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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futtergewächse.
ter Theile in ihnen annehmen, und sie werden sich gegen das Heu etwa wie 10 zu
46, gegen die Kartoffeln wie 20 zu 46 verhalten. Jedoch sind sie wegen ihres
vielen Zuckerstoffs dem Vieh vorzüglich angenehm und gedeihlich, wirken bei den
Kühen besonders auf Erzeugung der Milch, der sie einen angenehmen Geschmack ge-
ben, und scheinen mit Kartoffeln zugleich gefüttert, die Milch besonders zu verbessern.

Dies Gewächs hat den Vorzug, daß es fast von keinem Insekte angegrif-
fen wird.

§. 293.

Der Anbau
der Runkel-
rübe zur Zuk-
kerbereitung.
Da der Anbau der Rüben zur Zuckerbereitung in unsren Tagen so viele Auf-
merksamkeit erregt, so füge ich noch einige darauf besonders Bezug habende Be-
merkungen hinzu:

Man wählt dazu vorzüglich die ganz weiße, nächst dieser die gelbe und am
wenigsten die röthliche Art, weil jene reichhaltiger an Zuckerstoff befunden wor-
den. Sie geben aber im Ganzen einen weit geringern Ertrag wie die mehr röth-
liche Art. Wenn also die Zuckerabscheidung bei ihnen leichter ist, so wird die rohe
Produktion dagegen geringer, und der Landwirth kann sie nicht für einen gleichen
Preis bauen. Ferner ist es der Zuckererzeugung nachtheilig, wenn sie in einem
sehr reichen und mit Düngertheilen stark angefüllten Boden, der zur Salpeterer-
zeugung geneigt ist, gebauet werden, weil sie alsdann viel Salpeter und weniger
Zuckerstoff enthalten. Endlich will man, daß die Rüben gegen die Einwirkung des
Lichts gesichert seyn sollen: sie müssen daher mit Erde bedeckt seyn, und die aus
dem Boden hervorwachsende Art ist am wenigsten dazu geeignet. Sie müssen mög-
lichst dicht bei einander stehen, wodurch die Bearbeitung sehr erschwert wird, und
der Ertrag sich ohne Zweifel vermindert. Sie dürfen endlich vor dem Aufneh-
men nicht abgeblattet werden, sondern man muß ihnen die Blätter zur Decke las-
sen, welches für manche Landwirthe eine große Aufopferung zu seyn scheint.

Nach den auf große Versuche angestellten Berechnungen darf der Ctr. roher
Rüben nicht über 6 gr. kommen, wenn die Zuckerbereitung vortheilhaft bleiben
soll. Zu diesem Preise kann sie der Landwirth vortheilhaft bauen, da wo er frem-
den Dünger, sollte er auch das Fuder mit 2 rthlr. bezahlen, ankaufen kann. Wo
dieses aber nicht statt findet, wird er, die Sache im Großen zu betreiben, Be-
denken finden, weil die Runkelrübe allerdings einige Dungkraft verzehrt, und beim

Futtergewaͤchſe.
ter Theile in ihnen annehmen, und ſie werden ſich gegen das Heu etwa wie 10 zu
46, gegen die Kartoffeln wie 20 zu 46 verhalten. Jedoch ſind ſie wegen ihres
vielen Zuckerſtoffs dem Vieh vorzuͤglich angenehm und gedeihlich, wirken bei den
Kuͤhen beſonders auf Erzeugung der Milch, der ſie einen angenehmen Geſchmack ge-
ben, und ſcheinen mit Kartoffeln zugleich gefuͤttert, die Milch beſonders zu verbeſſern.

Dies Gewaͤchs hat den Vorzug, daß es faſt von keinem Inſekte angegrif-
fen wird.

§. 293.

Der Anbau
der Runkel-
ruͤbe zur Zuk-
kerbereitung.
Da der Anbau der Ruͤben zur Zuckerbereitung in unſren Tagen ſo viele Auf-
merkſamkeit erregt, ſo fuͤge ich noch einige darauf beſonders Bezug habende Be-
merkungen hinzu:

Man waͤhlt dazu vorzuͤglich die ganz weiße, naͤchſt dieſer die gelbe und am
wenigſten die roͤthliche Art, weil jene reichhaltiger an Zuckerſtoff befunden wor-
den. Sie geben aber im Ganzen einen weit geringern Ertrag wie die mehr roͤth-
liche Art. Wenn alſo die Zuckerabſcheidung bei ihnen leichter iſt, ſo wird die rohe
Produktion dagegen geringer, und der Landwirth kann ſie nicht fuͤr einen gleichen
Preis bauen. Ferner iſt es der Zuckererzeugung nachtheilig, wenn ſie in einem
ſehr reichen und mit Duͤngertheilen ſtark angefuͤllten Boden, der zur Salpeterer-
zeugung geneigt iſt, gebauet werden, weil ſie alsdann viel Salpeter und weniger
Zuckerſtoff enthalten. Endlich will man, daß die Ruͤben gegen die Einwirkung des
Lichts geſichert ſeyn ſollen: ſie muͤſſen daher mit Erde bedeckt ſeyn, und die aus
dem Boden hervorwachſende Art iſt am wenigſten dazu geeignet. Sie muͤſſen moͤg-
lichſt dicht bei einander ſtehen, wodurch die Bearbeitung ſehr erſchwert wird, und
der Ertrag ſich ohne Zweifel vermindert. Sie duͤrfen endlich vor dem Aufneh-
men nicht abgeblattet werden, ſondern man muß ihnen die Blaͤtter zur Decke laſ-
ſen, welches fuͤr manche Landwirthe eine große Aufopferung zu ſeyn ſcheint.

Nach den auf große Verſuche angeſtellten Berechnungen darf der Ctr. roher
Ruͤben nicht uͤber 6 gr. kommen, wenn die Zuckerbereitung vortheilhaft bleiben
ſoll. Zu dieſem Preiſe kann ſie der Landwirth vortheilhaft bauen, da wo er frem-
den Duͤnger, ſollte er auch das Fuder mit 2 rthlr. bezahlen, ankaufen kann. Wo
dieſes aber nicht ſtatt findet, wird er, die Sache im Großen zu betreiben, Be-
denken finden, weil die Runkelruͤbe allerdings einige Dungkraft verzehrt, und beim

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[230/0254] Futtergewaͤchſe. ter Theile in ihnen annehmen, und ſie werden ſich gegen das Heu etwa wie 10 zu 46, gegen die Kartoffeln wie 20 zu 46 verhalten. Jedoch ſind ſie wegen ihres vielen Zuckerſtoffs dem Vieh vorzuͤglich angenehm und gedeihlich, wirken bei den Kuͤhen beſonders auf Erzeugung der Milch, der ſie einen angenehmen Geſchmack ge- ben, und ſcheinen mit Kartoffeln zugleich gefuͤttert, die Milch beſonders zu verbeſſern. Dies Gewaͤchs hat den Vorzug, daß es faſt von keinem Inſekte angegrif- fen wird. §. 293. Da der Anbau der Ruͤben zur Zuckerbereitung in unſren Tagen ſo viele Auf- merkſamkeit erregt, ſo fuͤge ich noch einige darauf beſonders Bezug habende Be- merkungen hinzu: Der Anbau der Runkel- ruͤbe zur Zuk- kerbereitung. Man waͤhlt dazu vorzuͤglich die ganz weiße, naͤchſt dieſer die gelbe und am wenigſten die roͤthliche Art, weil jene reichhaltiger an Zuckerſtoff befunden wor- den. Sie geben aber im Ganzen einen weit geringern Ertrag wie die mehr roͤth- liche Art. Wenn alſo die Zuckerabſcheidung bei ihnen leichter iſt, ſo wird die rohe Produktion dagegen geringer, und der Landwirth kann ſie nicht fuͤr einen gleichen Preis bauen. Ferner iſt es der Zuckererzeugung nachtheilig, wenn ſie in einem ſehr reichen und mit Duͤngertheilen ſtark angefuͤllten Boden, der zur Salpeterer- zeugung geneigt iſt, gebauet werden, weil ſie alsdann viel Salpeter und weniger Zuckerſtoff enthalten. Endlich will man, daß die Ruͤben gegen die Einwirkung des Lichts geſichert ſeyn ſollen: ſie muͤſſen daher mit Erde bedeckt ſeyn, und die aus dem Boden hervorwachſende Art iſt am wenigſten dazu geeignet. Sie muͤſſen moͤg- lichſt dicht bei einander ſtehen, wodurch die Bearbeitung ſehr erſchwert wird, und der Ertrag ſich ohne Zweifel vermindert. Sie duͤrfen endlich vor dem Aufneh- men nicht abgeblattet werden, ſondern man muß ihnen die Blaͤtter zur Decke laſ- ſen, welches fuͤr manche Landwirthe eine große Aufopferung zu ſeyn ſcheint. Nach den auf große Verſuche angeſtellten Berechnungen darf der Ctr. roher Ruͤben nicht uͤber 6 gr. kommen, wenn die Zuckerbereitung vortheilhaft bleiben ſoll. Zu dieſem Preiſe kann ſie der Landwirth vortheilhaft bauen, da wo er frem- den Duͤnger, ſollte er auch das Fuder mit 2 rthlr. bezahlen, ankaufen kann. Wo dieſes aber nicht ſtatt findet, wird er, die Sache im Großen zu betreiben, Be- denken finden, weil die Runkelruͤbe allerdings einige Dungkraft verzehrt, und beim

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/254>, abgerufen am 27.11.2024.