kann man nur auf gutem gedüngten Boden Anschlag machen. Mißrathen sie wegen Dürre im Frühjahre, so kann freilich auch der Heuertrag auf 1000 Pfd. herabfallen.
§. 153.
Grün abgemähete Wicken entziehen dem Boden nach allen darüber an- gestellten Versuchen nichts; vielmehr hat man die darnach gesäete Frucht oft besser als nach einer Brache gefunden, wenn man die Wickenstoppel schnell umbrach. Reifende Wicken aber sind den Erbsen darin gleich. Und das so häufig gesäete Gemenge von Wicken und Hafer erschöpft, wenn es fast zur Reife kommt, so merklich mehr, daß der folgende Rocken auf einem allmäh- lig abgemäheten Wickhaferfelde deutlich zeigt, wo man die Vorfrucht zu lange stehen und reifen ließ. In England ist es nichts ungewöhnliches, die Wicken bloß zur Verbesserung des Bodens zu säen. Man pflügt sie jedoch nicht ge- radezu unter, sondern treibt, wenn sie in Blüte treten, Mastvieh, besonders Schweine hinein, die zwar das Mehrste niedertreten, aber doch vieles fressen, wonach man das Feld gleich umbricht, und besonders Rappsaat danach bauet: eine Methode, die unter gewissen Verhältnissen nicht so unökonomisch ist, als sie einem Reisenden von meiner Bekanntschaft schien.
§. 154.
Gebrauch der Körner.Wenn die Wicken reife Körner tragen, so werden diese zur Fütterung der Pferde und zur Mastung der Schweine mehrentheils verwandt, auch den Schaafen gegeben; und man zieht solche zu diesem Behuf den Erbsen vor. Ein Marktartikel ist das Korn selten, jedoch verkauft man sie häufig zur Saat. Sie lassen sich lange aufbewahren, und es kommt dann eine Zeit, wo man sie mit reichlichen Zinsen verkaufen kann. In Wirthschaften, die auf Futter- bau berechnet sind, ist es rathsam, einen Vorrath davon auf dem Boden zu erhalten, weil sie die sicherste Aushülfe geben, wenn der Klee mißräth.
Das Stroh der reifen Wicken ist dem Vieh angenehmer als das Erbsen- stroh, wird dem Heu oft gleich geschätzt, kommt aber dem grünen Wicken- heu bei weitem nicht gleich.
Einige andre Früchte aus dieser Klasse werden nur selten und örtlich ge- bauet, wie die Platterbse (Lathirus sativus) und die Kicher (Cicer arietinum).
Huͤlſenfruͤchte.
kann man nur auf gutem geduͤngten Boden Anſchlag machen. Mißrathen ſie wegen Duͤrre im Fruͤhjahre, ſo kann freilich auch der Heuertrag auf 1000 Pfd. herabfallen.
§. 153.
Gruͤn abgemaͤhete Wicken entziehen dem Boden nach allen daruͤber an- geſtellten Verſuchen nichts; vielmehr hat man die darnach geſaͤete Frucht oft beſſer als nach einer Brache gefunden, wenn man die Wickenſtoppel ſchnell umbrach. Reifende Wicken aber ſind den Erbſen darin gleich. Und das ſo haͤufig geſaͤete Gemenge von Wicken und Hafer erſchoͤpft, wenn es faſt zur Reife kommt, ſo merklich mehr, daß der folgende Rocken auf einem allmaͤh- lig abgemaͤheten Wickhaferfelde deutlich zeigt, wo man die Vorfrucht zu lange ſtehen und reifen ließ. In England iſt es nichts ungewoͤhnliches, die Wicken bloß zur Verbeſſerung des Bodens zu ſaͤen. Man pfluͤgt ſie jedoch nicht ge- radezu unter, ſondern treibt, wenn ſie in Bluͤte treten, Maſtvieh, beſonders Schweine hinein, die zwar das Mehrſte niedertreten, aber doch vieles freſſen, wonach man das Feld gleich umbricht, und beſonders Rappſaat danach bauet: eine Methode, die unter gewiſſen Verhaͤltniſſen nicht ſo unoͤkonomiſch iſt, als ſie einem Reiſenden von meiner Bekanntſchaft ſchien.
§. 154.
Gebrauch der Koͤrner.Wenn die Wicken reife Koͤrner tragen, ſo werden dieſe zur Fuͤtterung der Pferde und zur Maſtung der Schweine mehrentheils verwandt, auch den Schaafen gegeben; und man zieht ſolche zu dieſem Behuf den Erbſen vor. Ein Marktartikel iſt das Korn ſelten, jedoch verkauft man ſie haͤufig zur Saat. Sie laſſen ſich lange aufbewahren, und es kommt dann eine Zeit, wo man ſie mit reichlichen Zinſen verkaufen kann. In Wirthſchaften, die auf Futter- bau berechnet ſind, iſt es rathſam, einen Vorrath davon auf dem Boden zu erhalten, weil ſie die ſicherſte Aushuͤlfe geben, wenn der Klee mißraͤth.
Das Stroh der reifen Wicken iſt dem Vieh angenehmer als das Erbſen- ſtroh, wird dem Heu oft gleich geſchaͤtzt, kommt aber dem gruͤnen Wicken- heu bei weitem nicht gleich.
Einige andre Fruͤchte aus dieſer Klaſſe werden nur ſelten und oͤrtlich ge- bauet, wie die Platterbſe (Lathirus sativus) und die Kicher (Cicer arietinum).
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Huͤlſenfruͤchte.
kann man nur auf gutem geduͤngten Boden Anſchlag machen. Mißrathen ſie wegen
Duͤrre im Fruͤhjahre, ſo kann freilich auch der Heuertrag auf 1000 Pfd. herabfallen.
§. 153.
Gruͤn abgemaͤhete Wicken entziehen dem Boden nach allen daruͤber an-
geſtellten Verſuchen nichts; vielmehr hat man die darnach geſaͤete Frucht oft
beſſer als nach einer Brache gefunden, wenn man die Wickenſtoppel ſchnell
umbrach. Reifende Wicken aber ſind den Erbſen darin gleich. Und das ſo
haͤufig geſaͤete Gemenge von Wicken und Hafer erſchoͤpft, wenn es faſt zur
Reife kommt, ſo merklich mehr, daß der folgende Rocken auf einem allmaͤh-
lig abgemaͤheten Wickhaferfelde deutlich zeigt, wo man die Vorfrucht zu lange
ſtehen und reifen ließ. In England iſt es nichts ungewoͤhnliches, die Wicken
bloß zur Verbeſſerung des Bodens zu ſaͤen. Man pfluͤgt ſie jedoch nicht ge-
radezu unter, ſondern treibt, wenn ſie in Bluͤte treten, Maſtvieh, beſonders
Schweine hinein, die zwar das Mehrſte niedertreten, aber doch vieles freſſen,
wonach man das Feld gleich umbricht, und beſonders Rappſaat danach bauet:
eine Methode, die unter gewiſſen Verhaͤltniſſen nicht ſo unoͤkonomiſch iſt, als
ſie einem Reiſenden von meiner Bekanntſchaft ſchien.
§. 154.
Wenn die Wicken reife Koͤrner tragen, ſo werden dieſe zur Fuͤtterung
der Pferde und zur Maſtung der Schweine mehrentheils verwandt, auch den
Schaafen gegeben; und man zieht ſolche zu dieſem Behuf den Erbſen vor.
Ein Marktartikel iſt das Korn ſelten, jedoch verkauft man ſie haͤufig zur Saat.
Sie laſſen ſich lange aufbewahren, und es kommt dann eine Zeit, wo man
ſie mit reichlichen Zinſen verkaufen kann. In Wirthſchaften, die auf Futter-
bau berechnet ſind, iſt es rathſam, einen Vorrath davon auf dem Boden zu
erhalten, weil ſie die ſicherſte Aushuͤlfe geben, wenn der Klee mißraͤth.
Gebrauch der
Koͤrner.
Das Stroh der reifen Wicken iſt dem Vieh angenehmer als das Erbſen-
ſtroh, wird dem Heu oft gleich geſchaͤtzt, kommt aber dem gruͤnen Wicken-
heu bei weitem nicht gleich.
Einige andre Fruͤchte aus dieſer Klaſſe werden nur ſelten und oͤrtlich ge-
bauet, wie die Platterbſe (Lathirus sativus) und die Kicher (Cicer arietinum).
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/154>, abgerufen am 25.11.2024.
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