man aber doch die Brache, wenn man sie überhaupt nutzen will, mit anderen Ge- wächsen vortheilhafter benutzen kann, so kommen sie nicht häufig vor.
§. 297.
Mehr werden in Deutschland die Stoppelrüben gebauet. Allgemein ist die-Stoppelrü- ben. ser Bau in den westlichen Gegenden Deutschlands, seit alten Zeiten nach dem Rheine zu. Er nimmt immer ab, und verschwindet fast gänzlich diesseits der Elbe. Das Klima hat nicht Schuld, die Ernte ist hier nicht merklich später wie dort, auch tritt der Winter nicht früher ein. Und dennoch ist jener Bau höchst vor- theilhaft, und eine Hauptstütze der Wirthschaften in jenen Gegenden! Warum bauet man sie also bei uns nicht mehr? -- Die Hauptursache ist wohl die, daß in den hiesigen großen Wirthschaften das Gedränge der Geschäfte in der Ernte zu stark ist, um gleich nach der ersten Rockenernte an die Umbrechung der Stop- pel denken zu können, was doch eine nothwendige Bedingung dieses Baues ist. Für große Wirthschaften ist bei uns in der Regel der Werth des Bodens ge- ringer, als die Kosten der Arbeit. Und da die Stoppelrüben doch auch Bear- beitung erfordern, wenn sie gerathen sollen, so bauet man besser Brachrüben, die sicherer sind, und deren Bearbeitung in eine bequemerr Zeit fällt. Unsre kleinen Wirthschaften sind dagegen bisher zu ärmlich, um sich diese Anstrengung zu ge- ben. Und überdem fehlt es an Beispielen dieses für kleine Wirhschaften mehr an- gemessenen Baues.
§. 298.
Die Rüben verlangen einen lehmigen Sandboden, der aber in Kraft stehetBoden und Bestellung. und nicht zu dürre liegt, jedoch auch keiner zu großen Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Zu den Stoppelrüben -- denn von diesen rede ich jetzt nur -- wird der Acker, sobald der Rocken vom Halme ist, flach umgebrochen. Man wartet oft nicht bis er eingefahren woaden, sondern pflügt zwischen den Haufen durch. Es wird dann scharf geegget, und die ausgeeggete Stoppel zusammen geharkt und ver- brannt. Kann man irgend einen Dünger geben, so thut man es, und wenn der Rocken nicht in Dünger gesäet wäre, so ist es unumgänglich nöthig. Dann wird bald darauf zum zweitenmale tiefer gepflügt, mit der Egge vorgezogen, der Saamen zu 1 bis 11/2 Pfd. per Morgen vorsichtig ausgesäet, wieder scharf ge- egget und gewalzt. Zuweilen werden jedoch die Rüben auf die erste Furche ge-
Vierter Theil. G g
Die Saatruͤben.
man aber doch die Brache, wenn man ſie uͤberhaupt nutzen will, mit anderen Ge- waͤchſen vortheilhafter benutzen kann, ſo kommen ſie nicht haͤufig vor.
§. 297.
Mehr werden in Deutſchland die Stoppelruͤben gebauet. Allgemein iſt die-Stoppelruͤ- ben. ſer Bau in den weſtlichen Gegenden Deutſchlands, ſeit alten Zeiten nach dem Rheine zu. Er nimmt immer ab, und verſchwindet faſt gaͤnzlich dieſſeits der Elbe. Das Klima hat nicht Schuld, die Ernte iſt hier nicht merklich ſpaͤter wie dort, auch tritt der Winter nicht fruͤher ein. Und dennoch iſt jener Bau hoͤchſt vor- theilhaft, und eine Hauptſtuͤtze der Wirthſchaften in jenen Gegenden! Warum bauet man ſie alſo bei uns nicht mehr? — Die Haupturſache iſt wohl die, daß in den hieſigen großen Wirthſchaften das Gedraͤnge der Geſchaͤfte in der Ernte zu ſtark iſt, um gleich nach der erſten Rockenernte an die Umbrechung der Stop- pel denken zu koͤnnen, was doch eine nothwendige Bedingung dieſes Baues iſt. Fuͤr große Wirthſchaften iſt bei uns in der Regel der Werth des Bodens ge- ringer, als die Koſten der Arbeit. Und da die Stoppelruͤben doch auch Bear- beitung erfordern, wenn ſie gerathen ſollen, ſo bauet man beſſer Brachruͤben, die ſicherer ſind, und deren Bearbeitung in eine bequemerr Zeit faͤllt. Unſre kleinen Wirthſchaften ſind dagegen bisher zu aͤrmlich, um ſich dieſe Anſtrengung zu ge- ben. Und uͤberdem fehlt es an Beiſpielen dieſes fuͤr kleine Wirhſchaften mehr an- gemeſſenen Baues.
§. 298.
Die Ruͤben verlangen einen lehmigen Sandboden, der aber in Kraft ſtehetBoden und Beſtellung. und nicht zu duͤrre liegt, jedoch auch keiner zu großen Feuchtigkeit ausgeſetzt iſt. Zu den Stoppelruͤben — denn von dieſen rede ich jetzt nur — wird der Acker, ſobald der Rocken vom Halme iſt, flach umgebrochen. Man wartet oft nicht bis er eingefahren woaden, ſondern pfluͤgt zwiſchen den Haufen durch. Es wird dann ſcharf geegget, und die ausgeeggete Stoppel zuſammen geharkt und ver- brannt. Kann man irgend einen Duͤnger geben, ſo thut man es, und wenn der Rocken nicht in Duͤnger geſaͤet waͤre, ſo iſt es unumgaͤnglich noͤthig. Dann wird bald darauf zum zweitenmale tiefer gepfluͤgt, mit der Egge vorgezogen, der Saamen zu 1 bis 1½ Pfd. per Morgen vorſichtig ausgeſaͤet, wieder ſcharf ge- egget und gewalzt. Zuweilen werden jedoch die Ruͤben auf die erſte Furche ge-
Vierter Theil. G g
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Die Saatruͤben.
man aber doch die Brache, wenn man ſie uͤberhaupt nutzen will, mit anderen Ge-
waͤchſen vortheilhafter benutzen kann, ſo kommen ſie nicht haͤufig vor.
§. 297.
Mehr werden in Deutſchland die Stoppelruͤben gebauet. Allgemein iſt die-
ſer Bau in den weſtlichen Gegenden Deutſchlands, ſeit alten Zeiten nach dem
Rheine zu. Er nimmt immer ab, und verſchwindet faſt gaͤnzlich dieſſeits der Elbe.
Das Klima hat nicht Schuld, die Ernte iſt hier nicht merklich ſpaͤter wie dort,
auch tritt der Winter nicht fruͤher ein. Und dennoch iſt jener Bau hoͤchſt vor-
theilhaft, und eine Hauptſtuͤtze der Wirthſchaften in jenen Gegenden! Warum
bauet man ſie alſo bei uns nicht mehr? — Die Haupturſache iſt wohl die, daß
in den hieſigen großen Wirthſchaften das Gedraͤnge der Geſchaͤfte in der Ernte
zu ſtark iſt, um gleich nach der erſten Rockenernte an die Umbrechung der Stop-
pel denken zu koͤnnen, was doch eine nothwendige Bedingung dieſes Baues iſt.
Fuͤr große Wirthſchaften iſt bei uns in der Regel der Werth des Bodens ge-
ringer, als die Koſten der Arbeit. Und da die Stoppelruͤben doch auch Bear-
beitung erfordern, wenn ſie gerathen ſollen, ſo bauet man beſſer Brachruͤben, die
ſicherer ſind, und deren Bearbeitung in eine bequemerr Zeit faͤllt. Unſre kleinen
Wirthſchaften ſind dagegen bisher zu aͤrmlich, um ſich dieſe Anſtrengung zu ge-
ben. Und uͤberdem fehlt es an Beiſpielen dieſes fuͤr kleine Wirhſchaften mehr an-
gemeſſenen Baues.
Stoppelruͤ-
ben.
§. 298.
Die Ruͤben verlangen einen lehmigen Sandboden, der aber in Kraft ſtehet
und nicht zu duͤrre liegt, jedoch auch keiner zu großen Feuchtigkeit ausgeſetzt iſt.
Zu den Stoppelruͤben — denn von dieſen rede ich jetzt nur — wird der Acker,
ſobald der Rocken vom Halme iſt, flach umgebrochen. Man wartet oft nicht
bis er eingefahren woaden, ſondern pfluͤgt zwiſchen den Haufen durch. Es wird
dann ſcharf geegget, und die ausgeeggete Stoppel zuſammen geharkt und ver-
brannt. Kann man irgend einen Duͤnger geben, ſo thut man es, und wenn der
Rocken nicht in Duͤnger geſaͤet waͤre, ſo iſt es unumgaͤnglich noͤthig. Dann
wird bald darauf zum zweitenmale tiefer gepfluͤgt, mit der Egge vorgezogen, der
Saamen zu 1 bis 1½ Pfd. per Morgen vorſichtig ausgeſaͤet, wieder ſcharf ge-
egget und gewalzt. Zuweilen werden jedoch die Ruͤben auf die erſte Furche ge-
Boden und
Beſtellung.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/257>, abgerufen am 28.11.2024.
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