Kohls, u. ſ. f. be- kannt ſind, ſondern nur des gewoͤhnlichern glatteren Kohls. Auch dieſer iſt ſei- ner Farbe, ſeiner Form und Groͤße nach ſehr verſchieden. Er iſt weiß und roth oder gemengt von beiden Farben; er iſt plattgedruͤckt oder laͤuft oben ſpitz zu, weswegen man dieſen Zuckerhutskohl nennt. Man hat Kohlarten, die auf gehoͤrigem Boden und bei ſorgfaͤltiger Behandlung Koͤpfe von 20 bis 30 Pfd. machen, und zuweilen ſogar, der Verſicherung nach, zu 80 Pfd. gekommen ſind. Andre Arten, und insbeſondere der ſpitze Kohl wird in der Regel nur 3 bis 4 Pfd. ſchwer, erreicht jedoch mit einzelnen Koͤpfen auch wohl 6 bis 7 Pfd. Jene gro- ßen Kohlarten halten manche fuͤr etwas hoͤchſt vortheilhaftes, und begreifen kaum, warum die meiſten Kohlbauer bei dem kleinen Kohl bleiben. Wer dagegen beide aus Erfahrung kennt, und die Sache gehoͤrig uͤberlegt, wird dem kleinen Kohl entſchieden den Vorzug geben. Zu dem großen Kohl wird nicht nur ein hoͤchſt kraftvoller Boden erfordert, ſondern er kann auch nur, der ſehr große auf 4 Fuß Entfernung, der kleinere auf 3 Fuß, gepflanzt werden. Es kommen alſo 16, oder gar nur 9 Pflanzen auf eine Quadratruthe. Der kleine, beſonders ſpitze Kohl wird am beſten in Reihen von 2 Fuß Entfernung, und in dieſe von 1½ Fuß ge- ſetzt, ſo daß 54 Pflanzen auf die Quadratruthe kommen. Er gelangt ſicherer zu ſeiner Vollkommenheit, wenn jener oft fladdrig bleibt; er wird dichter und laͤßt ſich beſſer aufbewahren. Da die Kohlpflanzen auch bei der beſten Behand- lung, wenn ſie ſchon in vollem Wachsthume ſtehen, der Zerſtoͤrung durch die Larve des Maikaͤfers und den Reitwurm ausgeſetzt ſind, ſo bleibt ein großer Raum unbenutzt, wenn von den großen Pflanzen eine oder die andre ausgeht, wogegen dies bei dem enger gepflanzten kleinen Kohl kaum bemerklich iſt. Abarten. §. 315.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/264>, abgerufen am 23.11.2024.