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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Mohn.

Die Farbe der Blüte ist gleichgültig. Der Saamen ist von schwarzer und
weißer Farbe; einige halten den schwarzen, andere hingegen den weißen für einträg-
licher. Der weiße soll indessen annehmlicher im Geschmacke des Saamens selbst,
und auch des daraus bereiteten Oeles seyn. Man hält den für den besten, dessen
Köpfe, wenn sie reifen, eine bläulichte Farbe bekommen.

Wichtiger ist die Konstruktion der Kapseln, indem es eine Art giebt, deren
Deckel sich, wenn er reif ist, von selbst ablöst, so daß der Saamen dann ausge-
schüttet werden kann; eine andre, wo er sitzen bleibt und der Kopf geöffnet werden
muß. Die erstere paßt sich sehr gut zum Anbau im kleinen, wo man die einzeln
reifenden Köpfe forgsältig abschneidet und sie in Säcken sammelt, aber durchaus
nicht zum Anbau im Großen, wo man das ganze Mohnfeld auf einmal ab-
ernten will.

§. 217.

Der Mohn erfordert einen reichen, humosen und sorgfältig bearbeiteten Bo-Boden.
den. Bei dem Feldbau wählt man daher das vorzüglichste, in Dung erhaltene,
reinste und gegen Winde etwas geschützte Land dazu aus. Es muß schon im
Jahre zuvor zubereitet und gedüngt seyn, weil der Mohn bei früher Aussaat am
sichersten geräth.

§. 218.

Man säet ihn gern schon im März, auch selbst auf dem Schnee, wenn die-Aussaat.
ser das Land eben und gleichmäßig bedeckt hat, welche Aussaat besonders gut ge-
deihen soll.

Er wird nur sehr dünne ausgesäet, und erfordert daher einen Säemann, wel-
cher die Behandlung eines so feinen Saamens gärtnermäßig erlernt hat. Ein Pfund
ist schon überflüssig auf einem Morgen; wenn man jedoch die Pflanzen nachher
verdünnt, so kann es nicht schaden, wenn er dichter läuft.

§. 219.

Dieses Verdünnen beim Jäten oder Behacken bleibt immer unumgänglichVegetation.
nöthig, wenn man vollkommenen Mohn haben will. Die Pflanzen dürfen nicht
dichter als auf 6 Zoll aneinander stehen bleiben. Ja, wenn man einen recht kräf-
tigen und gegen den Wind geschützten Boden hat, so erhält man ohne Zweifel
den höchsten Ertrag, wenn sie auf 1 Fuß Entfernung gesetzt worden sind. Sobald

Der Mohn.

Die Farbe der Bluͤte iſt gleichguͤltig. Der Saamen iſt von ſchwarzer und
weißer Farbe; einige halten den ſchwarzen, andere hingegen den weißen fuͤr eintraͤg-
licher. Der weiße ſoll indeſſen annehmlicher im Geſchmacke des Saamens ſelbſt,
und auch des daraus bereiteten Oeles ſeyn. Man haͤlt den fuͤr den beſten, deſſen
Koͤpfe, wenn ſie reifen, eine blaͤulichte Farbe bekommen.

Wichtiger iſt die Konſtruktion der Kapſeln, indem es eine Art giebt, deren
Deckel ſich, wenn er reif iſt, von ſelbſt abloͤſt, ſo daß der Saamen dann ausge-
ſchuͤttet werden kann; eine andre, wo er ſitzen bleibt und der Kopf geoͤffnet werden
muß. Die erſtere paßt ſich ſehr gut zum Anbau im kleinen, wo man die einzeln
reifenden Koͤpfe forgſaͤltig abſchneidet und ſie in Saͤcken ſammelt, aber durchaus
nicht zum Anbau im Großen, wo man das ganze Mohnfeld auf einmal ab-
ernten will.

§. 217.

Der Mohn erfordert einen reichen, humoſen und ſorgfaͤltig bearbeiteten Bo-Boden.
den. Bei dem Feldbau waͤhlt man daher das vorzuͤglichſte, in Dung erhaltene,
reinſte und gegen Winde etwas geſchuͤtzte Land dazu aus. Es muß ſchon im
Jahre zuvor zubereitet und geduͤngt ſeyn, weil der Mohn bei fruͤher Ausſaat am
ſicherſten geraͤth.

§. 218.

Man ſaͤet ihn gern ſchon im Maͤrz, auch ſelbſt auf dem Schnee, wenn die-Ausſaat.
ſer das Land eben und gleichmaͤßig bedeckt hat, welche Ausſaat beſonders gut ge-
deihen ſoll.

Er wird nur ſehr duͤnne ausgeſaͤet, und erfordert daher einen Saͤemann, wel-
cher die Behandlung eines ſo feinen Saamens gaͤrtnermaͤßig erlernt hat. Ein Pfund
iſt ſchon uͤberfluͤſſig auf einem Morgen; wenn man jedoch die Pflanzen nachher
verduͤnnt, ſo kann es nicht ſchaden, wenn er dichter laͤuft.

§. 219.

Dieſes Verduͤnnen beim Jaͤten oder Behacken bleibt immer unumgaͤnglichVegetation.
noͤthig, wenn man vollkommenen Mohn haben will. Die Pflanzen duͤrfen nicht
dichter als auf 6 Zoll aneinander ſtehen bleiben. Ja, wenn man einen recht kraͤf-
tigen und gegen den Wind geſchuͤtzten Boden hat, ſo erhaͤlt man ohne Zweifel
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[173/0197] Der Mohn. Die Farbe der Bluͤte iſt gleichguͤltig. Der Saamen iſt von ſchwarzer und weißer Farbe; einige halten den ſchwarzen, andere hingegen den weißen fuͤr eintraͤg- licher. Der weiße ſoll indeſſen annehmlicher im Geſchmacke des Saamens ſelbſt, und auch des daraus bereiteten Oeles ſeyn. Man haͤlt den fuͤr den beſten, deſſen Koͤpfe, wenn ſie reifen, eine blaͤulichte Farbe bekommen. Wichtiger iſt die Konſtruktion der Kapſeln, indem es eine Art giebt, deren Deckel ſich, wenn er reif iſt, von ſelbſt abloͤſt, ſo daß der Saamen dann ausge- ſchuͤttet werden kann; eine andre, wo er ſitzen bleibt und der Kopf geoͤffnet werden muß. Die erſtere paßt ſich ſehr gut zum Anbau im kleinen, wo man die einzeln reifenden Koͤpfe forgſaͤltig abſchneidet und ſie in Saͤcken ſammelt, aber durchaus nicht zum Anbau im Großen, wo man das ganze Mohnfeld auf einmal ab- ernten will. §. 217. Der Mohn erfordert einen reichen, humoſen und ſorgfaͤltig bearbeiteten Bo- den. Bei dem Feldbau waͤhlt man daher das vorzuͤglichſte, in Dung erhaltene, reinſte und gegen Winde etwas geſchuͤtzte Land dazu aus. Es muß ſchon im Jahre zuvor zubereitet und geduͤngt ſeyn, weil der Mohn bei fruͤher Ausſaat am ſicherſten geraͤth. Boden. §. 218. Man ſaͤet ihn gern ſchon im Maͤrz, auch ſelbſt auf dem Schnee, wenn die- ſer das Land eben und gleichmaͤßig bedeckt hat, welche Ausſaat beſonders gut ge- deihen ſoll. Ausſaat. Er wird nur ſehr duͤnne ausgeſaͤet, und erfordert daher einen Saͤemann, wel- cher die Behandlung eines ſo feinen Saamens gaͤrtnermaͤßig erlernt hat. Ein Pfund iſt ſchon uͤberfluͤſſig auf einem Morgen; wenn man jedoch die Pflanzen nachher verduͤnnt, ſo kann es nicht ſchaden, wenn er dichter laͤuft. §. 219. Dieſes Verduͤnnen beim Jaͤten oder Behacken bleibt immer unumgaͤnglich noͤthig, wenn man vollkommenen Mohn haben will. Die Pflanzen duͤrfen nicht dichter als auf 6 Zoll aneinander ſtehen bleiben. Ja, wenn man einen recht kraͤf- tigen und gegen den Wind geſchuͤtzten Boden hat, ſo erhaͤlt man ohne Zweifel den hoͤchſten Ertrag, wenn ſie auf 1 Fuß Entfernung geſetzt worden ſind. Sobald Vegetation.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/197>, abgerufen am 24.11.2024.