Pferdehacken oder Anhäufe- Pflüge.Allein dieses Behacken erforderte zu viele Handarbeit, um den Bau sol- cher Früchte im offnen Felde im Großen betreiben zu können. Und da man doch den Vortheil desselben fühlte, und sich der Kartoffelbau besonders mehr verbreitete, so sing man an, den Haken oder andre landübliche Pflugwerk- zeuge dazu zu gebrauchen. Mehrere haben eine Abänderung des Hakens ge- troffen, um ihn zu dem Zwecke bequemer einzurichten. Meine Umformung des Mecklenburgischen Hakens, so wie ich ihn in meiner Ausgabe von Ber- gens Viehzucht abbildete, erhielt Beifall, und verbreitete sich unter dem Na- men der Kartoffelhacke am meisten. Ich habe ihn nachmals hauptsächlich durch Weglassung der Scheerdeichsel und durch eine freiere Anspannung, die das Instrument mehr der Gewalt des Führers überläßt, verbessert, und im 3ten Hefte meiner Beschreibung der nutzbarsten Ackerwerkzeuge abgebildet. Seitdem habe ich es zweckmäßig gefunden, ihm statt der vordern eisernen Spitze, womit er in die Erde eingreift, ein breiteres weniger spitzes, Schaar zu geben, damit er mehrere Erde aus dem Grunde der Furche heraushebe, und an die Rücken anhäufe.
Wir haben diesem Instrumente auch bewegliche Streichbretter gegeben, welche durch Bügel an ihren hintern Theilen weiter oder enger gespannt wer- den können, und die man dann am besten von gegossenem Eisen nimmt. Hier- bei fand sich zwar nichts zu erinnern, da man aber so allgemein mit jenem Instrumente zufrieden war, so haben wir Bedenken getragen, es complizirter zu machen, damit seine Verbreitung dadurch nicht erschweret werde.
Dasjenige englische Instrument, welches im 3ten Hefte meiner Beschrei- bung der Ackerwerkzeuge, Tafel I. und II. abgebildet und der doppelte Streich- brett-Pflug benannt ist, verrichtet die Arbeit des Anhäufelns freilich auf eine noch vollkommnere Weise, bringt höhere Rücken mit tieferen Furchen hervor, und streift das an den Anwänden häufig ausschlagende Unkraut, wenn die Streichbretter mehr auseinander gespannt werden, schärfer ab; weswegen durch Anwendung desselben der Hackfruchtbau ungleich vollkommener, als ohne sel- biges betrieben werden kann. Man gebraucht es selten bei der ersten Anhäu- fung, weil diese nicht so stark zu seyn braucht, und das Instrument eine An-
Hackfruchtbau.
§. 171.
Pferdehacken oder Anhaͤufe- Pfluͤge.Allein dieſes Behacken erforderte zu viele Handarbeit, um den Bau ſol- cher Fruͤchte im offnen Felde im Großen betreiben zu koͤnnen. Und da man doch den Vortheil deſſelben fuͤhlte, und ſich der Kartoffelbau beſonders mehr verbreitete, ſo ſing man an, den Haken oder andre landuͤbliche Pflugwerk- zeuge dazu zu gebrauchen. Mehrere haben eine Abaͤnderung des Hakens ge- troffen, um ihn zu dem Zwecke bequemer einzurichten. Meine Umformung des Mecklenburgiſchen Hakens, ſo wie ich ihn in meiner Ausgabe von Ber- gens Viehzucht abbildete, erhielt Beifall, und verbreitete ſich unter dem Na- men der Kartoffelhacke am meiſten. Ich habe ihn nachmals hauptſaͤchlich durch Weglaſſung der Scheerdeichſel und durch eine freiere Anſpannung, die das Inſtrument mehr der Gewalt des Fuͤhrers uͤberlaͤßt, verbeſſert, und im 3ten Hefte meiner Beſchreibung der nutzbarſten Ackerwerkzeuge abgebildet. Seitdem habe ich es zweckmaͤßig gefunden, ihm ſtatt der vordern eiſernen Spitze, womit er in die Erde eingreift, ein breiteres weniger ſpitzes, Schaar zu geben, damit er mehrere Erde aus dem Grunde der Furche heraushebe, und an die Ruͤcken anhaͤufe.
Wir haben dieſem Inſtrumente auch bewegliche Streichbretter gegeben, welche durch Buͤgel an ihren hintern Theilen weiter oder enger geſpannt wer- den koͤnnen, und die man dann am beſten von gegoſſenem Eiſen nimmt. Hier- bei fand ſich zwar nichts zu erinnern, da man aber ſo allgemein mit jenem Inſtrumente zufrieden war, ſo haben wir Bedenken getragen, es complizirter zu machen, damit ſeine Verbreitung dadurch nicht erſchweret werde.
Dasjenige engliſche Inſtrument, welches im 3ten Hefte meiner Beſchrei- bung der Ackerwerkzeuge, Tafel I. und II. abgebildet und der doppelte Streich- brett-Pflug benannt iſt, verrichtet die Arbeit des Anhaͤufelns freilich auf eine noch vollkommnere Weiſe, bringt hoͤhere Ruͤcken mit tieferen Furchen hervor, und ſtreift das an den Anwaͤnden haͤufig ausſchlagende Unkraut, wenn die Streichbretter mehr auseinander geſpannt werden, ſchaͤrfer ab; weswegen durch Anwendung deſſelben der Hackfruchtbau ungleich vollkommener, als ohne ſel- biges betrieben werden kann. Man gebraucht es ſelten bei der erſten Anhaͤu- fung, weil dieſe nicht ſo ſtark zu ſeyn braucht, und das Inſtrument eine An-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0162"n="138"/><fwplace="top"type="header">Hackfruchtbau.</fw><lb/><divn="3"><head>§. 171.</head><lb/><p><noteplace="left">Pferdehacken<lb/>
oder Anhaͤufe-<lb/>
Pfluͤge.</note>Allein dieſes Behacken erforderte zu viele Handarbeit, um den Bau ſol-<lb/>
cher Fruͤchte im offnen Felde im Großen betreiben zu koͤnnen. Und da man<lb/>
doch den Vortheil deſſelben fuͤhlte, und ſich der Kartoffelbau beſonders mehr<lb/>
verbreitete, ſo ſing man an, den Haken oder andre landuͤbliche Pflugwerk-<lb/>
zeuge dazu zu gebrauchen. Mehrere haben eine Abaͤnderung des Hakens ge-<lb/>
troffen, um ihn zu dem Zwecke bequemer einzurichten. Meine Umformung<lb/>
des Mecklenburgiſchen Hakens, ſo wie ich ihn in meiner Ausgabe von <hirendition="#g">Ber-<lb/>
gens</hi> Viehzucht abbildete, erhielt Beifall, und verbreitete ſich unter dem Na-<lb/>
men der Kartoffelhacke am meiſten. Ich habe ihn nachmals hauptſaͤchlich<lb/>
durch Weglaſſung der Scheerdeichſel und durch eine freiere Anſpannung, die<lb/>
das Inſtrument mehr der Gewalt des Fuͤhrers uͤberlaͤßt, verbeſſert, und im<lb/>
3ten Hefte meiner Beſchreibung der nutzbarſten Ackerwerkzeuge abgebildet.<lb/>
Seitdem habe ich es zweckmaͤßig gefunden, ihm ſtatt der vordern eiſernen<lb/>
Spitze, womit er in die Erde eingreift, ein breiteres weniger ſpitzes, Schaar<lb/>
zu geben, damit er mehrere Erde aus dem Grunde der Furche heraushebe,<lb/>
und an die Ruͤcken anhaͤufe.</p><lb/><p>Wir haben dieſem Inſtrumente auch bewegliche Streichbretter gegeben,<lb/>
welche durch Buͤgel an ihren hintern Theilen weiter oder enger geſpannt wer-<lb/>
den koͤnnen, und die man dann am beſten von gegoſſenem Eiſen nimmt. Hier-<lb/>
bei fand ſich zwar nichts zu erinnern, da man aber ſo allgemein mit jenem<lb/>
Inſtrumente zufrieden war, ſo haben wir Bedenken getragen, es complizirter<lb/>
zu machen, damit ſeine Verbreitung dadurch nicht erſchweret werde.</p><lb/><p>Dasjenige engliſche Inſtrument, welches im 3ten Hefte meiner Beſchrei-<lb/>
bung der Ackerwerkzeuge, Tafel <hirendition="#aq">I.</hi> und <hirendition="#aq">II.</hi> abgebildet und der doppelte Streich-<lb/>
brett-Pflug benannt iſt, verrichtet die Arbeit des Anhaͤufelns freilich auf eine<lb/>
noch vollkommnere Weiſe, bringt hoͤhere Ruͤcken mit tieferen Furchen hervor,<lb/>
und ſtreift das an den Anwaͤnden haͤufig ausſchlagende Unkraut, wenn die<lb/>
Streichbretter mehr auseinander geſpannt werden, ſchaͤrfer ab; weswegen durch<lb/>
Anwendung deſſelben der Hackfruchtbau ungleich vollkommener, als ohne ſel-<lb/>
biges betrieben werden kann. Man gebraucht es ſelten bei der erſten Anhaͤu-<lb/>
fung, weil dieſe nicht ſo ſtark zu ſeyn braucht, und das Inſtrument eine An-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[138/0162]
Hackfruchtbau.
§. 171.
Allein dieſes Behacken erforderte zu viele Handarbeit, um den Bau ſol-
cher Fruͤchte im offnen Felde im Großen betreiben zu koͤnnen. Und da man
doch den Vortheil deſſelben fuͤhlte, und ſich der Kartoffelbau beſonders mehr
verbreitete, ſo ſing man an, den Haken oder andre landuͤbliche Pflugwerk-
zeuge dazu zu gebrauchen. Mehrere haben eine Abaͤnderung des Hakens ge-
troffen, um ihn zu dem Zwecke bequemer einzurichten. Meine Umformung
des Mecklenburgiſchen Hakens, ſo wie ich ihn in meiner Ausgabe von Ber-
gens Viehzucht abbildete, erhielt Beifall, und verbreitete ſich unter dem Na-
men der Kartoffelhacke am meiſten. Ich habe ihn nachmals hauptſaͤchlich
durch Weglaſſung der Scheerdeichſel und durch eine freiere Anſpannung, die
das Inſtrument mehr der Gewalt des Fuͤhrers uͤberlaͤßt, verbeſſert, und im
3ten Hefte meiner Beſchreibung der nutzbarſten Ackerwerkzeuge abgebildet.
Seitdem habe ich es zweckmaͤßig gefunden, ihm ſtatt der vordern eiſernen
Spitze, womit er in die Erde eingreift, ein breiteres weniger ſpitzes, Schaar
zu geben, damit er mehrere Erde aus dem Grunde der Furche heraushebe,
und an die Ruͤcken anhaͤufe.
Pferdehacken
oder Anhaͤufe-
Pfluͤge.
Wir haben dieſem Inſtrumente auch bewegliche Streichbretter gegeben,
welche durch Buͤgel an ihren hintern Theilen weiter oder enger geſpannt wer-
den koͤnnen, und die man dann am beſten von gegoſſenem Eiſen nimmt. Hier-
bei fand ſich zwar nichts zu erinnern, da man aber ſo allgemein mit jenem
Inſtrumente zufrieden war, ſo haben wir Bedenken getragen, es complizirter
zu machen, damit ſeine Verbreitung dadurch nicht erſchweret werde.
Dasjenige engliſche Inſtrument, welches im 3ten Hefte meiner Beſchrei-
bung der Ackerwerkzeuge, Tafel I. und II. abgebildet und der doppelte Streich-
brett-Pflug benannt iſt, verrichtet die Arbeit des Anhaͤufelns freilich auf eine
noch vollkommnere Weiſe, bringt hoͤhere Ruͤcken mit tieferen Furchen hervor,
und ſtreift das an den Anwaͤnden haͤufig ausſchlagende Unkraut, wenn die
Streichbretter mehr auseinander geſpannt werden, ſchaͤrfer ab; weswegen durch
Anwendung deſſelben der Hackfruchtbau ungleich vollkommener, als ohne ſel-
biges betrieben werden kann. Man gebraucht es ſelten bei der erſten Anhaͤu-
fung, weil dieſe nicht ſo ſtark zu ſeyn braucht, und das Inſtrument eine An-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/162>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.