Ist der Boden nicht an sich locker, so muß oft, wenigstens vier Mal,Bestellung. schnell hintereinander und tief, dazu gepflügt werden.
Auf feuchtem Boden ist ihm der hitzigere Schaaf- und Pferdemist am zuträglichsten. Wenn man ihn aber auf trocknerem Boden bauen wollte, würde er zergangenen Rindviehmist in starker Masse verlangen.
Er wird von der Mitte Aprils bis Ende Mays auf die frische Pflug- furche gesäet, zu 1 bis 11/2 Schfl. auf den Morgen, je nachdem man ihn grö- ber und stärker oder feiner haben will. Man nimmt gern eine feuchte Wit- terung wahr, und egget ihn dann ein. Vom Hanf hält man den Saamen des vorigen Jahres besser, wie ältern, und wechselt nicht damit.
§. 236.
Er gehet schnell auf, wächst äußerst geschwind in die Höhe, so daß erVegetation. bald das Land beschattet, allem Unkraute zuvorkommt, und des Jätens oder Behackens selten bedarf. Hierin besteht ein großer Vortheil seines Anbaues gegen den Leinbau. Nur der sogenannte Hanftödter, Orobanche major und ramosa, wächst unter ihn an einigen Orten auf, und ist im Stande ihn völ- lig zu zerstören. An andern Orten findet er sich gar nicht.
In der Regel aber wird der männliche Hanf, nachdem er größtentheils abgestäubet hat, und seine Spitzen gelb zu werden anfangen, ausgezogen, wel- ches man Fimmeln nennt. Gewöhnlich tritt der Zeitpunkt dazu Ende July oder Anfangs Augusts, also bei den dringendsten Erntegeschäften ein, welches die Sache beschwerlich macht, da sie viele Zeit wegnimmt. Dieser Hanf giebt aber, jetzt aufgezogen, das feinste Gespinnst, und man unterläßt es deshalb ungern. Auch bekommen die stehend bleibenden weiblichen Pflanzen mehr Raum, um zu erstarken und mehreren Saamen auszubilden.
Die übrige Ernte und die Bereitung des Hanfes kommt der des Flach- ses ziemlich gleich. Doch hat man mehrere abweichende Methoden, die man in allen Anweisungen zum Hanfbau, in landwirthschaftlichen Handbüchern und besondern Schriften darüber, neuerlichst auch in Kählers schätzbarem Handbuche für Landwirthe (Berlin, Realschulbuchhandlung.) findet.
Der Hanf.
§. 235.
Iſt der Boden nicht an ſich locker, ſo muß oft, wenigſtens vier Mal,Beſtellung. ſchnell hintereinander und tief, dazu gepfluͤgt werden.
Auf feuchtem Boden iſt ihm der hitzigere Schaaf- und Pferdemiſt am zutraͤglichſten. Wenn man ihn aber auf trocknerem Boden bauen wollte, wuͤrde er zergangenen Rindviehmiſt in ſtarker Maſſe verlangen.
Er wird von der Mitte Aprils bis Ende Mays auf die friſche Pflug- furche geſaͤet, zu 1 bis 1½ Schfl. auf den Morgen, je nachdem man ihn groͤ- ber und ſtaͤrker oder feiner haben will. Man nimmt gern eine feuchte Wit- terung wahr, und egget ihn dann ein. Vom Hanf haͤlt man den Saamen des vorigen Jahres beſſer, wie aͤltern, und wechſelt nicht damit.
§. 236.
Er gehet ſchnell auf, waͤchſt aͤußerſt geſchwind in die Hoͤhe, ſo daß erVegetation. bald das Land beſchattet, allem Unkraute zuvorkommt, und des Jaͤtens oder Behackens ſelten bedarf. Hierin beſteht ein großer Vortheil ſeines Anbaues gegen den Leinbau. Nur der ſogenannte Hanftoͤdter, Orobanche major und ramosa, waͤchſt unter ihn an einigen Orten auf, und iſt im Stande ihn voͤl- lig zu zerſtoͤren. An andern Orten findet er ſich gar nicht.
In der Regel aber wird der maͤnnliche Hanf, nachdem er groͤßtentheils abgeſtaͤubet hat, und ſeine Spitzen gelb zu werden anfangen, ausgezogen, wel- ches man Fimmeln nennt. Gewoͤhnlich tritt der Zeitpunkt dazu Ende July oder Anfangs Auguſts, alſo bei den dringendſten Erntegeſchaͤften ein, welches die Sache beſchwerlich macht, da ſie viele Zeit wegnimmt. Dieſer Hanf giebt aber, jetzt aufgezogen, das feinſte Geſpinnſt, und man unterlaͤßt es deshalb ungern. Auch bekommen die ſtehend bleibenden weiblichen Pflanzen mehr Raum, um zu erſtarken und mehreren Saamen auszubilden.
Die uͤbrige Ernte und die Bereitung des Hanfes kommt der des Flach- ſes ziemlich gleich. Doch hat man mehrere abweichende Methoden, die man in allen Anweiſungen zum Hanfbau, in landwirthſchaftlichen Handbuͤchern und beſondern Schriften daruͤber, neuerlichſt auch in Kaͤhlers ſchaͤtzbarem Handbuche fuͤr Landwirthe (Berlin, Realſchulbuchhandlung.) findet.
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Der Hanf.
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Iſt der Boden nicht an ſich locker, ſo muß oft, wenigſtens vier Mal,
ſchnell hintereinander und tief, dazu gepfluͤgt werden.
Beſtellung.
Auf feuchtem Boden iſt ihm der hitzigere Schaaf- und Pferdemiſt am
zutraͤglichſten. Wenn man ihn aber auf trocknerem Boden bauen wollte, wuͤrde
er zergangenen Rindviehmiſt in ſtarker Maſſe verlangen.
Er wird von der Mitte Aprils bis Ende Mays auf die friſche Pflug-
furche geſaͤet, zu 1 bis 1½ Schfl. auf den Morgen, je nachdem man ihn groͤ-
ber und ſtaͤrker oder feiner haben will. Man nimmt gern eine feuchte Wit-
terung wahr, und egget ihn dann ein. Vom Hanf haͤlt man den Saamen
des vorigen Jahres beſſer, wie aͤltern, und wechſelt nicht damit.
§. 236.
Er gehet ſchnell auf, waͤchſt aͤußerſt geſchwind in die Hoͤhe, ſo daß er
bald das Land beſchattet, allem Unkraute zuvorkommt, und des Jaͤtens oder
Behackens ſelten bedarf. Hierin beſteht ein großer Vortheil ſeines Anbaues
gegen den Leinbau. Nur der ſogenannte Hanftoͤdter, Orobanche major und
ramosa, waͤchſt unter ihn an einigen Orten auf, und iſt im Stande ihn voͤl-
lig zu zerſtoͤren. An andern Orten findet er ſich gar nicht.
Vegetation.
In der Regel aber wird der maͤnnliche Hanf, nachdem er groͤßtentheils
abgeſtaͤubet hat, und ſeine Spitzen gelb zu werden anfangen, ausgezogen, wel-
ches man Fimmeln nennt. Gewoͤhnlich tritt der Zeitpunkt dazu Ende July
oder Anfangs Auguſts, alſo bei den dringendſten Erntegeſchaͤften ein, welches
die Sache beſchwerlich macht, da ſie viele Zeit wegnimmt. Dieſer Hanf giebt
aber, jetzt aufgezogen, das feinſte Geſpinnſt, und man unterlaͤßt es deshalb
ungern. Auch bekommen die ſtehend bleibenden weiblichen Pflanzen mehr
Raum, um zu erſtarken und mehreren Saamen auszubilden.
Die uͤbrige Ernte und die Bereitung des Hanfes kommt der des Flach-
ſes ziemlich gleich. Doch hat man mehrere abweichende Methoden, die man
in allen Anweiſungen zum Hanfbau, in landwirthſchaftlichen Handbuͤchern und
beſondern Schriften daruͤber, neuerlichſt auch in Kaͤhlers ſchaͤtzbarem
Handbuche fuͤr Landwirthe (Berlin, Realſchulbuchhandlung.) findet.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/207>, abgerufen am 23.11.2024.
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