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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Winterrapps und Rübsen.

In diesen Haufen bleibt er ungefähr 24 Stunden ungerührt liegen, wäh-
rend welcher Zeit er etwas warm wird, und diese Wärme dient dazu, dem Raps
ein recht schwarzes und schönes Ansehen zu verschaffen.

Am stärksten wurde ich überrascht, wie ich im Magazin eine so große Menge
Raps liegen sah. Es befand sich daselbst noch beinahe der ganze Vorrath vom
vorigen Jahr, und da jährlich über 1500 Tonnen gewonnen werden, so konnte
der Vorrath sich wohl auf 3000 Tonnen belaufen."

So weit aus meinem Tagebuche. Die Art dieses Verfahrens bei der Raps-
ernte wird gewiß ein jeder loben. Die Arbeit geht mit einer weit größeren
Schnelligkeit von statten, und der Werth, den eine solche Beförderung kurz vor
der Getreideernte hat, ist von großer Bedeutung. Aber auch wieder auf der an-
deren Seite betrachtet, so geschieht alles unter freiem Himmel, und anhaltend
gutes Wetter ist das nothwendigste Erforderniß. Fällt nun statt dessen in dieser
Zeit ein Regenwetter ein, so möchte es doch wohl rathsam seyn, an einzelnen
guten Tagen so viel wie möglich ins Zimmer zubringen. Immer ist es daher
besser, wenn dem Gutachten des Wirths die Wahl überlassen bleibt; er wird
zeitig genug solche Maaßregeln treffen, wodurch er im Stande ist, bei guter und
schlechter Witterung diejenige Methode zu wählen, die er seinem Vortheil ge-
mäß und den Umständen am passendsten findet."

Schwerz schlägt Bd. II. S. 178. als eine neue von ihm nur geahnete,
noch nicht ausgeführte Methode vor, den Rapps gleich nach dem Schneiden in
Feimen zusammen zu bringen, und ihn in selbigen nachreifen zu lassen. Diese
Methode ist aber keinesweges neu oder noch problematisch, sondern von dem alten
Reichard (der die Feimen noch mit Brettern belegt und mit Steinen beschwert
wissen will, um den Rapps um so mehr in Hitze zu setzen, was aber doch unnö-
thig ist) beschrieben und wird in vielen westphälischen Wirthschaften angewandt.
Die Körner leiden nicht dabei, reifen vielmehr ohne Ausfall sehr gut nach. Nur
das Stroh wird verdorben, wenn die Feime sich erhitzt.

Es werden zuerst 5 oder 6 gebundene Garben aufrecht aneinander gesetzt, und
unter selbige vielleicht ein Bund Stroh gelegt. Dann bringt man die Gelege heran,
und legt sie, die Schoten nach innen, die Sturzenden nach außen, ordentlich an.
Man bedeckt die vollendeten Haufen nachher mit Stroh, mehr der Vögel als der
Nässe wegen, und läßt sie bis zum Abdreschen, was dann gewöhnlich auf dem
Felde bei trockner Witterung geschiehet, stehen.


Winterrapps und Ruͤbſen.

In dieſen Haufen bleibt er ungefaͤhr 24 Stunden ungeruͤhrt liegen, waͤh-
rend welcher Zeit er etwas warm wird, und dieſe Waͤrme dient dazu, dem Raps
ein recht ſchwarzes und ſchoͤnes Anſehen zu verſchaffen.

Am ſtaͤrkſten wurde ich uͤberraſcht, wie ich im Magazin eine ſo große Menge
Raps liegen ſah. Es befand ſich daſelbſt noch beinahe der ganze Vorrath vom
vorigen Jahr, und da jaͤhrlich uͤber 1500 Tonnen gewonnen werden, ſo konnte
der Vorrath ſich wohl auf 3000 Tonnen belaufen.“

So weit aus meinem Tagebuche. Die Art dieſes Verfahrens bei der Raps-
ernte wird gewiß ein jeder loben. Die Arbeit geht mit einer weit groͤßeren
Schnelligkeit von ſtatten, und der Werth, den eine ſolche Befoͤrderung kurz vor
der Getreideernte hat, iſt von großer Bedeutung. Aber auch wieder auf der an-
deren Seite betrachtet, ſo geſchieht alles unter freiem Himmel, und anhaltend
gutes Wetter iſt das nothwendigſte Erforderniß. Faͤllt nun ſtatt deſſen in dieſer
Zeit ein Regenwetter ein, ſo moͤchte es doch wohl rathſam ſeyn, an einzelnen
guten Tagen ſo viel wie moͤglich ins Zimmer zubringen. Immer iſt es daher
beſſer, wenn dem Gutachten des Wirths die Wahl uͤberlaſſen bleibt; er wird
zeitig genug ſolche Maaßregeln treffen, wodurch er im Stande iſt, bei guter und
ſchlechter Witterung diejenige Methode zu waͤhlen, die er ſeinem Vortheil ge-
maͤß und den Umſtaͤnden am paſſendſten findet.“

Schwerz ſchlaͤgt Bd. II. S. 178. als eine neue von ihm nur geahnete,
noch nicht ausgefuͤhrte Methode vor, den Rapps gleich nach dem Schneiden in
Feimen zuſammen zu bringen, und ihn in ſelbigen nachreifen zu laſſen. Dieſe
Methode iſt aber keinesweges neu oder noch problematiſch, ſondern von dem alten
Reichard (der die Feimen noch mit Brettern belegt und mit Steinen beſchwert
wiſſen will, um den Rapps um ſo mehr in Hitze zu ſetzen, was aber doch unnoͤ-
thig iſt) beſchrieben und wird in vielen weſtphaͤliſchen Wirthſchaften angewandt.
Die Koͤrner leiden nicht dabei, reifen vielmehr ohne Ausfall ſehr gut nach. Nur
das Stroh wird verdorben, wenn die Feime ſich erhitzt.

Es werden zuerſt 5 oder 6 gebundene Garben aufrecht aneinander geſetzt, und
unter ſelbige vielleicht ein Bund Stroh gelegt. Dann bringt man die Gelege heran,
und legt ſie, die Schoten nach innen, die Sturzenden nach außen, ordentlich an.
Man bedeckt die vollendeten Haufen nachher mit Stroh, mehr der Voͤgel als der
Naͤſſe wegen, und laͤßt ſie bis zum Abdreſchen, was dann gewoͤhnlich auf dem
Felde bei trockner Witterung geſchiehet, ſtehen.


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[165/0189] Winterrapps und Ruͤbſen. In dieſen Haufen bleibt er ungefaͤhr 24 Stunden ungeruͤhrt liegen, waͤh- rend welcher Zeit er etwas warm wird, und dieſe Waͤrme dient dazu, dem Raps ein recht ſchwarzes und ſchoͤnes Anſehen zu verſchaffen. Am ſtaͤrkſten wurde ich uͤberraſcht, wie ich im Magazin eine ſo große Menge Raps liegen ſah. Es befand ſich daſelbſt noch beinahe der ganze Vorrath vom vorigen Jahr, und da jaͤhrlich uͤber 1500 Tonnen gewonnen werden, ſo konnte der Vorrath ſich wohl auf 3000 Tonnen belaufen.“ So weit aus meinem Tagebuche. Die Art dieſes Verfahrens bei der Raps- ernte wird gewiß ein jeder loben. Die Arbeit geht mit einer weit groͤßeren Schnelligkeit von ſtatten, und der Werth, den eine ſolche Befoͤrderung kurz vor der Getreideernte hat, iſt von großer Bedeutung. Aber auch wieder auf der an- deren Seite betrachtet, ſo geſchieht alles unter freiem Himmel, und anhaltend gutes Wetter iſt das nothwendigſte Erforderniß. Faͤllt nun ſtatt deſſen in dieſer Zeit ein Regenwetter ein, ſo moͤchte es doch wohl rathſam ſeyn, an einzelnen guten Tagen ſo viel wie moͤglich ins Zimmer zubringen. Immer iſt es daher beſſer, wenn dem Gutachten des Wirths die Wahl uͤberlaſſen bleibt; er wird zeitig genug ſolche Maaßregeln treffen, wodurch er im Stande iſt, bei guter und ſchlechter Witterung diejenige Methode zu waͤhlen, die er ſeinem Vortheil ge- maͤß und den Umſtaͤnden am paſſendſten findet.“ Schwerz ſchlaͤgt Bd. II. S. 178. als eine neue von ihm nur geahnete, noch nicht ausgefuͤhrte Methode vor, den Rapps gleich nach dem Schneiden in Feimen zuſammen zu bringen, und ihn in ſelbigen nachreifen zu laſſen. Dieſe Methode iſt aber keinesweges neu oder noch problematiſch, ſondern von dem alten Reichard (der die Feimen noch mit Brettern belegt und mit Steinen beſchwert wiſſen will, um den Rapps um ſo mehr in Hitze zu ſetzen, was aber doch unnoͤ- thig iſt) beſchrieben und wird in vielen weſtphaͤliſchen Wirthſchaften angewandt. Die Koͤrner leiden nicht dabei, reifen vielmehr ohne Ausfall ſehr gut nach. Nur das Stroh wird verdorben, wenn die Feime ſich erhitzt. Es werden zuerſt 5 oder 6 gebundene Garben aufrecht aneinander geſetzt, und unter ſelbige vielleicht ein Bund Stroh gelegt. Dann bringt man die Gelege heran, und legt ſie, die Schoten nach innen, die Sturzenden nach außen, ordentlich an. Man bedeckt die vollendeten Haufen nachher mit Stroh, mehr der Voͤgel als der Naͤſſe wegen, und laͤßt ſie bis zum Abdreſchen, was dann gewoͤhnlich auf dem Felde bei trockner Witterung geſchiehet, ſtehen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/189>, abgerufen am 24.11.2024.